Mehr Raum für angewandte Forschung

Fraunhofer IPMS mit neuem Institutsteil an der BTU in Cottbus

Das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS mit Hauptsitz in Dresden eröffnete am 19. April 2018 feierlich mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft seinen neuen Institutsteil "Integrated Silicon Systems", kurz Fraunhofer IPMS-ISS, am Zentralcampus der BTU Cottbus-Senftenberg.

Die Arbeiten im neuen Institutsteil, der von Dr. Sebastian Meyer geleitet wird, wurden bereits zu Beginn dieses Jahres aufgenommen und umfassen das Geschäftsfeld "Monolithisch Integrierte Aktor- und Sensorsysteme" sowie die Arbeitsgruppe "Terahertz-Mikromodule und -Applikationen".

Zukunftstechnologien am neuen Institutsteil Fraunhofer IPMS-ISS in Cottbus

Die im neuen Institutsteil vorgesehenen Entwicklungen werden den Menschen in vielen Bereichen seines Lebens unterstützen. So arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im neuen Geschäftsfeld beispielsweise an Mikrolautsprechern, die nur wenige Millimeter groß aber dennoch mit perfektem Klang bei gleichzeitig geringem Energieverbrauch ausgestattet und für Hearables oder medizinische Hörgeräte eingesetzt werden sollen. Aber auch Mikrodosiereinheiten für beispielsweise Insulinpumpen sind Gegenstand der Forschungsarbeiten. All dies wird durch neuartige Aktoren und Sensoren ermöglicht, die am Fraunhofer IPMS-ISS entwickelt werden und auf einem völlig neuen, in den Vorjahren erforschten, Antriebsprinzip für mikromechanische Bauelemente beruhen. Auch auf dem Gebiet "Terahertz" arbeiten die Forscherinnen und Forscher an der Behebung alltäglicher Probleme und wollen einen Weg finden, über neuartige Bauelemente die Nutzung der Terahertz-Strahlung deutlich zu erweitern. Anders als beispielsweise Röntgen-Strahlung ist diese nicht ionisierend und somit auch nicht schädlich für das Gewebe, das sie durchdringt. Diesen Vorteil will man am Fraunhofer IPMS-ISS nutzen, um kompakte und mobile Prüfsysteme zu entwickeln, die in der Medizin und Biotechnologie, Sicherheitstechnik, Gefahrstoffdetektion oder zerstörungsfreien Werkstoffprüfung einsetzbar sind. Aufwändige, stichprobenartige Verfahren sollen damit der Vergangenheit angehören.

Prof. Harald Schenk, Leiter des Fraunhofer IPMS in Dresden und Inhaber der Professur Mikro- und Nanosysteme an der BTU Cottbus-Senftenberg, initiierte 2012 die Zusammenarbeit beider Institutionen mit dem Aufbau der Fraunhofer-Projektgruppe "Mesoskopische Aktoren und Systeme" (MESYS) vor Ort in Cottbus und legte damit den Grundstein für den neuen Institutsteil. "Was wir hier in den letzten sechs Jahren geschaffen und geschafft haben, ist enorm", so Schenk und führt aus: "Im Rahmen der Projektgruppe wurde eine komplett neue Klasse elektrostatischer Mikroaktoren entwickelt und patentiert. Momentan gibt es acht weitere angemeldete Patentfamilien, die ersten Ergebnisse werden in den praktischen Einsatz überführt, wir haben für unsere Arbeit der letzten Jahre mehrere Preise erhalten und sogar eine Ausgründung ist in Planung. Der Weg, den wir gegangen sind, ist maßgeblich und bezeichnend für Fraunhofer. Doch ohne die Unterstützung des Landes Brandesburg, speziell die des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur MWFK, und die der BTU Cottbus-Senftenberg wäre dieser Weg nicht möglich gewesen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle auch noch einmal herzlich bedanken und wünsche uns allen für die Zukunft viel Erfolg."

