Heinz Isler Schalen Ausstellung über Islers Kunst, Schalen zu bauen

24.01.2001 - 19.02.2001 im Foyer des Audimax

Heinz Isler

Heinz lsler wurde am 26. Juli 1926 in Zürich geboren. Von frühester Jugend an - von den Eltern sehr unterstützt - entwickelte er ein reges Interesse an Naturvorgängen; diese Beobachtungen ermöglichen ihm später als Ingenieur, physikalische Prinzipien zu erkennen und in seine Entwürfe zu integrieren.
Heinz Isler wählt den Beruf des Bauingenieurs. Am 4. November 1945 begann er sein Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, das er 1950 mit dem Diplom abschloß. Als Einziger seines Jahrgangs unter mehr als einhundert Studenten macht er einen Entwurf über dünne Schalentragwerke. Es folgen drei Jahre Assistentenzeit bei Professor Lardy am Lehrstuhl für Massivbau und Statik. Hier lernt er den Wert "begreifbarer" physikalischer Tragwerksmodelle sowie die Bedeutung der Ästhetik der Form kennen und findet seine ganzheitliche Betrachtungsweise bestätigt. 1953 wendet Isler sich kurzzeitig seinem ursprünglichen Berufsziel zu, der Kunstmalerei. In Zürich besucht er neun Monate lang die Kunstgewerbeschule, kehrt aber dann zu seiner Ingenieurtätigkeit zurück.

Entwicklung 1953-1959

Nach kurzer Zeit als freier Mitarbeiter bei lngenieurfirmen, die er bei Schalenprojekten unterstützt, beginnt Heinz Isler 1954 in Burgdorf mit eigenen SchaIenentwürfen, die auch ausgeführt werden. Er erkennt, daß das übliche Vorgehen, die geometrische Form mathematisch vorzugeben, weder statisch günstig noch ästhetisch befriedigend ist. Aus seinen Naturbeobachtungen hatte er gelernt, wie physikalische Gesetzmäßigkeit die "natürliche" Form bestimmen. Es ist die Zeit, in der lsler sämtliche wesentlichen Formfindungsmethoden entdeckt: Die aufgeblasene Membran für die Buckelschale, die hängenden Tücher, die versteift und umgekehrt Schalendächer mit freier Form definieren sowie die Fließform. Sie führen zu einer nahezu unendlichen Vielfalt. Es ist auch die Zeit, in der erstmals gefrierendes Wasser zur Formentwicklung eingesetzt wird.

1959 findet der Gründungskongreß der Internationalen Vereinigung für Schalenkonstruktionen (IASS) in Madrid statt. Isler hält einen vielbeachteten Vortrag über die Vielfalt der Schalenformen. Die Fachleute - unter ihnen Torroja, Esquillan, Ove Arup - horchen auf, sind aber noch skeptisch: 20 Jahre später wird er zum Jubiläumskongreß eingeladen und hält einen der beiden Hauptvorträge "New Shapes for Shells - Twenty Years after".

Realisierung 1960-1969

Die sechziger Jahre sind geprägt durch eine intensive Phase des Bauens. Es entstehen Hunderte von Buckelschalen zur Überdachung von Garagen und Industriehallen; ein in Aufwand und Nutzung optimiertes Tragwerk in Serienfertigung. Die größte Schale überspannt einen Grundriß von 54 m x 58 m. Parallel werden die randträgerlosen Betonschalen in freier Form entwickelt, so der kühne “Vierfüßler“ der Fabrikationshalle Kilcher bei Solothurn, das erste Gartencenter bei Paris mit aufgekanntetem Rand, die beiden dreipunktgestützten Schalen der Tankstellenüberdachung bei Deitingen, die siebenpunktgestützte Schale Sicli und etliche mehr. Die Phase ist aber auch dadurch gekennzeichnet, daß lsler kaum Zeit findet, seine Ideen und Werke zu publizieren. In den Jahren 1967/68 arbeitet er am Wettbewerb für die Olympiabauten in München mit. Es fällt ihm die Aufgabe zu, die Baubarkeit des Entwurfs von Professor Behnisch nachzuweisen, der Zeltkonstruktion, die später zur Ausführung gelangte.

Verfeinerung 1953-1979

Die Formfindungsmethoden werden weiter verfeinert. Es entstehen zahlreiche neue Schalentypen wie das Hotelhallenbad Lugano, mehrere Gartencenter in Frankreich und in der Schweiz, das weitgespannte Dach für das Naturtheater in Grötzingen bei Stuttgart und - in den späten siebziger Jahren - elegante dem BallfIug angepaßte Tennishallen. Für das Sport- und Schulzentrum in Chamonix wird Isler die geometrische Form der Schalen - Kugelabschnitte - vom Architekten vorgegeben. So kann er dort das Prinzip der randträgerlosen Schale nicht anwenden.

Im Garten seines Hauses in Zuzwil bei Bern werden jährlich neue Experimente mit gefrierendem Wasser erdacht und ausgeführt. Durch Eigengewicht und Wind natürlich geformte Netze werden in den kalten Winternächten mit Wasser besprüht. Es entstehen selbsttragende, bizarre dünne Eisschalen, bei denen selbst der spätere Schmelzvorgang interessante Erkenntnisse bringt.

Gegenwart 1980 bis heute

Das Interesse an Islers Arbeiten in anderen Ländern wächst ständig. In USA stellt Professor David Billington 1980 eine Ausstellung "Heinz lsler - The Structural Artist" im Art-Museum der Universität in Princeton aus. Sie wandert später durch mehrere amerikanische und japanische Universitäten. Isler hat mittlerweile über 1000 (!) Schalen gebaut, und fast alles unter den wirtschaftlichen Bedingungen des freien Wettbewerbs. Die Aufgabe, die er beim Schalenbau übernimmt, übersteigt bei weitem die übliche Rolle des Bauingenieurs: Entwurf, Formfindung, Modellversuche, Statik und Konstruktion, Festlegung des Herstellvorgangs, Bauüberwachung, jahrelange Kontrolle des Tragverhaltens im Gebrauch. Das Alles liegt in seiner Hand.

Er ist Spezialist und Generalist in einer Person. Formen werden fast "spielend" entwickelt. Der Bau mit typisch schweizer Präzision ausgeführt.

1983 verleiht ihm die ETH Zürich den Doktor-Ingenieur Ehrenhalber für seine wissenschaftlichen Verdienste um den Schalenbau. Im gleichen Jahr wird er an der Universität Karlsruhe für seine langjährige Lehrtätigkeit zum Honorarprofessor ernannt.