Forschungsschwerpunkte
Für die Bearbeitung komplexer Bauwerksstrukturen und ausgedehnter Untersuchungsgebiete müssen spezielle raumbezogene Informationssysteme entwickelt werden, die eine umfassende Verknüpfung geometrischer 2D- und 3D-Daten mit thematischen Informationen sowie Bilddaten und Dokumenten erlauben. Im Zusammenhang mit der Bearbeitung von Forschungsprojekten der Lehrstühle für Vermessungskunde und für Baugeschichte werden die Möglichkeiten der Datenintegration untersucht und für Bauforschung und Archäologie optimierte Datenmodelle und Werkzeuge in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Bauforschern, Geodäten und Informatikern entwickelt. Hierbei müssen insbesondere die hohe Informationsdichte und die Kombination von Daten unterschiedlicher Herkunft sowie die Notwendigkeit des vernetzten Datenzugriffs durch eine große Anwenderzahl berücksichtigt werden. Ergebnis dieser Untersuchungen ist das webbasierte modulare Geoinformationssystem CISAR, welches neben der Speicherung und Analyse thematischer Daten im Kontext von archäologischen und Bauwerksuntersuchungen eine Visualisierung von 2D- und 3D-Geometrien ermöglicht. Die Erstellung von CISAR stellt einen wesentlichen Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls dar.
Bauaufnahme als interdisziplinäres Forschungsprojekt – Die Integration von konventionellen und modernsten geodätischen/photogrammetrischen Methoden zu einem leistungsfähigen Erfassungswerkzeug
Geodäsie und Photogrammetrie stellen ein breites Spektrum moderner Instrumente und Messverfahren bereit, die in vielen Anwendungsgebieten erfolgreich zur geometrischen Erfassung und Modellierung eingesetzt werden. Eine Ausnahme scheint lediglich die Bauaufnahme zu bilden, die für die Erfassung und Darstellung historischer Stadtanlagen und Bauwerke eingesetzt wird. Obwohl die Bedeutung von Baumaßnahmen im vorhandenen Gebäudebestand immer mehr zunimmt, die Anforderungen der Denkmalpflege gute Bestandsdaten voraussetzen und die Forschung über archäologische und kulturgeschichtlich herausragende Objekte einen breiten Raum einnehmen, bleibt der geodätische und photogrammetrische Beitrag in diesen Anwendungsfeldern weit hinter den modernsten Möglichkeiten zurück.
Die Integration aller zur Verfügung stehenden Messverfahren und Erfassungswerkzeuge zu einer interdisziplinär ausgeführten Bauaufnahme ist Ziel der aktuellen Forschungen des Lehrstuhls für Vermessungskunde auf diesem Gebiet. In die Entwicklung von Konzepten zur Bauaufnahme fließen die gewonnenen Erkenntnisse verschiedener Projekte aus dem Bereich der archäologischen Bauforschung.
Hierbei wird besonders durch die enge Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Baugeschichte der gemeinsamen Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung eine interdisziplinäre Sichtweise auf das Arbeitsgebiet der Bauaufnahme entwickelt. Innerhalb des von beiden Lehrstühlen ausgerichteten internationalen Kolloquiuen ‚Von Handaufmaß bis High Tech – Aufnahmeverfahren in der historischen Bauforschung’ (2000) bzw. 'Von Handaufmaß bis High Tech II – Informationssysteme in der historischen Bauforschung' (2005) wurden kontroverse Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen moderner Bauaufnahmeverfahren sowie zu Möglichkeiten der Datenspeicherung und Visualisierung geführt, die zu neuen Lösungsansätzen führen sollen.
Überwachungsmessungen und Deformationsanalysen wurden in erster Linie für geodynamische und für geotechnische Fragestellungen durchgeführt.