Sophie Thorak M.A.

Lehrgebäude 2B, Raum 0.03
Konrad-Wachsmann-Allee 4
03046 Cottbus

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sophie.thorak(at)b-tu.de

Sophie Thorak ist akademische Mitarbeiterin und Doktorandin an der BTU Cottbus-Senftenberg und lehrt unter anderem im Bereich der Museum Studies im Studiengang World Heritage Studies Online. Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie in Leipzig, Berlin und Paris arbeitete sie am Lindenau-Museum Altenburg. Dort unterstützte sie die Organisation mehrerer Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst und Kunst aus der DDR und betreute die Herausgabe einiger Begleitkataloge redaktionell. In Cottbus initiierte sie gemeinsam mit Sylvia Claus 2021 die Cottbuser Workshops zu Kunst und Architektur der DDR.
Ihr primäres Forschungsinteresse gilt der Wirkung globaler Konflikte und zeitgeschichtlicher Ereignisse auf die ostdeutsche Kunst und ihrer Rolle bei Prozessen der Internationalisierung und dem Aufbau transnationaler Netzwerke. Für ihr Promotionsvorhaben legt sie einen Schwerpunkt auf die späten 1960er Jahre, insbesondere auf den Vietnamkrieg.

Patientenkunst und deren Rezeption in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Kunst in der DDR, insbesondere aktionistisches Kunstschaffen und das Verhältnis von Kunst und Politik

Die globalen Ereignisse der späten 1960er-Jahre und die ostdeutsche Kunst
am Beispiel des Vietnamkriegs

Der bildenden Kunst kam in der DDR der gesellschaftliche Auftrag zu, sich dem Volk anzunähern und mit den ihr eigenen Mitteln verbindliche Werte zu formulieren. Hierzu zählten auch die Prinzipien des Antifaschismus, Antiimperialismus, Humanismus und der Solidarität, die sich vielfach in internationalistisch engagierten Kunstwerken niederschlugen. Seit den frühen 50er-Jahren bezogen sich Kunstwerke vermehrt auf globale Konfliktsituationen wie die Kriege in Korea und Algerien, auf den Ungarischen Volksaufstand 1956, das atomare Aufrüsten, die südafrikanische Apartheid, den Militärputsch in Chile 1973 oder den Israelisch-Palästinensischen Konflikt. Im Kontext des Kalten Krieges wurden solche Darstellungen zu den Ereignissen des „internationalen Klassenkampfes“ gezielt staatlich gefördert und eingepasst in das ideologische Narrativ einer moralischen Überlegenheit des sozialistischen Systems. Auf der anderen Seite entstanden solche Werke vielfach auch als persönliche Stellungnahme der Künstler*innen ohne einen staatlich delegierten Auftrag.

Trotz der wiederholt festgestellten Bedeutung dieses Themenkomplexes für die ostdeutsche Kunstgeschichte ist er bisher noch nicht grundlegend erschlossen und anhand vertiefender Fragestellungen systematisch untersucht worden. Besonders wenig Aufmerksamkeit ist dabei bisher dem Zeitraum der späten 60er Jahre zugekommen, obwohl diese global geprägt war von politischen Spannungen, gewaltsamen Konfliktsituationen, Umbrüchen und Transformationen, allen voran dem Vietnamkrieg. In dem Zeitraum von 1965 bis 1970 (und darüber hinaus) bezogen sich Künstler*innen in der DDR vielfach auf die Amerikanische Bürgerrechtsbewegung, das atomare Aufrüsten, die Errichtung einer Militärdiktatur in Griechenland und die Einführung der umstrittenen Notstandsgesetze in der BRD. Der weitaus größte Werkbestand ist jedoch in Bezug auf den Vietnamkrieg überliefert. Diese Themen wurden auch medial breit aufbereitet und im Sinne einer positiven Selbstdarstellung der DDR sowie im übergeordneten Sinn des Sozialismus als überlegenem politischen System instrumentalisiert. Darstellungen der sich im August 1968 ereignenden gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings finden sich kaum, da diese unerwünscht waren und Künstler*innen mit entsprechenden Konsequenzen rechnen mussten.

Der Niederschlag der genannten zeitgeschichtlichen Ereignisse in der bildenden Kunst der DDR hat bis dato jedoch kaum Beachtung in der Forschung gefunden. Hieraus ergibt sich ein Desiderat, welches das Promotionsvorhaben aufarbeiten möchte. Da innerhalb des Themenkomplexes die mit Abstand meisten Werke zum Vietnamkrieg entstanden sind, wird dieser dabei ins Zentrum der Betrachtungen gerückt. Anspruch ist es, einen Überblick über den Werkbestand zu schaffen, der motivanalytische Detailstudien ebenso umfasst wie die Einordnung der Werke in ihre individuellen, politischen und gesellschaftlichen Entstehungs- und Rezeptionskontexte und – naheliegend in Anbetracht der inhärenten Internationalität des Themas – darüber hinaus Aspekte des transnationalen Austauschs berücksichtigt.

