Sichere kriminaltechnische Analyse von Dokumentenfälschungen in Strafprozessen

Unter der Federführung der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) zeigen 37 Forschende aus 16 Ländern in einer neuen internationalen Studie, wie Dokumentenfälschungen in einem kombinierten Verfahren sicher erkannt werden können

Eine Mieterin fälscht ihren Mietvertrag und behauptet gegenüber den neuen Eigentümern, die Miete sei niedriger. Beispiele wie diese gibt es zahlreiche in Strafprozessen. Um die Fälschung sicher erkennen zu können, reicht ein einzelnes Analyseverfahren oft nicht aus. Eine neue Studie, publiziert im Journal "Science & Justice" der britischen Chartered Society of Forensic Sciences, einer der ältesten und renommiertesten forensischen Gesellschaften weltweit, zeigt nun, wie die Aussagesicherheit der Analyse erhöht werden kann.

Das in der Studie untersuchte forensische Szenario simuliert die Manipulation eines dreiseitigen Immobilienmietvertrages. Die Wissenschaftler*innen des Projekts analysierten identische Kopien, die von der Justizpolizei in Lissabon eigens für das Projekt erstellt wurden. In 18 überwiegend bildgebenden Analyseverfahren erhielten die Forschenden unter anderem Daten zur Drucktechnik, den verwendeten Drucker, das Papier und die Tinte.

"Die Ergebnisse zeigen, dass erst die Verbindung der verschiedenen Analyseverfahren präzise Aussagen darüber zulässt, ob ein Dokument gefälscht worden ist", so der federführende Autor Prof. Dr. Thomas Fischer von der BTU Cottbus-Senftenberg. "Wir haben herausgefunden, dass auch der Workflow der Untersuchung einen großen Einfluss auf das Ergebnis hat. Beispielsweise ist es entscheidend, dass die Beweismittel in einem ersten Schritt mit Analyseverfahren untersucht werden, die das Dokument nicht zerstören wie beispielsweise der Vergleich der Papierdichten, der Textur, der Farbtöne und weiterer Materialeigenschaften. Erst dann können mikroinvasive Verfahren wie ein Laserbeschuss mit anschließender Analyse der verdampften Komponenten und zuletzt zerstörende Verfahren wie das Herauslösen der Tinten aus dem Papier und deren Auftrennung in ihre Einzelbestandteile stattfinden."

Die Ergebnisse des Projekts wurden im Rahmen eines von der Europäischen Union geförderten internationalen Forschungsprojekts zu multimodalen bildgebenden Verfahren in der Forensik "MULTIFORESEE" erzielt.

Kontakt

apl. Prof. PD Dr. rer. nat. habil. Thomas Fischer
Zentrales Analytisches Labor (ZAL)
T +49 (0) 355 69-2840
thomas.fischer(at)b-tu.de
Ein kombiniertes Analyseverfahren optimiert die Suche nach Dokumentenfälschungen am Beispiel eines Mietvertrages