Strukturwandel von Erwerbsarbeit im Betrieb, auf dem Arbeitsmarkt und in der Region

Erwerbsarbeit ist zentral für die soziale Integration der Einzelnen. Die Fragmentierung von Beschäftigungsformen und Destabilisierung von Beschäftigungsbeziehungen in Verbindung mit technologieabhängiger Rationalisierung erschüttern die lang etablierten Grundlagen des Arbeitslebens. Unsere Forschung fragt zum einen nach den individuellen und kollektiven Verarbeitungsformen dieser Entwicklungen, zum anderen nach institutionellen Veränderungen und betrieblichen Reorganisationsmaßnahmen.

Aktuell stehen in diesem Forschungsfeld folgende Themen im Mittelpunkt:

Der Arbeitsmarkt der Lausitz zwischen post-sozialistischer und sozial-ökologischer Transformation

Der Arbeitsmarkt bildet als Arena der Verteilung von Chancen und Risiken für die Verwirklichung der eigenen Lebensziele einen wichtigen Bezugspunkt für Erfahrungen und Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger. In der Lausitz überlagern sich die massiven Krisen des Erwerbssystems nach der Vereinigung mit den neuerlichen Anforderungen an ihre Veränderungs- und Anpassungsbereitschaft, die im Zuge des politisch beschlossenen Kohleausstiegs auftreten. Die Braunkohlewirtschaft stand damals und steht heute im Zentrum dieser Erfahrungen. Aus dem Strukturbruch dieser Branche, lang anhaltender hoher Arbeitslosigkeit, demografischer Alterung und erst auf den zweiten Blick sichtbaren Veränderungen in der Erwerbsbeteiligung von Frauen hat sich eine restriktive Dynamik am Arbeitsmarkt herausgebildet. Trotz massiver finanzieller Unterstützung des strukturellen Wandels hin zu einer postfossilen Wirtschaft prägen die Krisenerfahrungen der post-sozialistischen Transformation die Orientierungen der Bürgerinnen und Bürger. Es kommt darauf an, diesen Erfahrungshintergrund expliziter als bisher anzuerkennen, um den Weg freizumachen für eine erfolgreiche sozial-ökologische Transformation.

Ein Forschungsartikel hierzu erscheint im Juli 2023 in den WSI-Mitteilungen

Fachkräftemangel: ein Thema auch für die Lausitz?

Zunehmend wird auch in der Lausitz ein Mangel an Fachkräften und spezifisch qualifizierten Expert:innen festgestellt. In einem Interview für RBB Antenne Brandenburg, 24.3.2023,  nimmt Prof. Jacobsen hierzu Stellung: https://www.b-tu.de/news/artikel/23447-interview-mit-prof-jacobsen-rbb-antenne-brandenburg-brandenburger-begegnungen

Meaningful Work

Knut Laaser forscht im Rahmen seines Habilitationsprojekts zu den Spielarten von sinnstiftender Erwerbsarbeit. Basierend auf einer umfassenden Literaturanalyse konzipierte er eine Theorie der sinnstiftenden Arbeit für niedrigqualifizierte Arbeit in der Fachzeitschrift IJMR- International Journal of Management Reviews (Laaser und Bolton, 2022). Diesen Ansatz weitete er in der Fachzeitschrift Work, Employment and Society (2022) auf Erwerbsarbeit im Allgemeinen aus und entwarf unterschiedliche theoretische Szenarien von sinnstiftender Erwerbsarbeit. In einer Monographie, die Anfang 2024 in der Cambridge University Press erscheint, diskutiert er die Genese sinnstiftender Erbwersarbeit und verortet Erwerbsarbeit in einem Kontinuum zwischen sinnstiftender und entfremdeter Arbeit. In der Monographie werden empirische Fallstudien aus Skandinavien, Deutschland, Großbritannien und Indien herangezogen, um die Vorzüge der Theorie für Wissenschaft und Praxis zu illustrieren. Der Fachartikel in der IJMR wurde von den Herausgebern als einer der innovativsten konzeptionellen Beiträge der letzten 5 Jahre der Zeitschrift gekürt und der Fachartikel in Work, Employment and Society ist auf der Shortlist für den Fachartikel des Jahres 2022. Knut Laaser präsentierte die Forschungsergebnisse auf internationalen Konferenzen und Workshops.

