Der aktivierte Betrachter

Bewegung, Rhythmus und Psyche in der Russischen Architektur Avantgarde des frühen 20.Jh

Am 10.06.2014 um 19 Uhr im dkw.kunstmuseum.dieselkraftwerk.cottbus
Vortrag Frau Dip.Ing.Architektin Anna Weichsel

Der architektur- und kunsttheoretische Diskurs seit Mitte des 19.Jh. war gekennzeichnet durch einen maßgeblichen Wandel in der Artikulation von architektonischem Raum - durch ein neues Denkbild über Raumwahrnehmung in Verbindung mit Vorstellungen über körperliche Bewegung und visuelle Wahrnehmung. Um Möglichkeiten für eine moderne Lebensweise zu erkunden, wurde der Einfluss von experimentellen Raumerfahrungen und die Erzeugung von psycho-organisatorischen Effekten generiert durch Architektur omnipresent in der architektonischen Praxis, besonders im nachrevolutionären Sowjetrussland.
Mein Vortrag wird Raumkonzepte in den Arbeiten von Rationalisten und Konstruktivisten in der frühen Sowjetunion vorstellen und zu grundlegenden Einflüssen aus der experimentellen Psychologie (vor allem aus Deutschland) in Beziehung setzen. Beide Architekturstrategien verstanden die Umwelt als primäre Verhaltens- und Bewusstseinsdeterminante und hielten Architektur für eine der Hauptkomponenten der modernen Umwelt. Basierend auf den Forschungsergebnissen aus der experimentellen Psychologie verstanden beide Strategien die moderne Gesellschaft als quasi-experimentelle Versuchsanordnung. Dieses Experimentieren in Kunst und Architektur im frühen 20. Jh. soll hier näher untersucht werden, um die Ideen zur Aktivierung des Betrachters als partizipatorischen Motor für Änderungen der Lebensweise zu beleuchten.