Der Sommerkeller der Innstadt-Brauerei Passau

Masterarbeit am Lehrstuhl Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung, verfasst von Franz-Josef Schildhammer

Der denkmalgeschützte Sommerkeller der Innstadtbrauerei Passau bildet die
baulichen Relikte eines ehemaligen Kapuzinerklosters, das 1616 gestiftet wurde. Der sog. Innstadtkeller, an städtebaulich und topographisch markanter Position am Mariahilfberg gelegen, besitzt eine annähernd 400-jährige, wechselvolle Bau- und Nutzungsgeschichte.
Domdekan Marquard von Schwendi, der Begründer der Marienwallfahrt am
Schulerberg, betraute den Kapuzinerorden mit der Seelsorge der Pilger. Es entstand ein „oberes Kloster“, das eigentliche Ziel der Wallfahrer, und ein „unteres Kloster“, welches Gegenstand dieser Masterarbeit ist. Maßgeblich gefördert wurde der Bau der Kapuzinerkirche, woran sich ein kleines Hospiz anschloss, von Georg Graf von Sinzendorf. Nach dem Stadtbrand von 1662 wurde der Wiederaufbau von Kloster und Kirche betrieben. Es entstand eine vierflügelige Klosteranlage, die 36 Klafter (ca. 63m) breit und 60 Klafter (ca. 105m) lange war und 30 Mönchszellen hatte.
Das Kapuzinerkloster wurde 1803 säkularisiert, die Kirche mit der Kapelle der 14
Nothelfer wurde spätestens 1811 abgebrochen. 1819 waren große Teile des Klosters zerstört, den östlichen Zellentrakt nutzte man zur Unterbringung von Geisteskranken. 1836 hat Lorenz Lang, der damalige Eigner der Innstadtbrauerei, das ehemalige Kapuzinerkloster erworben. Die gastronomische Nutzung als Sommerkeller begann dann spätestens 1848 unter dem Brauereibesitzer Joseph Fladt.
Das ursprüngliche Klostergebäude wurde an der Nordseite um einen Pultdachanbau erweitert, in zwei Bauabschnitten wurde zwischen 1865 und 1882 eine beeindruckende Holzständerfassade mit ansprechender Teilung erstellt. Der Innenraumeindruck des ehemaligen Refektoriums wird geprägt durch zwei mächtige, ornamentierte Gussstützen, die einen über die ganze Raumlänge verlaufenden zusammengesetzten Stahlträger tragen, worauf die Dachkonstruktion des Hauptbaus und des vorgestellten Anbaus lastet. Durch etliche Umbau- und Erweiterungsarbeiten ohne jeweilige baukünstlerische Intention wurde ein vor allem in der Außenwirkung einzigartiges additives Baugefüge geschaffen.
Nach der Recherche zur Bauhistorie und einer Analyse des Bauwerksbestandes wurde ein Nachnutzungskonzept entwickelt, das als Diskussionsgrundlage und als Anstoß zur Revitalisierung des derzeit in weiten Teilen leer stehenden Innstadtkellers dienen soll.
Vorgeschlagen wird eine gehobene gastronomische Nutzung mit einem Schwerpunkt auf kulturellen und privaten Veranstaltungen, v.a. Hochzeiten. Die erhaltenswerte Holz- Glas-Fassade, die regional sehr seltenen Gusstützen, wie auch die Kellergewölbe lassen sich baulich-technisch und auch denkmalpflegerisch in ein solches Konzept einbinden. Vor den Hintergrund der sehr schwierigen infrastrukturellen Situation in der Passauer Innstadt sollen Korrekturen in der Umgebungsbebauung des Brauereiareals dazu beitragen, dass der Sommerkeller in seiner Identität gestärkt wird und ein städtebaulicher Anlaufpunkt, eine Adresse gebildet wird.