Ehemalige Nachwuchsgruppenleiterin berichtet über ihre Karriere in Brandenburg

Dr. Birgit Futterer leitete als Postdoktorandin eine Nachwuchsgruppe in der International Graduate School (IGS), die Vorgängereinrichtung der GRS. In einem Interview mit der BTU-Stabsstelle für Alumni gibt sie spannende Einblicke in ihren Werdegang.

Die Geo-Physikerin Dr. Birgit Futterer promovierte von 2002 bis 2006 an der BTU in Cottbus am Lehrstuhl für Aerodynamik und Strömungslehre und erhielt 2009 den Post-Doc Nachwuchswissenschaftlerpreis des Landes Brandenburg. Nach ihrer Promotion war sie Leiterin der IGS-Nachwuchsgruppe »Anwendungen von Rayleigh-Benard-, Taylor-Couette- und Rohrströmungen in Natur und Technik«, sowie an der Universität in Magdeburg und für die Vattenfall Europe Mining AG/Lausitz Energie Bergbau AG. Inzwischen ist sie Abteilungsleiterin im Geologischen Dienst im Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe des Landes Brandenburg. Das Landesamt übernimmt neben dem Geologischen Dienst auch als Fach- und Vollzugsbehörde die Aufsicht über die Betriebe des Bergbaus in den Ländern Brandenburg und Berlin und ist Sonderordnungsbehörde zur Abwehr von Gefahren im Bereich des Altbergbaus. Die Aufgaben des LBGR reichen demnach von der Erfassung, Bewertung und Bereitstellung geologischer Daten über Zulassungen für die Aufsuchungen, Gewinnung und Aufbereitung von Rohstoffen bis hin zu Genehmigungen für den Bau von Elektroenergie- und Gasfernleitungen. Durch die Arbeit im Geologischen Dienst fallen auch Anteile der spannenden Wassererkundungen im Umkreis des Tesla Werkes in ihr Aufgabengebiet.

Hallo Frau Futterer, wie sind Sie zur Geo-Physik und zur Promotion an der BTU gekommen?
Geophysik habe ich an der TU Bergakademie Freiberg studiert. Fachlich wollte ich in jedem Fall etwas mit Mathe, Physik und Erdkunde machen und studieren wollte ich nicht in der Nähe von zu Hause, um selbständig zu werden. Der Geophysik-Abschluss in Freiberg beinhaltete ein Wahlfach, das war bei mir Numerik. So habe ich konkret im Anschluss eine Promotionsstelle gesucht und bin direkt an die BTU nach Cottbus gekommen, da hier eine Promotionsstelle mit Numerik und Geophysik ausgeschrieben war. Ich habe dann schließlich im GeoFlow-Projekt promoviert, ein interdisziplinäres Strömungsmechanikexperiment.

Was vermissen Sie am meisten aus ihrer Promotionszeit in Cottbus?
Ehrlich gesagt, vermisse ich gar nichts. Das ist aber bitte nicht falsch zu verstehen. Es war eine gute Zeit, aber da wo ich danach war und jetzt bin, ist es auch gut und schön. Den Arbeitgeber zu wechseln hatte bei mir vorrangig den Grund neue Aufgaben und oftmals mehr Verantwortung übernehmen zu können, im Sinne der eigenen Weiterentwicklung. Ich hatte zur Promotion eine halbe Stelle, habe eine Familie gegründet, ein tolles Projekt begleitet und hatte gewisse Freiheiten im Vergleich zu einer Tätigkeit in einem Unternehmen. Ich sehe das eher so, dass eben alles seine Zeit hat. Ich würde eher sagen, dass ich sehr gerne an die Zeit der Promotion denke, weil es teilweise schon verrückt war, was ich da alles gestemmt habe.

