Jahresveranstaltung 2021

Vom 17. bis 19. September 2021 fand in der bayerischen Stadt Nürnberg die Jahresveranstaltung des weiterbildenden Masterstudiengangs Forensic Sciences and Engineering der BTU Cottbus statt. Nachdem die Veranstaltung pandemiebedingt 2020 ausfallen musste, war das Interesse in diesem Jahr wieder sehr groß.

Am Freitagnachmittag trafen nach und nach Alumni, Dozent*innen, zukünftige Masterstudent*innen, sowie einige weitere Interessent*innen im gemeinsamen Hotel in Nürnberg ein.

Zum Auftakt der Veranstaltung durften die Teilnehmer der öffentlichen Bachelor-Verteidigung einer Studentin aus Mittweida in einzigartiger Atmosphäre beiwohnen. Im Anschluss an die Diskussionsrunde zum Thema der Arbeit - Clan-Kriminalität - durfte sich die vortragende Studentin großem Applaus erfreuen.

Nach der offiziellen Begrüßung und Einführung durch Prof. Dr. Eike Albrecht, sowie den Studiengangs Koordinatoren Dirk Marx (M.B.L.) und Dipl. Biol. Bronia Braun, wurde das Abendessen bereits sehnsüchtig erwartet. In geselliger Runde wurden Erfahrungen zwischen ehemaligen Student*innen, Professor*innen und zukünftigen Teilnehmer*innen des Studiengangs ausgetauscht.

Am zweiten Tag der Jahresveranstaltung konnten die Teilnehmer vielen interessanten Vorträgen beiwohnen und sich aktiv an den Diskussionen der behandelten Themenbereiche beteiligen.

Obwohl Prof. Dr. Thomas Fischer an diesem Wochenende leider nicht persönlich vor Ort sein konnte, führte er alle Anwesenden per Videokonferenz in die Grundlagen der forensischen Analytik ein. Er beschrieb die drei wichtigsten Schritte der Bearbeitung von Spuren und den typischen Ablauf einer Probenanalyse im forensischen Labor. Damit gab er den zukünftigen Studenten*innen einen Vorgeschmack auf das, ihnen bevorstehende Modul im Wintersemester 2021/22.

Ein weiteres Thema mit hohem Diskussionsbedarf wurde in den beiden folgenden Vorträgen angesprochen. Hierbei handelt es sich um die Ermittlung der Brandursache und die forensische Analyse eines Brandhergangs. Sebastian Kahl, von der Berufsfeuerwehr Nürnberg, gab den Zuhörer*innen in seiner Präsentation eine eindrucksvolle Vorstellung des Aufbaus der Feuerwehr und deren Aufgabenbereiche. Besonders wichtig ist hierbei die Unterscheidung zwischen freiwilliger Feuerwehr und Berufsfeuerwehr, sowie die kommunale Organisationsstruktur im Vergleich zur Polizei als Landesaufgabe.

Passend dazu, präsentierte der Brandursachenermittler Dr. Eckhard Grünheid mittels eines ausführlichen Fallbeispiels sein Vorgehen als Gutachter in einer Brandermittlung. Anhand eines grob fehlerbehafteten Gutachtens seines Vorgängers, verdeutlichte er die große Verantwortung, die jeder Sachverständige trägt.

Ein weiterer wichtiger Themenbereich wurde von Sandra Nausner vom Jugendamt Nürnberg behandelt. Die Problematiken der anonymen Beweissicherung, sowie das typische Einsatzgeschehen bei Fällen von Kindesmissbrauch, ging vielen Teilnehmer*innen nahe. Darüber hinaus beschrieb die Referentin die Handlungsschritte des Jugendamts und in welchem gesetzlichen Rahmen die verschiedenen Organisationen zum Kindeswohl agieren.

Ein neuartiger Ermittlungsansatz in der Forensik wurde von Prof. Dr. Dirk Labudde - Hochschule Mittweida - vorgestellt. Mithilfe von computergestützter 3D-Simulationen kann die Plausibilität verschiedener Ereignisabläufe bestimmt werden. Intelligente Systeme finden bisher in der Forensik nur als Ausschlussverfahren Anwendung, können jedoch einzelnen Spuren eine neue Bedeutung in der Rekonstruktion eines Falls zuordnen.

Carsten Teichert - Kriminalhauptkommissar der Mordkommission der Polizeidirektion Potsdam - stellte die Rolle eines Forensikers im Strafermittlungsverfahren plakativ dar. Er richtete sein Hauptaugenmerk hierbei auf korrekte Zuordnung und Abgrenzung der verschiedenen Aufgabenbereiche innerhalb einer Ermittlung im Auftrag der Staatsanwaltschaft. Darüber hinaus machte er darauf Aufmerksam, wie wichtig es als forensischer Gutachter ist, seine fachlichen Grenzen zu kennen, sowie gegebene Daten und Fakten stets kritisch zu hinterfragen.

Am Nachmittag fand bei schönem Wetter zur Stärkung der Gemeinschaft eine spannende Exkursion in die Nürnberger Kasematten, mit Informationen über Wasserversorgung, Fluchtwege und Lagerräume unter der Stadt im Burgberg, statt. Den Ausklang des ereignisreichen Tages bildete das gemeinsame Abendessen im Biergarten Kettensteg. Auch hierbei gab es regen Austausch zwischen Dozent*innen, Referent*innen, sowie den Teilnehmer*innen und in diesem Rahmen wurden weitere Kontakte geknüpft.

Der erste Vortrag des Sonntags von Jochen W. Lutz (M. Sc.), beschäftigte sich mit dem Einsatzort als möglichen Tatort, sowie der Problematik der Spurenvernichtung beim ersten Angriff durch die Feuerwehr und Rettungskräfte an einem potentiellen Tatort. In Bezug auf die aufgeführten Inhalte kam es zu einer ausführlichen und konstruktiven Diskussion über die Priorisierung der Menschenrettung gegenüber der sofortigen Spurensicherung am Ereignisort.

Im abschließenden Vortrag präsentierte der Diplombiologe Stefan Sauter ein mobiles „Mini-Labor“ (ANDE®) zur zeitsparenden Analyse von DNA-Proben. ANDE® kann ohne großen laboratorischen Aufwand sogar zur DNA-Analyse kleinster Spuren in einem Campingwagen genutzt werden. Das mitgebrachte Equipment des „Mini-Labors“ ließ erahnen, wie einfach und kompakt die Handhabung, sowie Durchführung des Prozesses auch für fachfremdes Personal möglich ist.

Wir, die Studierenden des Wintersemesters 2021/22, bedanken uns bei allen Organisator*innen, Mitwirkenden und Referent*innen der Jahresveranstaltung 2021 und freuen uns bereits auf ein erfolgreiches und ereignisreiches Masterstudium an der BTU Cottbus.

(Tanja, Isabel, Michaela, Lisa, Julia)