Larisa am Hermos. Untersuchungen zu Stadt und Architektur

Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Siedlungsreste von Larisa im kleinasiatischen Äolien von schwedischen und deutschen Archäologen erforscht. Trotz der schwierigen Verhältnisse während des Zweiten Weltkrieges konnten die Forschungsergebnisse in einer dreibändigen Publikation veröffentlicht werden. Die architektonischen Dokumentationen beschränkten sich jedoch weitgehend auf die Akropolis, eine Ausweitung der Feldforschung auf weitere Bereiche der antiken Stadt ist bisher nicht geschehen. Erst seit 2010 werden Larisa und ihr unmittelbares Umfeld im Rahmen eines Architektursurveys der İstanbul Teknik Üniversitesi (TU Istanbul) weiter erforscht.
Neueren Forschungsergebnissen zufolge umfasst Larisa zwei Kernsiedlungsbereiche (Larisa West und Ost), die nur 1.5 km voneinander entfernt sind und sich jeweils auf und um eine Anhöhe erstrecken. Larisa West funktionierte vorwiegend als Herrscherresidenz und schließt die Akropolis mit Repräsentationsbauten sowie Stadtgebiete im Süd- und Nordhang ein. Der flache Südhang weist eine ausgedehnte Wohnstadt auf. Die zahlreichen Mauerreste deuten zum Teil eine regelmäßige Planung an. Der steile Nordhang gewann mit seinem im Jahr 2018 identifizierten und dokumentierten Theater an Bedeutung. Die höher gelegene Larisa Ost diente mit einer Fluchtburg auch als die natürliche Akropolis der (West-)Stadt. Unterhalb von der Burg befindet sich östlich ein kleines Siedlungsgelände mit Resten von Wohnhäusern auf natürlichen Terrassen.
Die Kernsiedlungen von Larisa West und Ost waren mit der Nekropole und dem Areal zur landwirtschaftlichen Nutzung miteinander verbunden. Die Nekropole grenzt an Larisa West und besteht vorwiegend aus Tumulusgräbern, von denen sich eine monumentale Grabanlage auf Grund ihrer Krepis mit einem Durchmesser von ca. 55 m besonders hervorhebt. Das weitflächige Gelände für Agrarnutzung schloss sich direkt an Larisa Ost und ist von Landwirtschaftsbauten und Terrassenanlagen geprägt.
Viele erst in jüngerer Zeit identifizierte Bauspuren ermöglichen es innerhalb des Forschungsvorhabens einen neuen Wissensstand über die Siedlungsstrukturen in Anatolien ab Mitte des 6. bis zum Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. zu erarbeiten und zu festigen.

Bearbeiter: Turgut Saner