20 Jahre EEG - Prof. Hirschl gratuliert als enger Begleiter

Heute vor 20 Jahren trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft und hat Deutschland zum führenden Energiewendeland weltweit gemacht. Doch in den letzten Jahren kam der Ausbau erneuerbarer Energien ins Stocken. Dabei ist eine erneuerbare Energieversorgung nicht nur essenziell fürs Klima, sondern schützt auch vor möglichen Ausfällen fossiler Brennstoffimporte.

Zum Geburtstag des EEG sollten die lange verschleppten Entscheidungen des mittlerweile marginalen Erneuerbare Energien-Ausbaus endlich umgesetzt werden. Es ist Zeit, seit Langem vorhandene Regelungen in Gesetze zu überführen. Kurzfristig sollte der sogenannte Solardeckel, der den Ausbau der Sonnenenergie begrenzt, abgeschafft und Ausschreibungsfristen für EEG-Anlagen verlängert werden. Genehmigungsprozesse müssen so gestaltet werden, dass Themen wie Naturschutz und Flugsicherheit mit einem ambitionierten Ausbau von Wind- und Solarenergie zusammengehen. Die geplante bundesweite strikte 1000-Meter-Abstandsregelung für Windenergieanlagen muss fallengelassen werden. Ebenso sollte die neue Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II der Europäischen Union, die das Erzeugen und Verbrauchen erneuerbarer Energie vor Ort deutlich stärkt, zeitnah in nationale Gesetzgebung überführt werden.

Durch die dezentrale Verteilung der Erneuerbare-Energien-Anlagen spielen Kommunen und kommunale Unternehmen als Initiator, Planer und Betreiber eine zentrale Rolle. Um die Akzeptanz für die Energiewende zu steigern, ist es wichtig, die Menschen vor Ort und lokale Unternehmen adäquat zu beteiligen. Dies beinhaltet auch eine gesicherte und attraktive finanzielle Beteiligung von Kommunen und Bürgern an jedem errichteten Windrad.

Die Coronakrise führt uns vor Augen, wie wenig sicher verlässlich geglaubte Versorgungsketten sind. Eine Energieversorgung basierend auf fossilen Brennstoffen, die wir zu großen Teilen importieren müssen, macht uns verwundbar. Wind- und Sonnenenergie kommen ohne Brennstoffimporte aus. Wir sind gut beraten, gerade jetzt die Weichen zu stellen, um unsere Energieversorgung rasch unabhängiger und damit zukunftssicherer zu gestalten. Nur das Zusammenspiel von regional verteilter Windenergie an Land mit Solarenergie kann eine effiziente, sichere und resiliente Versorgung sichern.

Prof. Hirschl begleitet das EEG bereits seit seiner "Geburt". So war er Projektleiter der ersten beiden sogenannten Erfahrungsberichte zum EEG an den deutschen Bundestag (2000-2002 und 2002-2004). In seiner inter- und transdisziplinären Forschungs- und Beratungsarbeit hat er u.a. bereits früh erste Analysen zum wirtschaftlichen Betrieb ohne EEG-Vergütung durchgeführt (Stichtwort Grid Parity), mit seinem Team am IÖW das erste regionalökonomische Modell zur Ermittlung von lokalen Wertschöpfungs- und Beschäftigungswirkungen entwickelt und führt aktuell Untersuchungen zu Akzeptanzfaktoren und Optionen finanzieller Beteiligung von Kommunen und Bürgern durch. Auch wenn erste Technologien - allen voran die Photovoltaik, von der es die wenigsten bei Einführung des EEG erwartet hätten - mittlerweile in einigen Fällen auch ohne EEG am Markt bestehen können, wird es zentrale Grundregeln des EEG, insbesondere die gesicherte Vergütung und den Einspeisevorrang, noch so lange brauchen, solange die fossilen Energiepreise noch nicht die ökologische Wahrheit sprechen.

Herzlichen Glückwünsch EEG!

Kontakt

Prof. Dr. phil. Bernd Hirschl
Management regionaler Energieversorgungsstrukturen
T +49 (0) 3573 85-534
bernd.hirschl(at)b-tu.de