Das Saalhornmagazin des technischen Halloren- und Salinemuseums - ein Fachwerkspeicher und seine denkmalpflegerischen Erhaltungschancen

Masterarbeit am Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung, verfaßt von Raik Willkomm

Anlass für diese Arbeit war die 1200 Jahrfeier der Stadt Halle a.S. im Jahre 2006, zu der das Museum wieder verstärkt in den Focus als wesentliches geschichtliches Zeugnis der Stadt rücken und an Attraktivität gewinnen soll.

Besonderes Augenmerk wurde in dieser Arbeit auf das Saalhornmagazin gelegt, ein Fachwerkspeicher aus dem Jahre 1820, der vom königlichen Salzumschlagplatz am Saalhorn bei Breitenhage 1845 abgetragen, über die Saale transloziert und auf der Königlichen Saline in Halle a.S. wieder errichtet worden war.

Die Schwerpunkte in dieser Arbeit lagen zunächst in der Recherchierung der Bauwerksgeschichte sowie in der Untersuchung und Bewertung der Tragwerkskonstruktion. Da diese durch die Mazeration (Zerfaserung der Holzoberfläche) infolge der ständigen Salzeinlagerung im Gebäude geschädigt war, wurde zunächst in Zusammenarbeit mit cand. dipl.-ing. Maren Kallup, eine KBA angefertigt, um eine mögliche Wiedernutzung des Gebäudes einzuschätzen zu können.

Für die KBA erfolgte eine verformungsgetreue Bauaufnahme, eine Schadenskartierung- und
-dokumentation der Fachwerkkonstruktion. Um die Resttragfähigkeit der Holzbauteile infolge der Mazeration zu untersuchen, wurden Verfahren, wie Bohrwiderstandsmessung, REM Untersuchung sowie Messung der elektrischen Leitfähigkeit, an entnommenen Holzproben angewendet.
Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse bildete die Grundlage für die weitere Bearbeitung zur Erstellung eines Entwurfes und einer Statik, die im Zuge der Diplomarbeit von Frau Kallup erstellt worden ist.

Ziel und Zweck des Entwurfes war es, ein Konzept zu entwickeln, wie die Struktur und die Wahrnehmung des Museums verändert werden kann, um gleichzeitig die Attraktivität zu erhöhen.
Der Entwurf setzt in erster Linie auf einen subtilen Umgang mit dem noch vorhandenen Bestand, wobei alle Gebäude einer Nutzung zugeführt werden sollen.

Durch den Neubau der Saalebrücke 1990 ging der alte Eingangsbereich der Saline verloren, was gleichzeitig den Verlust der städtebaulichen Abgrenzung der Anlage zur Folge hatte.
Dadurch hat sich in der Vergangenheit die Saline hauptsächlich über das weit zurückgesetzte bauliche Motiv des Uhrenhauses in Verbindung mit dem Großsiedehaus Nr. VI definiert.

Daher sollte eines der primären Ziele sein, einen neuen von der Mansfelder Straße aus markanten Eingangsbereich zu schaffen, von dem aus die Saline erschlossen wird.

Um den Besucher verstärkt den Charakter einer Industrieanlage zu vermitteln, werden alte Gleistrassen wieder aufgenommen, die gleichzeitig als barrierefreie Wegführung dienen und den Besucher durch den Anlagenkomplex führen werden.

Wesentlicher Bestandteil des musealen Konzeptes ist es, dem Besucher zu vermitteln, welche technologischen Verfahren und Prozesse es für die Salzgewinnung gab und welcher Material- und körperlicher Aufwand erforderlich waren. Hierdurch wird der Besucher unmittelbar in die Geschichte der Industrieanlage eingebunden und erfährt so den „genius loci“ (Geist des Ortes) und welche Dynamik dieser Ort noch bis vor wenigen Jahrzehnten besaß.
So erfolgt eine Wandlung des pädagogischen Museumskonzeptes, dass gegenwärtig nur aufgereihte Fakten und Dokumente präsentiert und das Museumsinteresse schnell versiegen lässt.

Das Saalhornmagazin stellt in Verbindung mit dem Großsiedehaus (1933) und der Sichteranlage (1936) die letzte bauliche Entwicklungsphase der Saline dar.
Diese drei Gebäude bilden den erweiterten Kern des Entwurfes. In dem Großsiedehaus und in der Sichteranlage werden Produktionstechniken und Verfahren präsentiert und erörtert.
Im Saalhornmagazin hingegen, wo die Salzeinlagerung erfolgte, finden im westlichen Gebäudeteil Dokumente zur Salinengeschichte ihren Platz. Im östlichen Gebäudeteil wird der Besucher in Experimenten mit dem Mineral Salz eingebunden.
Von einen neu eingebrachten Steg, im 1.Obergeschoss des Fachwerkes, kann der Besucher alle Bereiche der Ausstellung betrachten und gleichzeitig die Größe und Weite der fast 200 Jahren alten Fachwerkkonstruktion erfahren.