Bisherige Veröffentlichungen zu dem Thema:

Laaser, K. & Bolton, S. (2022) Absolute autonomy, respectful recognition and derived dignity: Towards a typology of meaningful work. International Journal of Management Reviews, 24, 373– 393.

Laaser, K., & Karlsson, J. C. (2022). Towards a Sociology of Meaningful Work. Work, Employment and Society, 36(5), 798–815.

Laaser, K. (2022). Meaningful Work and Sociology: An Introduction to This Themed Issue. Work, Employment and Society, 36(5), 791–797.

Ausgewählte Vorträge:

International Labour Process Conference 2022 (Padua): Stigmatized and meaningful? The work of security guards in India

Northumbria University (2022): Meaningful work Research Seminar

Work, Employment and Society 2021 (Cardiff): Towards a sociology of meaningful work

Work, employment and Society 2019 (Belfast): Low-skilled work and meaningful work

Weitere Aktivitäten in diesem Forschungsfeld:

2019: Working paper von Herrn Dr.Laaser und Prof. Paul Thompson zur Labour Process Theory und new technoloy.

2019: Dr. Laaser ist Editorial Board Member von der internationalen Zeitschrift Work, Employment and Society und der Sektion Digitalization and work zugeordnet.

2019: Vortrag von Herrn Dr. Laaser auf der International Labour Process Conference in Wien (24.-26.04.2019). Der Titel des Vortrags von Herrn Dr. Laaser lautet "Beyond technological determinism: revitalising labour process analyses of technology, capital and labour" und basiert auf Forschung in Kooperation mit Prof. Paul Thompson von der University of Stirling.

2018: Work, employment and society Interview mit Herrn Doktor Laaser zu Digitalisation and work.

2018: Vortrag von Herrn Dr. Laaser auf der AIS Tagung in Berlin zur Labour Process Theory and new technology.

2018: Der Lehrstuhl Arbeits- und Wirtschaftssoziologie veranstaltete eine Vortragsreihe zum Thema "Digitalisierung der Arbeit" mit SprecherInnen aus dem In-und Ausland. Nähere Angaben finden Sie unter folgendem Link: www-docs.b-tu.de/fg-wirtschaftssoziologie/public/Flyer%203.pdf

2012-2017: Dr. Laaser forscht international zur Transformation von Bankarbeit mit besonderem Fokus auf neue Technologien, Organisation von Arbeit und sozialen Bezieungen am Arbeitsplatz.

Öffentliche Ringvorlesung „Arbeit der Zukunft“ im Wintersemester 2014/15

Jacobsen, Heike 2013: „Minijobs - Risiken und Nebenwirkungen eines deutschen Erfolgsrezepts“. Vortrag im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung der kowa (Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt Cottbus) (10.04.2013).

Vernetzung mit regionalen Akteuren (Netzwerk Fachkräftesicherung, Energieregion Lausitz, ZukunftsAgentur Brandenburg).

Jacobsen, Heike / Winkler, Andrea 2012: Gewinnerinnen und Verlierer - Behaupten Frauen sich erfolgreicher auf dem Arbeitsmarkt als Männer? Thesen zu Strukturbrüchen im Transformationsprozess am Beispiel der Stadt Cottbus. In: Brand Aktuell Heft 6.

Scheele, Alexandra / Winkler, Andrea 2012: „Risikofaktor Alleinerziehend? Wandel und Struktur einer Lebensform“. Vortrag auf der Fachtagung „Möglichkeiten und Grenzen der beruflichen (Re)Integration Alleinerziehender“ (23.02.2012) in Cottbus.