Kooperation zwischen Fraunhofer und BTU stellt wichtigen Innovationsfaktor dar

Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft schließt sich Prof. Schenks Worten an: "Als Fraunhofer-Projektgruppe gestartet, wird nun mit dem neuen Institutsteil des Fraunhofer IPMS die erfolgreiche Kooperation vor Ort mit der BTU Cottbus-Senftenberg fortgeführt. Auf diese Weise verstetigen wir die Fraunhofer-Forschung in Brandenburg. Gerade der Bereich der neuartigen Aktoren und Sensoren ist ein aussichtsreiches Forschungsfeld mit vielfältigen industriellen Einsatzbereichen. Durch den Transfer von Forschungsergebnissen in die Industrie legen wir nicht nur die Basis für innovative neue High-Tech-Anwendungen, sondern leisten auch einen entscheidenden Beitrag zur Stärkung der lokalen Wirtschaft und Zukunftsfähigkeit der Region."

Die Ansicht Neugebauers bekräftigt auch Dr. Martina Münch, Wissenschaftsministerin des Landes Brandenburg, mit den Worten: "Die erfolgreiche Förderung von anwendungsorientierter Forschung ist eine Investition in die Zukunft und trägt zur nachhaltigen Stärkung und Weiterentwicklung der Lausitz und darüber hinaus bei. Diese Entwicklung kann auch für weitere Forschungsaktivitäten beispielgebend sein, neue Impulse für wirtschaftliche Entwicklungen geben und einen wichtigen Beitrag für die Schaffung hochqualifizierter Arbeitsplätze in der Region leisten - das ist gerade vor dem Hintergrund der Herausforderung des Strukturwandels in der Lausitz von zentraler Bedeutung. Deswegen haben wir den Aufbau dieses ersten Institutsteils der Fraunhofer-Gesellschaft an der Brandenburgischen Technischen Universität in den vergangenen fünf Jahren mit rund drei Millionen Euro unterstützt."

Und auch Prof. Jörg Steinbach, Präsident der BTU Cottbus-Senftenberg zeigt sich hoch erfreut und sagt abschließend: "Die Ansiedlung des Fraunhofer-Institutsteils IPMS-ISS an der BTU ist ein wichtiger Schritt, um unsere Partnerschaften mit renommierten außeruniversitären Forschungseinrichtungen auszubauen und weiter zu festigen. Ich bin sicher, dass diese Kooperation und die daraus resultierenden Hightech-Anwendungen positiven Einfluss auf Region und Gesellschaft haben werden, zumal diese Forschungsaktivitäten am IPMS-ISS durch ein weiteres Projekt "Adaptive Integrierte Systeme", gefördert durch das Land Brandenburg, gestärkt werden soll. Das und die geplante Einrichtung von zwei weiteren Fraunhofer-Forschergruppen im Bereich der Polymermaterialien und der Biotechnologie an der BTU macht mich stolz und zeigt, dass wir mit unserer Forschungsstrategie im fünften Jahr des Bestehens dieser jungen Universität auf dem richtigen Weg sind."

Das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS mit seinen 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steht für angewandte Forschung und Entwicklung in den Bereichen Photonische Mikrosysteme, Mikrosystemtechnologien, Nanoelektronische Technologien und Drahtlose Mikrosysteme. Die Hälfte unseres jährlichen Forschungsbudgets von 30 Millionen Euro wird durch Aufträge aus der privaten Wirtschaft finanziert. Wir bieten Komplettlösungen vom Konzept über das Bauelement bis zum kompletten System. Dies schließt Muster- und Pilotfertigung im eigenen 1500 m² (15 000 ft²) Reinraum (Klasse 4 nach ISO 14644-1) mit qualifizierten Prozessen ein. Um den Erwartungen unserer Kunden zu
genügen, ist unser Haus für Forschung, Entwicklung und Fertigung, den entsprechenden Halbleiter- und Mikrosystemprozessen, integrierte Aktorik / Sensorik und Beratung von der DEKRA nach der Norm DIN EN 9001:2008 zertifiziert.



Fachkontakt

Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. nat. habil. Harald Schenk
Mikro- und Nanosysteme
harald.schenk(at)ipms.fraunhofer.de

Pressekontakt

Benedikt Stahl
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
T 2115
benedikt.stahl(at)b-tu.de
Schildübergabe zur Eröffnung des Fraunhofer IPMS-ISS in Cottbus: Präsident der Fraunhofer Gesellschaft, Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer, Institutsleiter Fraunhofer IPMS und Inhaber der der Professur für Nano- und Mikrosysteme, Prof. Dr.-Ing. Harald Schenk, Ministerin für Forschung, Wissenschaft und Kultur, Dr. Martina Münch und BTU-Präsident Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach (v.l.n.r)