Erfassung und Bewertung von vorindustriellen Meilerstandorten in Brandenburg – Ein Beitrag zur Bewahrung, Sicherung und nachhaltigen Nutzung einer historischen Kulturlandschaft

Der Verlust wertvoller Kulturlandschaften in der Regel schleichend und oft unbemerkt vonstatten. Besonders die unauffälligen Hinterlassenschaften des historischen und prähistorischen Ackerbaus wie etwa Wölbäcker oder Ackerterrassen werden durch intensive Bodenbearbeitung zerstört. Allerdings gibt es auch Relikte einer intensiven Forstnutzung, die bisher kaum beachtet wurden: Besonders im Umfeld historischer Hüttenstandorte wurde im Mittelalter und bis zum Beginn der Industrialisierung Holz in großer Menge für die Köhlerei verbraucht. Die Holzkohle wurde in Meilern hergestellt, deren Reste vor allem aus Montangebieten bekannt sind. Im Norddeutschen Tiefland sind sie bisher kaum beachtet worden. Als Produkt einer vorzeitigen Gesellschaft sind diese Hinterlassenschaften von Holzkohlemeilern (HKM) auch als Kulturgut und somit Bodendenkmäler einzuordnen, so dass sich in der Praxis die Frage nach dem Umgang mit diesen Kulturlandschaftsrelikten stellt.

In der Niederlausitz wird seit einigen Jahren in Kooperation zwischen BTU und BLDAM im Braunkohletagebau Jänschwalde eines der größten HKM-Areale im Norddeutschen Tiefland nicht nur archäologisch dokumentiert, sondern auch wissenschaftlich erforscht. Mehr als tausend HKM-Relikte sind gegraben und mehrere tausende sind mit Hilfe von hochauflösenden Geländemodellen und indirekter Verfahren prospektiert worden. Dies ist hinsichtlich Anzahl und Fläche eine äußerst beachtliche Dimension, und die Befunde haben in Wissenschaft und Presse reges Interesse erzeugt.

Die Niederlausitz und mit ihr die außergewöhnliche HKM-Landschaft stehen aufgrund der Energiewende vor tiefgreifenden ökonomischen, sozialen und ökologischen Umbrüchen. Die Fortführung des Tagebaus Jänschwalde in den nächsten Jahren wird einen Teil der HKM-Landschaft zerstören. Daneben werden große Flächen dieser HKM-Landschaft in den überwiegend mit Kiefern bestanden Monokulturen der angrenzenden Areale zunächst erhalten bleiben. Aufgrund der Förderung von Mischwäldern und eines damit verbundenen Waldumbaus wird es aber zu weiteren Eingriffen in die Kulturlandschaft kommen. Ebenso ist durch die Förderung der Windenergie ein erhöhter Nutzungsdruck auf die Forste entstanden, der zunehmend zu Konflikten mit der Bodendenkmalpflege führen wird. Für diese Herausforderung fehlen bisher planerische Grundlagen und innovative Lösungsansätze, die im Rahmen des Vorhabens erarbeitet werden sollen.

Ziel des Projekts ist es, vorindustrielle Meilerstandorte im Land Brandenburg möglichst flächenhaft zu erfassen und deren Denkmalwert zu ermitteln, um einen Beitrag zum Schutz dieser bisher kaum beachteten Bestandteile der historischen Kulturlandschaft zu leisten. In der Modellregion Niederlausitz wird ein auf GIS-Methoden basiertes Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe Strategien und Konzepte erarbeitet werden, die auch in anderen Regionen die Bewahrung historischer HKM-Landschaften und anderer vorindustrieller Kulturlandschaftsrelikte erlaubt.

MittelgeberDBU (Az 34082/01)
Förderzeitraum01.10.2017 - 01.10.2020 (3 Jahre)
Fördersumme124.660,00 €
LeitungProf. Dr. T. Raab, Dr. A. Raab