Pyrotechnische Bengallichter in Fußballstadien – Kick oder Crime?

Fortsetzung der öffentlichen Ringvorlesung Forensic Sciences am Freitag, 27. Januar 2017, 17:30 Uhr, mit Prof. em. Dr.-Ing. Wolfgang Spyra am Zentralcampus Cottbus.

Der Experte für Feuerwerk, Prof. Spyra, fasst ein ziemlich heißes Eisen an. Er, der Feuerwerker, weiß, wovon er redet und manche Fans träumen: Eskapaden in Fußballstadien. Bekannt ist, dass Fangruppen einiger Fußballvereine nicht ohne das Zündeln mit Pyrotechnik bei Sportveranstaltungen auskommen wollen. Grelle Bengallichter brennen bei extrem hohen Temperaturen und oftmals unter extrem starker Rauchentwicklung ab, gefährden Besucher und stören die Sportveranstaltung. Dann gibt es noch den Paukenschlag und das laute Knallen mit Überschüssen an Feuerwerkskörpern aus Silvester und nicht selten auch noch mit illegal eingeführten Böllern aus unseren Nachbarländern.

Den meisten Zündern sind die Gefahren, die von Pyrotechnik ausgehen, überhaupt nicht bekannt. Der Kick, Frust oder Freude, lassen jedes Gefühl von Gefahr in den Hintergrund rücken. Das ist ein Problem. Darüber können Interessierte mit Prof. Spyra im Rahmen der Ringvorlesung diskutieren. Denn er kann das Verlangen nach "Action" sehr wohl verstehen. Lustfeuerwerk ist sein Metier.

"Diese pyrophilen Fangruppen genießen auch eine gewisse Umfeldsolidarität", so Prof. Spyra. Wenn Ordner oder auch die Polizei den "Abbrenner" identifizieren wollen, weil er andere und sich akut gefährdet, "verdichtet" sich das Umfeld um den Zündler. Ein Vordringen zum Verursacher würde nur mit Anwendung von kräftiger Gewalt möglich sein. In Abwägung der Risiken verzichtet die Exekutive in den meisten Fällen auf den Zugriff, da in Folge körperliche Auseinandersetzung, Panik oder gar katastrophenähnliche Zustände entstehen können. Es geschieht in den Stadien relativ selten, aber es gibt genügend Beispiele, in denen Fangruppen einander mit Pyrotechnik bekämpfen. Ist kein Gegner greifbar, gelingt es ihnen mit Sicherheit, einen solchen zu finden.

Die Sicht der Einen ist zugleich die Sorge der Anderen, welche die verheerenden Folgen von Pyrotechnik einschätzen können. Aufgrund dessen hat der Gesetzgeber zum Gebrauch von Pyrotechnik ein Gesetz erlassen, in welchem der sachgerechte Umgang geregelt ist. In einem Fußballstadion werden diese Kriterien jedoch nicht erfüllt.

Gibt es einen akzeptablen Ausweg? Darüber darf mit Professor Spyra im Anschluss an den Vortrag diskutiert werden. Herzlich eingeladen sind alle Interessierten, insbesondere auch Fans von Vereinen, die sich mit dem Problem der Pyrotechnik auseinandersetzen. Fragen, Alternativen, Vorschläge sind in der sich anschließenden Gesprächsrunde sehr willkommen.

Datum: Freitag, 27. Januar 2017, 17.30 bis 19 Uhr

Ort: Großer Hörsaal, Zentralcampus Cottbus der BTU Cottbus–Senftenberg, Konrad-Zuse­­-Straße 4, 03046 Cottbus

Prof. em. Dr.-Ing. Wolfgang Spyra nahm nach seiner Lehre zum Chemielaboranten ein Studium der Chemie auf und promovierte 1980 an der TU Berlin. Nach einigen Jahren Tätigkeit an der TU Berlin wurde er 1983 zum Direktionsleiter der polizeitechnischen Untersuchungen beim Polizeipräsidenten in Berlin ernannt und leitete die Direktion Polizeitechnische Untersuchungen. Seine Leidenschaft zur (Nach)Forschung setzte er ab 1994 an der BTU Cottbus fort. Er war Inhaber des Lehrstuhls Altlasten mit Forschungsschwerpunkten wie Erkundung, Bewertung und Sanierung von (schutzgutbelasteten) Flächen, sowohl militärischen Liegenschaften als auch Industrieliegenschaften, Toxikologie, Erkundung und Entsorgung chemischer und konventioneller Kampfmittel, Umweltkriminalität und anderem. Seine Studierenden begeisterte er nicht nur in den fachbezogenen Veranstaltungen, sondern auch mit feuerwerkstechnischer Ausbildung und Event-begleitenden Feuerwerken.

Heute doziert Prof. Spyra im Weiterbildenden Studiengang Forensic Science and Engineering (M.Sc.) an der BTU Cottbus–Senftenberg und leistet darüber hinaus wichtige Netzwerkarbeit für die Universität.

Die öffentliche Ringvorlesung im Wintersemester 2016/17 des Weiterbildungszentrums der BTU Cottbus-Senftenberg in Kooperation mit dem Studiengang Forensic Sciences & Engineering steht unter dem Titel: "Forensic Sciences: Der Tat auf der Spur". Experten geben Einblicke in die Welt der Spurensuche, -analyse und -bewertung. Das Themenspektrum erstreckt sich von der Suche nach Leichen über die Staatsanwaltschaft bis hin zum unsachgerechten Umgang mit Pyrotechnik und zum Aufdecken von Kunstfälschungen. Im Anschluss an jeden Vortrag können alle Interessierten mit den Experten im Hörsaal oder in der Unbelehr-Bar ins Gespräch kommen.

Kontakt

Thomas Hasenauer
Weiterbildungszentrum
T 3680
thomas.hasenauer(at)b-tu.de