Geschlechterverhältnisse in der Arbeitswelt

Die Möglichkeiten von Frauen und Männern, auf dem Arbeitsmarkt ihre beruflichen Ziele zu verwirklichen unterscheiden sich weiterhin. Soziale Krisen haben darüber hinaus eine deutliche geschlechtliche Schlagseite: Frauen haben nicht nur im Schnitt niedrigere Einkommen und ein erhöhtes Risiko, arbeitslos zu werden, sind sie doch prekärer beschäftigt. Ihnen kommt auch der größte Teil der Reproduktionsarbeit zu, also der Sorge um Kinder und Pflegebedürftige sowie die Haushaltsarbeit.

    In diesem Kontext wird die Vergesellschaftung durch den Arbeitsmarkt und den Privathaushalt unter besonderer Berücksichtigung von Geschlecht in den Blick genommen und unter dem Vorzeichen der multiplen Krisen der letzten Jahre erforscht. So können die Zunahme gering entlohnter, haushaltsnaher Dienstleistungstätigkeiten im Globalen Norden und die verstärkte Feminisierung der Migration im Kontext einer internationalen Arbeitsteilung erst im Zusammenhang mit der Rücknahme wohlfahrtsstaatlicher Sicherungssysteme als Care-Krise verstanden werden. In diesem Forschungsfeld steht zum einen die Untersuchung des Zusammenhangs von Prekarität und Geschlecht, insbesondere des Gender Pay Gap, aber auch das historische Gewordensein vergeschlechtlichter Arbeitsverhältnisse und ihre konkreten Veränderungen durch aktuelle Krisenerscheinungen im Mittelpunkt.

    Aktivitäten:

    Dr. Virginia Kimey Pflücke interessiert sich für eine kritische Soziologie der Arbeit und der Geschlechterverhältnisse und habilitiert zu deren Wandel in der Lausitz, wobei das Zusammenwirken des wirtschaftlichen Strukturwandels (Ende des Extraktivismus der Kohle) und der sozialen Transformation (Veränderung der Arbeits- und Geschlechterverältnisse nach 1990) im Fokus steht. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens hat Kimey Pflücke 2021/22 eine größere quantitative Umfrage und qualitative Interviews zur Veränderung von Arbeits- und Geschlechterverhältnissen während der Corona Pandemie (Link: https://www.b-tu.de/news/artikel/19371-start-in-das-projekt-arbeit-in-der-wissenschaft-in-der-corona-pandemie-in-brandenburg) durchgeführt, sowie 2019-22 qualitative Daten mittels teilnehmende Beobachtung auf vielfältigen Veranstaltungen und Interviews mit Akteuren des Strukturwandels (wie Vereinen, Gewerkschaften und Kirchen, Link: https://opus4.kobv.de/opus4-UBICO/frontdoor/index/index/docId/26768) erhoben. Sie wendet auch die aus der feministischen Gesellschaftstheorie stammende Methode der Erinnerungsarbeit (Artikel dazu siehe Link: https://d-nb.info/1198709537/04) an und wird u.a. Erzählsalons aus der Niederlausitz 2022/23 (Link: https://www.altersinnovationen.de/erz%C3%A4hlsalons-spremberg) auswerten, um das Zusammenwirken von persönlichen Krisenerfahrungen und wirtschaftsstruktureller Transformation im Postfossilismus zu verstehen.

    Pflücke, Virginia Kimey und Anna Kow (2018): Lohnarbeit, Reproduktion und die Gleichheit der Geschlechter. Beitrag in: Linkerhand, Koschka: Feministisch streiten. Texte zu Vernunft und Leidenschaft unter Frauen. Querverlag, Berlin.

    Pflücke, Virginia Kimey (2019): Wenn Hausarbeit bezahlt wird. Der Wandel der Arbeitsbeziehung im Privathaushalt in Spanien und Uruguay. Dissertationsschrift bei Campus: Labour Studies, Frankfurt a.M.

    Projekt “Gender Pay Gap: New solutions for an old problem. Developing transnational strategies together with trade unions and gender equality units to tackle the gender pay gap.” (2014-2016, Förderung durch Europäische Kommission, DG Justice, PROGRESS, ca. 40.000 Euro)

    Projekt: „European Network of Experts on Gender Equality (ENEGE) “ der Europäischen Kommission, DG Justice (seit 2012)

    Scheele, Alexandra 2014: „Doppelbelastung: nur ein Frauenthema? Zum Zusammenhang von Arbeit und Leben." Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Arbeit der Zukunft – Mehr Freiheit oder mehr Stress“ (14.10.2014) im IKMZ der BTU Cottbus-Senftenberg.

    Scheele, Alexandra 2014: „Public Childcare Services in the European Union: The model of Germany“. Vortrag im Frauenausschusses des Europäischen Parlamentes in Brüssel
    (25. 11.2014).

    Lepperhoff, Julia / Scheele, Alexandra 2014: Zwischen Finanzmarkt und Fürsorge: Feministische Perspektiven auf Ökonomie und Arbeit. In: Rendtorff, Barbara / Riegraf, Birgit / Mahs, Claudia (Hrsg.): 40 Jahre Feministische Debatten. Resümee und Ausblick. Weinheim und Basel: Beltz Juventa, S. 118-133 (mit Julia Lepperhoff).

    Annesley, Claire / Scheele, Alexandra 2011: Gender, Capitalism and Economic Crisis:
    Impact and Responses across Europe. In: Journal of Contemporary European Studies. Vol. 19, No. 3, pp 335-347.