70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland

Die Wanderausstellung des Bundesbauministeriums ist vom 18. Oktober bis zum 26. November 2024 im IKMZ der BTU mit einem umfangreichen Rahmenprogramm zu sehen.

Seit 70 Jahren bereichert staatlich beauftragte Kunst unser Leben und unseren Alltag. In nahezu allen Einrichtungen des Bundes, der Länder und Kommunen gibt es Kunst am Bau, gleichwohl sind nur die wenigsten Arbeiten allgemein bekannt. Die Wanderausstellung „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ präsentiert in der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) knapp 60 Arbeiten – darunter Skulpturen, Wandarbeiten, Installationen und Platzgestaltungen. Die Werke stammen unter anderem von bekannten Künstler*innen wie Hans Haacke, Jenny Holzer, Rebecca Horn, Per Kirkeby, Sighard Gille und Walter Womacka. Sie wurden für Bundesbauten, Botschaften und Behörden, sowie Bildungs-, Forschungs- und Wissenschaftsinstitutionen in beiden Teilen der Republik geschaffen und spiegeln die historische und politische Entwicklung Deutsch­lands wider. Ergänzt wird die Auswahl durch eine Reihe von Cottbuser Projekten, die von Gerhard Bondzin, Rudolf Sitte, Dieter Dressler mit Heinrich Jungebloedt, Kurt Heinz Sieger, Jürgen von Woyski, Sergej Michailjuk, Hester Oerlemans und Renate Wolff als baubezogene Kunst in Cottbus entstanden sind.

Die Ausstellung „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ wurde im Auftrag des Bundesbauministeriums vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Zusammenarbeit mit dem Büro schmedding.vonmarlin und Studio Krimm erarbeitet. Sie tourt seit 2021 als Wanderausstellung durch Deutschland und war inzwischen in 14 Bundesländern zu sehen.

Ausstellung

Die Ausstellung gliedert sich in zehn Kapitel: Drei Kapitel folgen einer chronologischen Dramaturgie, um die Kunst am Bau aus der Gründungsphase der beiden deutschen Staaten vorzustellen sowie die im Rahmen der Ausdifferenzierung des Staatswesens in West und Ost und des Ausbaus der gemeinsamen Hauptstadt Berlin nach der Wiedervereinigung entstandene Kunst zu beleuchten. Dazu gehören beispielsweise Max Lingners „Aufbau der Republik“ von 1953 am Haus der Ministerien in Berlin, Hannes Schulz-Tattenpachs „Aufsteigender Phönix“ von 1953 am Bundeshaus in Bonn, Walter Womackas „Aus der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ von 1964 am Staatsratsgebäude in Berlin, Henry Moores „Large Two Forms“ von 1966 bis 1969/1979 am Bundeskanzleramt in Bonn und Eduardo Chillidas „Berlin“ von 1999 am Bundeskanzleramt in Berlin.

Die übrigen Kapitel fokussieren spezifische Aspekte des Genres, zum Beispiel Kunst am Bau an Botschaften und Auslandniederlassungen oder beim Militär. Unter anderem zählen dazu Renate Wolffs „Große Reise“ von 2006 für die Deutsche Botschaft in Mexico, J&Ks „Glory to the Unknown“ von 2016 für das Goethe-Institut in Kairo und François Morellets All-Over-Strukturen von 1976 für die Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg.

Andere thematisieren die Vielfalt der Institutionen des Bundes oder vermitteln Kunst als inhaltlichen Kommentar zur Neuprogrammierung von historisch belasteten Gebäuden, zum Beispiel Via Lewandowskys „Roter Teppich“ von 2002 für das Bundesministerium der Verteidigung in Berlin und „EINGEGANGEN am…“ von 2011 am ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit und heutigen Stasimuseum in Berlin von raumlaborberlin.

Ein weiteres Kapitel widmet sich der Entstehung von Kunst am Bau vom Wettbewerb bis zur Fertigstellung, ein anderer Abschnitt behandelt Pflege- und Unterhaltsfragen sowie den Verlust von Kunstwerken. Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Medienstation, auf der Filmbeiträge und Interviews mit Kunst-am-Bau-Akteur*innen zur Entstehung von Kunstwerken gezeigt werden, sowie durch ein Kapitel zu baubezogener Kunst in Cottbus.

