Die Lehre vom Baubetrieb ist zuallererst eine Auseinandersetzung mit Abläufen und Ressourcen. Abläufe und Zusammenhänge müssen verstanden werden. Aber ohne das Wissen über die Bautechnik, dem Fügen und dem Material kann ein Baubetrieb nicht gelingen. Nur wer versteht, was der Handwerker eigentlich auf der Baustelle tut, wie aus einer Zeichnung gebaute Wirklichkeit wird, wo ein Material herkommt und welche Eigenschaften und Bedingungen zu beachten sind, kann Baubetrieb denken und planen. Nicht zuletzt sind auch die Menschen auf der Baustelle immer zu beachten, denn bis heute ist Bauen eine händische Tätigkeit und körperliche Arbeit. Daher sind die Sicherheit der Menschen genauso ein Betrachtungsfeld des Baubetriebes wie deren effizienter Einsatz. In Zeiten der Digitalisierung rückt nun ein Thema immer stärker in den Fokus der Abläufe und des Baubetriebes – die Vorfertigung. Wir bauen zwar schon lange mit vorgefertigten konfektionierten Bauteilen, welche hohe Zulassungshürden durchlaufen haben und teilweise in sich so komplex sind, dass wir diese tatsächlich nur noch „einbauen“. Aber BIM, 3D-Modelling, Rapid Prototyping etc. verändern das Bauen erneut und ändern den Grad der Vorfertigung und des automatisierten Bauens rasant. Bauen mit Robotern ist keine Utopie mehr. Parametrisch entwickelte Fassaden aus vorgefertigten generierten Bauteilen sind bereits Praxis. Dem muss die Lehre an der Hochschule Rechnung tragen.

Die Grundlage muss sich mit dem "Wie", "Wer" und "Was" des klassischen Bauens beschäftigen. Dies wird es immer geben, da jedes Gebäude ein Einzelstück ist und wir zumindest bisher nicht jedes Problem digital lösen können.

Im Master jedoch müssen wir uns der Robotik, Parametrik und den Techniken der Umsetzung und Vorfertigung öffnen. Serielles Bauen wie auch Prototyping werden immer wichtiger. Dem muss auch die Lehre Rechnung tragen.



Die Bauwirtschaft verstehen wir als eine ganzheitliche Disziplin der Projektentwicklung und des Bauens, welche von der Bedarfsplanung bis zum Gebäudebetrieb den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes begleitet. Bauen im 21. Jahrhundert ist aus unserer Sicht nicht ohne die Beschäftigung mit dem späteren Betrieb des Gebäudes zu denken. Nur wer über die reine Errichtung eines Gebäudes hinausblickt, kann auch nachhaltig planen und ganzheitliche Qualität erzeugen. Die Bedarfsplanung ist aufgrund der Komplexität und der hohen Anforderungen an das Bauen zum Muss geworden. An der Betrachtung des gesamten Lebenszyklus des Gebäudes darf kein Weg mehr vorbeiführen. So werden Projekte zukunftsfähig und bringen die Menschheit weiter. Das Denken in der Bauwirtschaft ist im Wandel und muss sich wandeln. Ob „sich etwas rechnet“ kann schon lange nicht mehr nur aus einem Blickwinkel betrachtet werden. Langzeitwirkung und Langzeitkosten haben in der Wichtigkeit der ökonomischen Betrachtung schon lange die eigentlichen Errichtungskosten abgelöst.

Nur wer darüber nachdenkt, was das, was er in die Welt stellt in den nächsten 50-100 Jahren an Folgekosten in Nutzung, Instandhaltung, Modernisierung und Abriss erzeugen wird, denkt nachhaltig über sein Schaffen, sein Wirken und seinen Einfluss auf die kommenden Generationen nach.

Im Bachelor gilt es Grundlagen der wirtschaftlichen Seite des Bauwesens zu vermitteln. Im Master jedoch muss der Blick geweitet werden und die Immobilienwirtschaft muss in ihrer ganzen Tragweite erkannt und betrachtet werden.
 

The Climate Crisis has shifted the focus away from the ‘image’ of architecture, and onto the performance of buildings. (…) How do they integrate circular thinking?

     Ben van Berkel, Green Tie Gala 2019