Biopolymere in ihrer ursprünglichen Form umgeben uns auf Schritt und Tritt: seien es Cellulose oder Lignin in Bäumen und Pflanzen, Stärke in Kartoffeln und Getreide oder Chitin in den Schalen der Meerestiere. Nach ausgefeilten Extraktions- und Reinigungsprozessen werden viele dieser nativen Biopolymere industriell genutzt, um Produkte wie Papier, Viskosefasern, Zigarettenfilter, Tapetenleim, Fußbodenbeläge oder Fahrzeugreifen herzustellen. Diese traditionelle Nutzung nachwachsender Rohstoffe, die auch heute noch eine Fülle von Möglichkeiten zur ingenieurtechnischen Optimierung bietet, wird in jüngerer Zeit ergänzt durch das Bestreben, Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen. In der Regel werden hier die Monomerbausteine biotechnologisch gewonnen und über herkömmliche Syntheseverfahren, oft in Kombination mit ölbasierten Bausteinen, polymerisiert. Prominente Beispiele hierfür sind bio-Polyethylen, Polylactid (PLA), Polybutylensuccinat (PBS), Polyamid 11, 6.10, 10.10 sowie teilbiobasierte Polyester. Somit werden die klassischen Verfahren der Kunststoffverarbeitung, wie Spritzguss (Bild: H. Ziller mit Anschlagwinkel aus PLA) oder Folienextrusion, für die Herstellung biobasierter Produkte nutzbar. Das Fachgebiet »Biopolymere und Kunststoffverarbeitung« deckt in seiner Forschungstätigkeit sowohl den Bereich der nativen Biopolymere als auch den der Biokunststoffe ab. Dies erfolgt über seine Anbindung an das Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam und dessen Verarbeitungstechnikum für Biopolymere in Schwarzheide (Praktikum).