Die Cottbuser Beispiele umfassen drei Arbeiten auf dem Campus der BTU Cottbus-Senftenberg und fünf Arbeiten in der Stadt Cottbus. Neben der großformatigen Fassadenarbeit von Gerhard Bondzin für die einstige Pädagogische Fachschule „Clara Zetkin und N. K. Krupskaja“, in der heute die Fakultät Architektur, Bauingenieurswesen und Stadtentwicklung der BTU untergebracht ist, werden die Wandmalereien von Renate Wolff für das Hauptgebäude und die über den Campus verstreuten Installationen von Hester Oerlemans präsentiert. Ergänzt werden sie durch Werke aus dem städtischen Kontext wie die Wandarbeiten von Rudolf Sitte, Dieter Dressler mit Heinrich Jungebloedt und Kurt Heinz Sieger, die für wichtige Bauten an der Stadtpromenade entstanden sind und wie der Sorbenbrunnen von Jürgen von Woyski oder der Hochzeitszug von Sergej Michailjuk im Wendischen Viertel sorbische Themenkreise aufgreifen.

Die Beiträge für das Cottbus-Kapitel wurden von Frau Prof. Dr. Sylvia Claus, Professorin für Kunstgeschichte an der Fakultät Architektur, Bauingenieur­wesen und Stadtplanung der BTU Cottbus-Senftenberg, und ihren Studierenden in Zusammenarbeite mit dem Sorbischen Institut erarbeitet.

Katalog

Begleitend zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der über die in der Ausstellung präsentierten Projekte und Texte hinaus die baugebundenen Kunstwerke in die historische und politische Entwicklung Deutschlands einbettet und übergreifende Beiträge zur Kunst am Bau im Kontext der Kunstgeschichte und des deutsch-deutschen Austausches beinhaltet. Der reich bebilderte Katalog ist im Deutschen Kunstverlag in Deutsch und Englisch erschienen und umfasst Beiträge von Horst Bredekamp, Sigrid Hofer, Beate Hückelheim-Kaune, Anna-Sophie Laug, Constanze von Marlin, Horst Seehofer und Martin Seidel.

Kunst am Bau

Kunst am Bau hat in Deutschland eine lange Tradition, die bis in die 1920er Jahre zurückreicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Förderung der Kunst in beiden deutschen Staaten zur Kulturpolitik der ersten Stunde, so dass 1950 sowohl der Deutsche Bundestag als auch die Volkskammer der DDR beschlossen, bildende Künstler bei staatlichen Baumaßnahmen zu beteiligen. Seitdem wird in der Bundesrepublik auf allen Ebenen des Staates Kunst am Bau realisiert: bei Bauten des Bundes für gesamtstaatlich wichtige Institutionen wie Regierungs- und Bundesbehörden, Botschaften und Auslandsschulen, Bundeswehr und Bundespolizei sowie für national bedeutende Kultur- und Wissenschaftsinstitutionen, aber auch bei den Bauten von Ländern und Kommunen nach jeweils eigenen Regularien. In der DDR wurde ähnlich verfahren, allerdings galt nach der Auflösung der Länder sowohl auf der Staatsebene als auch auf der bezirklichen Ebene ein einheitliches Regelwerk für die architekturbezogene Kunst, das auch an Orten der Arbeit, der Freizeit und des Wohnens künstlerische Gestaltungen ermöglichte.

Vernissage

Die Ausstellung wird am Donnerstag, 17. Oktober 2024, um 18 Uhr im Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der BTU Cottbus-Senftenberg, Platz der Deutschen Einheit 2, 03044 Cottbus, eröffnet

Es sprechen:

  • Prof. Dr. Gesine Grande, Präsidentin BTU Cottbus-Senftenberg
  • Beate Hückelheim-Kaune, Leitung Abteilung A im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
  • Dr. Carola Neugebauer, Leiterin Kompetenzzentrum Regional-entwicklung (KRE) im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
  • Prof. Dr.-Ing. Bernhard Weyrauch, Dekan der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung der BTU Cottbus-Senftenberg
  • Prof. Dr. Sylvia Claus, Professorin für Kunstgeschichte an der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung der BTU Cottbus-Senftenberg

Im Anschluss:

  • Rundgang durch die Ausstellung mit Prof. Dr. Sylvia Claus und Dr. Ute Chibidziura
  • Möglichkeit zum Austausch bei Brot und Wein

Rahmenprogramm zur Wanderausstellung "70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland"

Informationen

Ausstellung „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“
18. Oktober – 26. November 2024
Eröffnung: 17. Oktober, 18 Uhr

Öffnungszeiten

Montag – Freitag: 9 – 22 Uhr
Samstag – Sonntag: 9 – 18 Uhr

Eintritt frei

Veranstaltungsort

Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg
Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ)
Platz der Deutschen Einheit 2, 03044 Cottbus

Projektleitung Ausstellung
Dr. Ute Chibidziura
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Referat A 2
T +49 (0) 30 18 401 8117
Ute.Chibidziura(at)bbr.bund.de

Pressekontakt
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
Ilka Seer
Pressesprecherin
T +49 (0) 355 69-3612
presse(at)b-tu.de

Eduardo Chillida, „Berlin“, 1999 vor dem Bundeskanzleramt in Berlin; Foto: BBR / Monika Fielitz