Anspruch und Ziel des Promotionsvorhabens ist es folglich, Repräsentationen des Vietnamkriegs in der bildenden Kunst der DDR zu untersuchen, um herauszufinden wie Künstler*innen sich dieses Themas in ihrem Schaffen angenommen haben und wie diese Werke in internationale Ausstellungen und Publikationen eingebunden waren. Dabei soll aufgezeigt werden, wie diese Werke etwa christlich- oder politisch-ikonografische Traditionen aufgreifen, aber auch transformieren, und wie sie im Kontext der seit Mitte der 1960er Jahre zunehmenden Internationalisierung des ostdeutschen Kunstbetriebs und der damit verbundenen Bildung transnationaler Netzwerke zu verorten sind.

Grünes Licht geben, in: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu begrünen. Wettbewerb für eine Fassadenbegrünung, hrsg. v. GEH8 Kunst Raum Ateliers, Dresden 2022, S. 44-51.

Natur_formen. Kunst als gesellschaftliche Kraft, in: Real Insect Estate. Künstlerischer Wettbewerb für ein Insektenhotel, hrsg. v. GEH8 Kunst Raum Ateliers, Dresden 2021, 45-58.

Bad Practice. Fatalität in drei Sätzen, in: Merkel, Michael: Koganecho Symphony, Künstlerbuch, Dresden 2020, o. S.

Mappe V – Deutsche Künstler, in: Das Bauhaus – Grafische Meisterwerke von Klee bis Kandinsky, Ausst.-Kat. Lindenau-Museum Altenburg, Dresden 2019, S. 107-110.

SERIE A, № 4, in: Karl-Heinz Bernhardt. SERIE A, № 1-5. Bernhard-von-Lindenau-Stipendium, Ausst.-Kat. Lindenau-Museum Altenburg, Altenburg 2018, S. 45-54.

mit Michael Merkel: Altenburger Trialog. Ein Gastspiel junger Kunst, Ausst.-Kat. Lindenau-Museum Altenburg, Altenburg 2017.

Berliner Blätter. Die Grafiksammlung von Volker Sachse im Lindenau-Museum Altenburg, in: Thüringer Museumshefte, 2/2017, S. 66-69.

mit Melanie Katharina Weber: Linie und Fläche im Duett, in: Die Kuh verstecken. Arbeiten auf Papier von Dieter Goltzsche, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Ahrenshoop, Ahrenshoop 2014, S. 26-31.

„In the name of humanity“. Representations of the Vietnam War in East German Art, Kunst und Krieg - 30. Konferenz des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, 15.–18.11.23, Schlesisches Museum, Görlitz, und Muzeum Karkonoskie, Jelenia Góra.
Programm

„Wir, die Künstler aus vielen Ländern“. Repräsentationen Vietnams und des Vietnamkriegs auf der Intergrafik, Workshop Internationale Kunstausstellungen in der DDR - Neue Forschungsperspektiven, 19.6.23, DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam.

Identity Politics and Memory. Representations of the Holocaust and the Auschwitz Trials at the 1965 Intergrafik, Konferenz Representations of the Holocaust in the Eastern Bloc, 9.–10.6.23, Freie Universität Berlin, Kunsthistorisches Institut.

Attitude and Doctrine: The Intergrafik as a Place for Demonstrations of Shared and Individual Values, Konferenz Revolutionary Romances. Into the Cold – Alternative Artistic Trajectories into (Post-)Communist Europe, 13.10.22, Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden.
Video des Vortrags

Fighting for Peace and Recognition. The Intergrafik and the Vietnam War, Konferenz Die globale DDR. Eine transkulturelle Kunstgeschichte (1949-1990), 9.–11.6.22, TU Dresden/Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Posterpräsentation).

Mahnung, Klage, Agitation. Internationale Konflikte im Spiegel der Kunst in der DDR – Ein Forschungsprojekt, 1. Cottbuser Workshop zu Kunst und Architektur der DDR – Im Zeichen der Internationalität, 16.4.21, BTU Cottbus-Senftenberg.

Heinrich Drakes "Memento Vietnam", im Rahmen des Projekts Art in Networks — The GDR and its Global Relations der TU Dresden unter Leitung von Prof. Dr. Kerstin Schankweiler,
Laufzeit: 1. Februar bis 31. Dezember 2022.