Zukunftsvision Seeachse Cottbus Erarbeitung eines städtebaulichen und strategischen Entwicklungskonzeptes für die zukünftige Cottbuser Seevorstadt

Der Kohleausstiegt und der damit verbundene Strukturwandel gibt der Region Lausitz, und somit der Stadt Cottbus, die Möglichkeit, sich neu auszurichten. Mit der Entwicklung der Seevorstadt und dem Hafenquartier möchte die Stadt einen Anfang im Rahmen eines möglichen Entwicklungsprozesses markieren. Mit rund 100.000 Einwohner*Innen ist sie die zweitgrößte Stadt des Landes Brandenburg und wird im Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin Brandenburg als eines von vier Oberzentren des Bundeslandes ausgewiesen[1][2].  Grundlage für die städtebaulichen Entwicklungen im Osten der Stadt bildet die Einstellung der Kohleförderung im Tagebau Cottbus-Nord und der damit verbundenen Flutung desselbigen. Ziel der Flutung ist die Bildung des Cottbuser Ostsees als größter See Brandenburgs. Die Entstehung sieht die Stadt als großes Potenzial. Die neu entstehende Wasserfläche soll sich als Wassersport- und Erholungsort überregional etablieren und Besucher*Innen in die Region Cottbus ziehen.[3]

Diese Arbeit setzt sich mit der Entwicklung der Seevorstadt als neuen Cottbuser Stadtteil auseinander und betrachtet dabei stadttechnische und planungsrechtliche Themen. Als Grundlage für diese Betrachtungen wird, aufbauend auf vorangestellte Analysen des Gebietes, ein Rahmenplan konzipiert, der eine beispielhafte Bebauung für die Seevorstadt darstellt. Dabei werden Teile der städtischen Ideen, festgehalten in der „Entwicklungsstrategie Cottbuser Ostsee“, mit eingearbeitet. Es wird ein Stadtteil der kurzen Wege mit Wohnungen und Arbeitsmöglichkeiten geschaffen, der sich entlang der Seeachse als Frei- und Mobilitätsraum entwickelt.

Als Schwerpunkt im Bereich Stadttechnik wurde der Energieverbrauch der geplanten Gebäude bestimmt und anschließend die Möglichkeit der Gewinnung von Wärme und Strom durch Solarenergie beleuchtet. Dabei wird untersucht, wieviel Dachfläche in Anspruch genommen werden muss, um den Wärmeenergie- oder Stromverbrauch der Gebäude des Quartiers zu decken. Durch die Nutzung von regenerativer Energie kann ein Beitrag zur Einsparung von CO2 geleistet werden, dessen Wert ebenfalls ermittelt wird. Losgelöst der Energiethematik wird abschließend das im Quartier anfallende Regenwasser berechnet und der Umgang mit diesem, im Bereich stark versiegelter Flächen angesprochen. Dabei ist festzustellen, dass der Umgang mit dem Regenwasser im Zentrum des Quartiers besonders betrachtet werden muss, da eine natürliche Entwässerung nicht möglich ist.

Auf baurechtlicher Ebene wird die Änderung des städtischen Flächennutzungsplanes und die Aufstellung von oder Änderung bestehender Bebauungspläne thematisiert. Dabei werden Bauflächen und Baugebiete für die Seevorstadt vorzuschlagen und deren Ausweisung gegenüber anderen begründet. Es wird aufgezeigt, dass die Ausweisung von Mischgebieten und allgemeinen Wohngebieten für die Seevorstadt sinnvoll ist. Da nicht alle Grundstücke, beziehungsweise Flurstücke, des Quartiers sich im Eigentum der Stadt befinden, setzt sich die Arbeit abschließend mit Planungsinstrumente zur Sicherstellung der Planungen auseinander, um Wege aufzuzeigen, wie Konflikten mit bestehenden Eigentümer*Innen begegnet werden kann. Dabei werden die Instrumente des Vorkaufsrechts nach § 24 BauGB, die Möglichkeit der Umlegung von Grundstücken nach § 45 ff. BauGB und der Enteignung nach § 85 ff. BauGB beleuchtet.


Bild 1 Bestandsluftbild

Das Quartier der zukünftigen Seevorstadt wird zum aktuellen Zeitpunkt aus Brachflächen und einigen Gewerbe- und Industriebetrieben gebildet. Besondere Stadtbausteine bilden die Justizvollzugsanstalt und eine Fotovoltaikfreiflächenanlage, die sich beide im Osten der Achse befinden. Der geplante Grünraum der Seeachse ist auch heute schon erkennbar, da es sich dabei um die ehemalige Trasse der Gubener Bahn handelt.

Bild 2 Rahmenplan

Der Rahmenplan zeigt eine beispielhafte Bebauung für die zukünftige Seevorstadt. Die Seeachse verläuft als prägender Grünraum durch das Quartier und wird von größeren Bebauungsstrukturen gerahmt. Im Zentrum des Quartiers befindet sich ein Energiecampus für Forschung und Entwicklung und die Gestaltung der Seeachse wird hier von einem städtischen Platz bestimmt. Die Übergänge zu den Dörfern Dissenchen und Merzdorf werden durch Reihen- und Einfamilienhäuser gestaltet.

Bild 3 Untersuchungsbereiche

Zur Untersuchung der Energieverbräuche der Gebäude wurde das Quartier in die Untersuchungsbereiche A bis K unterteilt. Die Gliederung wurde dabei anhand der Gebäudetypologie und der Nutzung des Gebäudes vorgenommen. Beim Bereich A handelt es sich um den Energiecampus des Quartiers, Bereich B bildet ein städtischer Verwaltungskomplex. Die Bereiche C bis K dienen hauptsächlich dem Wohnen.

Bild 4 Wärmeenergieverbrauch

Die Tabelle zeigt die zu erwarteten Energieverbräuche im Bereich Wärme für die einzelnen Untersuchungsbereiche. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die errechneten Werte auf Annahmen beruhen, um eine großräumige Betrachtung des gesamten Bearbeitungsgebietes zu ermöglichen. Die genauen Verbrauchswerte sind von vielen Faktoren abhängig, wie beispielsweise dem Nutzerverhalten oder auch der Architektur der Gebäude, die nicht Gegenstand dieser Arbeit sind.

Quellen:

[1]

Stadtverwaltung Cottbus, Fachbereich Bürgerservice, Statistik und Wahlen (o.J.): Cottbus in Zahlen. Bevölkerung [online]. www.cottbus.de/verwaltung/gb_ii/buergerservice/statistik/bevoelkerung.html [Zugriff am 15.05.2021].

[2]

Gemeinsame Landesplanung Berlin-Brandenburg (o.J.): Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (LEP HR) [online]. gl.berlin-brandenburg.de/landesplanung/landesentwicklungsplaene/lep-hr/ [Zugriff am 17.05.2021].

[3] Stadtverwaltung Cottbus, Fachbereich Stadtentwicklung (2020): Entwicklungsstrategie Cottbuser Ostsee. Fortschreibung und Aktualisierung. Cottbus. S. 7, 15.