"Das tastende Ohr"
Eine klare innere Klangvorstellung ist Voraussetzung für ein bewusstes und umsichtiges Spiel. Eine ebenso präzise Imagination der körperlichen Bewegungen am Instrument kann den praktischen Übeprozess in hohem Maße entlasten. Mentale Kompetenzen, die eine tragfähige Brücke zwischen der Musik und ihren Ausführenden schlagen, wollen ebenso erprobt und gelernt werden wie der unmittelbare Umgang mit Instrument und Stimme.
Das tastende Ohr präsentiert eine umfassende, praktisch anwendbare Methode zum Inneren Hören und Mentalen Üben von Notentexten. Da deren Lektüre die klangliche Vorstellungskraft des Gehirns auf vielfältigste Weise herausfordert, wird Musikalische Intelligenz im Rückgriff auf jüngste Erkenntnisse der Neurologie, Psychologie, Soziologie und Philosophie als komplexe Spielform der allgemeinen menschlichen Intelligenz reflektiert. Ihre Verwandlung zu konkreter musikalischer Aktion erfolgt durch ein Mündiges Üben, das Ausdruck einer anspruchsvollen, zwischen Kopf und Hand kreisenden Kulturtechnik ist.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse erhalten die Studierenden im Rahmen eines regelmäßig wiederkehrenden Lehrveranstaltungsformats am Beispiel eines individuell wählbaren Repertoirestücks die Gelegenheit, neue mentale und praktische Zugänge zur Musik zu erproben, einen instrumentenspezifischen Übeleitfaden zu entwickeln und die Ergebnisse ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit sich selbst, ihrem Instrument und der Musik im Rahmen eines Gesprächskonzerts der Öffentlichkeit vorzustellen. Die mit jedem Seminardurchlauf neu zu Tage tretenden Ergebnisse dieser Annäherungsversuche an die individuellen Potenziale von Kopf und Hand werden zugunsten der Optimierung des Lehrangebots fortlaufend evaluiert und reflektiert.