Sie leiten inzwischen den Geologischen Dienst des Landes Brandenburg. Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Um diese Frage zu beantworten, leite ich mal damit ein, was der Geologische Dienst macht. Der Geologische Dienst ist für die Geologische Landesaufnahme zuständig, das heißt vom Boden bis in den tiefen Untergrund wird kartiert, um geologische Kartenwerke zu erarbeiten beziehungsweise vorhandene fortzuschreiben. Außerdem sind wir mit dem Geoarchiv daten- und archivhaltende Stelle vom Oberboden bis zum tiefen Untergrund. Die seit über 100 Jahren gesammelten geologischen Fachdaten sind im geologischen Archiv und den geologischen Datenbanken fachlich zusammengeführt. Des Weiteren gehört auch das Bohrkernlager in Wünsdorf dazu. Die Abteilung untergliedert sich in die Fachgebiete Bodengeologie, Känozoikum/Geoarchiv, Hydrogeologie und Wasserhaushalt, Rohstoff- und Tiefengeologie. Damit werden die Grundlagen für die fiskalische Bodenbewertung, den Bodenzustand zum Beispiel in der Landwirtschaft, den geologischen Aufbau der ersten 100 bis 200 Meter mit Rohstoffen und oberflächennaher Geothermie, der Hydrogeologie mit Trinkwasserschutz und allgemeiner Wasserwirtschaft und der Tiefengeologie mit Geothermie, tiefliegenden Rohstoffe wie Kupfer, Erdöl-Erdgas bereitgestellt sowie entsprechende Fachinformationssysteme wie dem Geothermieportal für die Nutzer frei verfügbar gemacht. Wir reden hier auch von Daseinsvorsorge. Der Geologische Dienst hat auch einen wissenschaftlichen Anspruch. Bei uns geht es aber nicht um International Peer Review Publications, sondern um die wissenschaftliche Methode der Arbeitsweise als solche. Außerdem ist Deutsch nun mal Amtssprache. Wir sind auch in die Betreuung von wissenschaftlichen Arbeiten eingebunden und in Drittmittelprojekte. Der Arbeitsalltag als Leiterin ist da in erster Linie eben der einer Führungs- und Leitungsposition. Das beginnt mit der Übertragung der Arbeitgeberpflichten zur Durchsetzung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, geht über strategische Ausrichtung hin zur Vertretung der Fachbehörde nach außen und in diversen Gremien. Ich versuche es mal noch konkreter zu beschreiben: Das LBGR befindet sich durch Generationenwechsel und Wechsel in fachlichen Schwerpunkten in einer Transformation. Das ist regelmäßig zu evaluieren und schriftlich festzuhalten, wo die Reise hingeht. Dazu schiebe ich auch Personalentwicklungsthemen an. Mir ist es wichtig, dass meine Kollegen und Kolleginnen gerne zur Arbeit kommen. Ich vertrete die Angelegenheiten Brandenburgs in Bezug auf die Geologische Landesaufnahme vom Boden bis zum tiefen Untergrund auch in verschiedenen Gremien auf Bund- und Länderebene. Das heißt, ich versuche die Themen der Bodengeologie, des Känozoikums, des Geoarchivs, der Hydrogeologie und Rohstoff- und Tiefengeologie im Blick zu behalten. Ich frage hierzu entweder Berichterstattung meiner Dezernatsleiter ab oder bin entsprechend involviert. Teilweise treffe ich auch übergeordnete Entscheidungen zu den Arbeitsrichtungen oder bestätige sie. Während meine Kollegen und Kolleginnen sehr vertiefte geologische Fachstellungnahmen erarbeiten, ist das als Abteilungsleiterin nicht unbedingt mein tägliches Geschäft. Meine Stellungnahmen sind sowohl fachlicher Art aber auch disziplinarisch bei Beurteilungen und können auch in Richtung Ministerien oder andere Behörden erarbeitet werden. Dabei erhalte ich auch Zuarbeiten und muss alles entsprechend zusammentragen. Das ist sehr oft sehr übergeordnet. Aktuell habe ich die Federführung bei der Festlegung der Gebietskulisse für das Grundwassermodell Lausitz übernommen. Auch hier tragen wir struktur- und hydrogeologische Grundlagen im Geologischen Dienst, aber auch interdisziplinär mit der Hydrologie im Landesamt für Umwelt zusammen und länderübergreifend mit Sachsen. Das alles geht überwiegend in Form von Abstimmungen, Emails, Verfassen von internen und externen Schriftstücken. Kurz gesagt, ich sitze sehr viel am Rechner und befasse mich gemeinsam mit anderen mit dem geologischen Raum unter uns. Die fachliche Bandbreite ist im geowissenschaftlichen Sinne sehr groß. Dazu gehört auch mal die Belehrung über die geoelektrische Kartierung und die Dienst-KfZ-Richtlinie.

Im Kontext der Tesla Ansiedlung in Grünheide wird auch immer wieder über das Thema Wasser gesprochen. Sie sind da auch selbst mit neuen Wassererkundungen in dem Gebiet beschäftigt. Was waren da konkret ihre Aufgaben?
Der Geologische Dienst als Abteilung im LBGR nimmt laut Brandenburgischem Wassergesetz die hydrogeologische Grundlagenerarbeitung war. Im Rahmen dieser Tätigkeit waren wir bei orientierenden Untersuchungen, der so genannten Vorerkundung, mit eingebunden gewesen. Diese Vorerkundung wurde gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt durchgeführt. Darüber hinaus waren noch verschiedene Auftragnehmer vor Ort mit eingebunden. Übergeordnete Zielstellung bei einer derartigen Vorerkundung ist es zu untersuchen, ob ein bestimmter Grundwasserleiter in den geologischen Bodenschichten auch vorkommt. Ob er förderungswürdig ist und die abgeschätzten Wassermengen liefert, entscheidet dann ein Pumpversuch, den ein Vorhabenträger durchführen lassen muss.

Was würden Sie Studentinnen raten, die ebenfalls in die Physik beziehungsweise Geo-Physik gehen wollen?
Ich würde Studentinnen unabhängig vom Fach raten, eher kleinere Universitätsstandorte wie Cottbus oder Freiberg zu wählen. Das liegt nicht alleine an möglichen Kosten, aber ich selber fand es gut, dass man doch einen sehr persönlichen Kontakt zu Mitstudierenden und zu den Dozenten hat. Man geht nicht unter wenn man gegebenfalls droht, aus welchen Gründen auch immer, den Anschluss zu verlieren. Aus heutiger Sicht gilt leider immer noch, dass Frauen in den MINT-Fächern anteilig weniger vertreten sind. Daher darf man sich da nicht abschrecken lassen. Am wichtigsten ist für mich meine persönliche Aussage, dass man seine Ausbildung nicht nur für die Erziehung der Kinder nutzen sollte. Berufstätig zu sein, ist für mich auch Berufung.

Kontakt

Daniel Ebert
Stabsstelle Friend- and Fundraising; Alumni
T +49 (0) 355 69-2420
daniel.ebert(at)b-tu.de
BTU Alumna Dr. Birgit Futterer