Tragfähigkeit und Bemessung von Gußstützen - Studien am Verwaltungsgebäude der ehemaligen Continental-Werke in Hannover-Limmer

Masterarbeit am Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung, verfaßt von Dipl.-Ing. Julia Leichsenring

Im Jahr 1998 wurde die Gummireifenproduktion der Continental A.G. auf dem Gelände in Hannover-Limmer eingestellt. Seitdem wird das Gelände nicht mehr genutzt. Derzeitige Planungen sehen vor, auf dem etwa 23 Hektar großen Gelände einen neuen Wohn- und Arbeitsstandort entstehen zu lassen.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude auf diesem Gelände ist eines der wenigen aus der Anfangsphase 1897/99 erhaltenen Gebäude. Es steht unter Denkmalschutz und ist von obigem Konzept ausgeschlossen. Derzeit finden Umbaumaßnahmen statt, um die Räumlichkeiten in Zukunft als Büroräume nutzen zu können. Zu den erhaltenswerten Bauteilen gehören unter anderem gusseiserne Hohlsäulen im Kellergeschoss, Sockelgeschoss und im Hochpaterre.

Ziel dieser Arbeit ist die Einschätzung des Tragverhaltens dieser Bauteile. Als erste Annäherung wird die Quellenlage zu dem Gebäude ermittelt. In den zur Zeit zugänglichen und für die Berechnung erforderlichen Bereichen wird eine konstruktive Bestandsaufnahme durchgeführt, dokumentiert und ausgewertet.

Für das Tragverhalten gusseiserner Stützen spielen die Geometrie, die Werkstoffeigenschaften, strukturelle Unregelmäßigkeiten der Werkstoffe sowie die Lagerungsbedingungen eine große Rolle. Gusseisen ist ein Werkstoff, dessen Materialeigenschaften von Bauteil zu Bauteil oder sogar innerhalb eines Bauteils sehr unterschiedlich ausfallen können. im Gegensatz zu heute gebräuchlichen Werkstoffen steht für die Bewertung vorhandener gusseisernenr Säulen heute kein Regelwerk zur Verfügung. Aus diesem Grund wurde im Jahr 1991 von Rudolf Käpplein ein Verfahren entwickelt und veröffentlicht, mit dem die zuverlässige Belastung gusseiserner Hohlsäulen bestimmt werden kann.

Um mit diesem Verfahren realistische Ergebnisse erzielen zu können, ist es notwendig alls Einflussgrößen zu kennen. Dies ist für die Stützen des hier betrachteten Gebäudes nicht der Fall. Um dennoch eine Aussage über die Tragfähigkeit der Säulen treffen zu können, wird mit Microsoft Access ein Bemessungsprogramm entwickelt. Dieses basiert auf dem oben angesprochenen Verfahren. Mit Hilfe dieses Programms wird unter Annahme realistischer Randbedingungen eine Parameterstudie an einem Stützenstrang in dem betrachteten Gebäude durchgeführt.

Die hier aufgetretene Problematik, dass die für eine realistische Bewertung notwendigen Randbedingungen nicht oder nur unzureichend bekannt sind, ist in der Praxis keine Seltenheit. das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Bemessungsprogramm ist deshalb so konzipiert, dass es auch für ähnliche Problemstellungen an anderen historischen Bauwerken anwendbar ist.