Das eiserne Dachtragwerk der Walhalla - Historische, konstruktive und statische Analyse einer Inkunabel der Stahlbaugeschichte

Masterarbeit am Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung, verfaßt von Annegret Rohde im Herbst 2000

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Walhalla in Donaustauf nahe Regensburg, insbesondere ihrem Dachstuhl.
Zunächst wird die Walhalla in das umfangreiche Lebenswerk des Architekten Leo von Klenze, das neben diversen Großprojekten vor allem Museumsbauten, auch Stadtplanungen, archäologische Forschungen und Gemälde umfasst und weit über die Grenzen Bayerns Anerkennung fand, eingeordnet. Mit einer ausführlichen Baubeschreibung wird die Walhalla dem Klassizismus als Architekturströmung des 19. Jahrhunderts und dem antiken Tempelschema als Vorbild zugewiesen. Die Entstehungsgeschichte wird von der Beschlussfassung über den Wettbewerb und die Grundsteinlegung bis zur Fertigstellung rekapituliert. Die kurz vor der Vollendung u.a. auf Betreiben Schinkels vorgenommene gravierende Planänderung im Dachbereich steht dabei für eine typische Entwicklung im konstruktiven Bereich zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, nämlich für die Hinwendung zu dem Baustoff Eisen als tragendes Material. Deshalb ist die Arbeit im weiteren ausschließlich dem eisernen Dachstahl der Walhalla gewidmet.
Schwerpunktmäßig erfolgt eine Bauaufnahme vor Ort und eine Dokumentation der vorhandenen Konstruktion von der Übersichtsdarstellung ins Detail gehend. Dazu werden Grundrissmaße des gesamten Dachraumes und Trägerabstände angegeben, Träger hinsichtlich ihrer Feldweiten und Querschnitte der Einzelstäbe analysiert sowie Knoten- und Auflagerpunkte skizziert. Mit einer Schadensaufnahme werden der Korrosionsschutz, die Dachabdichtung und schadhafte Anschlussbereiche untersucht. Desweiteren werden belastende Dach- und Deckenaufbauten ihre genaue Schichtenfolge und Eigengewichte betreffende ergründet. Die Erkenntnisse werden in dreidimensionalen Darstellungen des Gesamttragwerkes zusammengefasst, eine davon durch Rendering einer realitätsnahen Sichtweise verpflichtet, eine andere die Struktur erklärend. Eine statische Berechnung, sowohl überschlägig als auch computergestützt durchgeführt, dient zur Definierung und Verdeutlichung des Lastabtrages innerhalb des rostartig aufgebauten Dachstuhles. Festigkeitswerte des historischen Materials können nur anhand von Vergleichswerten eingeschätzt werden. Nachweise der Tragfähigkeit werden für exponierte Bauteile geführt, um damit die Zuverlässigkeit des Tragsystems zu belegen. Mit der unbestreitbar gegebenen Tragsicherheit und einem ermittelten relativ geringen flächenbezogenen Stahlgewicht wird der Dachstuhl der Walhalla als effizientes Tragwerk und bedeutende konstruktive Leistung gewürdigt. Durch Vergleiche mit anderen Beispielen gleicher Entstehungszeit wird der Wert des Walhalladachstuhles als technisches Denkmal bekräftigt.