Die historische Heizanlage im Neuen Museum Berlin - Ein innovatives Ausbaukonzept für den bedeutendsten preußischen Monumentalbau der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts

Diplomarbeit am Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung, verfaßt von Anke Fritzsch im Sommer 1995

Neben dem Alten Museum wurde gegen Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts mit dem Bau eines neuen Museumsgebäudes begonnen, um darin Gipsabdrücke, Vasen, Terrakotten, Kupferstiche und andere Sammlungen beherbergen zu können. Mit einer Länge von 105 m, einer Breite von 23,5 m und einem 40 m hohen Mittelbau errichteten sie ein recht imposantes Bauwerk, dessen äußere Form gut mit der des Alten Museums harmonierte. Die beiden Museen wurden durch einen Zwischenbau miteinander verbunden. Für die Erhaltung der Sammlungsgegenstände war es sehr wichtig, dass in den Sälen ein möglichst konstantes Raumklima herrschte.

Daher beschäftigten sich die Bauherren recht intensiv mit der Auswahl eines geeigneten Heizungssystems, und sie entschieden sich für eine Kombination der altbewährten Luftheizung mit der sich mehr und mehr verbreitenden Warmwasserheizung. Für das Erwärmen des Wassers stellten sie im Mittelbereich des Kellers vier kupferne, doppelwandige Kessel auf, die von einer gemauerten Heizkammer umgeben waren. Das warme Wasser stieg in 4 zölligen Röhren zur 2. und 3. Etage auf, um dort über sogenannte Rohrregister seine Wärme an die Raumluft abzugeben. Außerdem wurde die Wärme, die die Kesseloberfläche an die Luft in der Heizkammer abgab, für die Erwärmung einiger Räume in der 1. Etage genutzt. Die äußeren Bereiche des Nord- bzw. Südflügels wurden mit Hilfe von Russischen Öfen be-heizt, die sich unmittelbar unter den zu erwärmenden Sälen im Keller befanden, so dass die in diesen Öfen erwärmte Luft fast senkrecht bis zur 3. Etage aufsteigen konnte. Neben die-sen drei Wärmequellen nutzte man im nördlichen Flügel auch die Abwärme der Rauchröhren der Wasserkessel, in dem die Rauchgase durch ovale, eisenblecherne Röhren, die sich in vergitterten "Mauerschlitzen" befanden, durch alle drei Geschosse geführt wurden. Auf die Dimensionierung dieser Anlage wird im Folgenden eingegangen.
Der Bau der Heizungsanlage in Neuen Museum war mit vielen Problemen verbunden. Zum einen wiesen die ersten beiden Wasserkessel erhebliche Mängel auf, was den raschen Bauablauf stark behinderte und zum anderen mussten sich die Bauherren sogar gerichtlich mit einem der Kupferschmiedemeister über dessen überhöhte Geldforderungen auseinandersetzen.

Doch trotz aller Widrigkeiten konnte die Heizung Ende 1848 in Betrieb genommen werden und sorgte für eine gute Temperierung des Gebäudes in den folgenden 70 Jahren.