Max Foerster - Bauingenieur, Vermittler, Publizist

Masterarbeit am Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung, verfaßt von Dipl.-Ing. Ilka Mikalo

Ziel dieser Arbeit war es, die Leistungen Max Foersters, eines Bauingenieurs, Vermittlers und Publizisten zu charakterisieren. Dazu wurde sein Lebenslauf, sein literarisches Werk und dessen Auswirkungen auf die damals neu aufkommende Eisenbetonbauweise untersucht.
Max Foerster, 1867 in Grünberg (Schlesien) geboren, studierte ab 1886 an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg Bauingenieurwesen. Nach seinem Abschluß arbeitetete er vier Jahre im preußischem Staatsdienst, wo er im Tiefbauamt Charlottenburg und später in der Wasserbauverwaltung in Kassel und Münster tätig war.

Ab 1895 bis zu seinem Tode 1930 lehrte Max Foerster an der Technischen Hochschule Dresden in den Abteilungen Architektur und Bauingenieurwesen - anfangs als Dozent für bewegliche Brücken, ab 1896 als Extraordinarius und ab 1900 als Ordinarius für Eisenhochbau, Baustoffkunde und Massivbau. In dem Studienjahr 1913/1914 war Foerster Rektor der TH Dresden und erhielt in diesem Zeitraum den Ehrendoktor der TH Darmstadt. Als Professor setzte er sich für eine fortschrittliche und der Zeit angemessene Ausbildung ein.
Foerster war Mitherausgeber der Zeitschrift "Armierter Beton" und Mitbegründer der Zeitschrift "Der Eisenbau". Zu seinen wesentlichen Veröffentlichungen zählen die Werke "Die Eisenkonstruktionen der Ingenieur-Hochbauten" (1899-1924), das "Lehrbuch der Baumaterialkunde" (1903-1912), das "Taschenbuch für Bauingenieure" (ab 1911) und "Die Grundzüge des Eisenbetonbaues" (1919-1926).


Im Zuge der Recherchen wurde festgestellt, dass der Name Max Foerster heute in Vergessenheit geraten ist. Seine Bücher zählten zwar zu den Standardwerken seiner Zeit, und er selbst war damit maßgebend an der Verbreitung der Eisenbetonbau-Theorien beteiligt, aber Foerster zählte nicht zu den Vorreitern des Eisenbetonbaues. Von ihm existieren weder Forschungsberichte oder Berechnungsansätze zu diesem Thema, noch sind Patente von ihm bekannt. Sein Verdienst bestand darin, die Untersuchungen seiner Kollegen zusammengefasst und verständlich aufbereitet zu haben. Der Grund dafür liegt offensichtlich auf der Hand: Foerster war Zeit seines Lebens ein Akademiker, er hatte nahezu keine praktischen Erfahrungen und war immer in öffentlichen Anstellungen.

Auf der Suche, die wenigen eigenen Experimente Foersters in die Entwicklungen der damaligen Zeit einzuordnen, enthält die vorliegende Arbeit zwei Exkurse in das weite Gebiet des Eisenbetonbaues.

Zum einen wurde die Entwicklung der Berechnungsmethoden im Eisenbetonbau um die Jahrhundertwende näher beleuchtet. Koenen stellt 1886 die ersten theoretischen Berechnungsansätze auf. Er betrachtete den Eisenbetonbalken als homogenen Körper und legte die Nullinie in die Mitte des Querschnittes. Die Zugkräfte ordnete er dem Eisen alleine zu. Da die Ungenauigkeit bei diesem Ansatz sehr hoch war, wurde ab 1902 die Lage der Nulllinie mit in die Berechnung einbezogen. Die Lage der Nullinie wurde dabei aus dem Verhältnis der Elastizitätsmodule von Eisen und Beton bestimmt. Maßgebend waren hier die Arbeiten der Herren Carl von Bach und Emil Mörsch.
Der zweite Exkurs beschäftigt sich mit der Entwicklung der Schleuderbetonmasten. Max Foerster führte zu diesem Thema einige eigene Untersuchungen durch. Er erkannte schon 1909, dass der Schleuderbeton eine deutlich höhere Festigkeit als üblicher Stampfbeton besaß. Jedoch setzte sich Foerster mit diesem Wissen erst vier Jahre später für das Herabsenken der Sicherheitsbeiwerte für Schleuderprodukte ein. Es steht zu vermuten, dass er selbst die Tragweite seiner Entdeckung nicht einzuschätzen wusste und deshalb erst spät zum Diskurs mit Kollegen dazu angeregt wurde. Dennoch ist es den Arbeiten Foersters zu verdanken, dass der Schleuderbetonmast konkurrenzfähig gegenüber Holz- und Eisenmasten wurde und in kürzester Zeit eine große Verbreitung fand.

Abschließend kann gesagt werden, dass Max Foerster zwar nicht direkt als treibende Kraft in der Entwicklung des Eisenbetonbaues bezeichnet werden kann. Aber er war ein ausgezeichneter Professor und widmete sich mit seiner gesamten Kraft der Technischen Hochschule Dresden und seinen Studenten. Die von ihm bereits 1920 beschriebenen Grundzüge der Bauingenieurausbildung sind an heutigen Universitäten Standard geworden.

Leider geraten solche Verdienste leicht in Vergessenheit. Aber nur durch gute Lehrer kommen gute Schüler hervor.