Mimar Sinan (1490 – 1588) Biografie

Tabellarischer Lebenslauf
1490Mimar Sinans vermutliches Geburtsjahr. Seine Kindheit verbrachte er in einem kleinen Dorf namens Ağırnas bei Kayseri im Anatolischen Hochland (damals Osmanisches Reich, heute Türkei).
1512Devşirme. Einberufung Sinans durch die Osmanische Rekrutierungskommission unter Sultan Selim I. (R 1512-1520).
1521Eintritt ins Janitscharen Korps und Teilnahme als Infanterist am Feldzug gegen Belgrad unter Sultan Süleyman I. (R 1520-1566).
1522Teilnahme am Feldzug gegen Rhodos.
1523Ernennung zum Atlı Sekban (bzw. Atlı Seğmen = berittener „Hundewächter“/ berittener Jäger). Damit bekleidet er den Rang eines Janitscharenoffiziers.
1526Teilnahme am Feldzug gegen Mohács (Ungarn wird osmanisch).
1527 (?)Beförderung zum Yayabaşı (= Infanteriehauptmann).
1529Teilnahme an der Belagerung Wiens.
1530 (?)Bekleidet den Rang eines Zemberekçibaşı (= Kommandant der Artillerie) und befehligt das 82. Korps (ocak).
1533Teilnahme am Feldzug gegen Bagdad als Kavallerieoberst. Arbeitet in der Armee zudem als Mechaniker, Bauingenieur und Schiffsbauer – ermöglicht so den Transport der Truppen Sultan Süleymans über den Van-See.
1535Sinan erhält den ehrenvollen Titel „Haseki“ (= Oberst der „kaiserlichen“ Leibgarde) (oder erst 1538?).
1537Teilnahme am Feldzug gegen Korfu.
1538Teilnahme am Feldzug gegen Kara Boghdan/ Tighina (Moldau/ Moldawien). Er baut auf dem Weg nach Boghdan eine Brücke über die Pruth (Nebenarm der Donau).
1538Austritt Sinans aus der Armee und Ernennung zum Hofbaumeister. Schafft in den Jahren als Hofarchitekt über 300 Bauwerke. Die Quellen unterscheiden sich in der genauen Anzahl der von Sinan geplanten Gebäude erheblich: 357 [VOGT-GÖKNIL 1993], 362 [EGLI 1954], oder 477 Bauwerke [BUSSMANN/ TRÖGER 2004, KURAN 1987, WIKIPEDIA].
1539Sinan baut seine erste große Külliye-Anlage (Komplex von gemeinnützigen Einrichtungen einschließlich Moschee) in Istanbul. Gestiftet durch Haseki Hürrem, der Sultansgattin.
1543Bau seiner ersten großen Moschee: die Şehzade Cami. Ein Auftrag des Sultan Süleymans I. zum Gedenken seines verstorbenen Sohnes. Sinan bezeichnet die Moschee als sein „Lehrlingsstück“. 1548 waren die Baumaßnahmen beendet.
1550Beginnt mit seinem zweiten „Hauptwerk“ der Süleymaniye-Moschee, seinem „Gesellenstück“. Nach sieben Jahren Bauzeit war sie fertig gestellt.
1566Sultan Süleyman I., „der Prächtige“ stirbt und sein Sohn Selim wird sein Nachfolger (Sultan Selim II.).
1567/ 68Mit ungefähr 78 Jahren plant er vermutlich sein wichtigstes Gebäude. Es ist die Selimiye Cami in Edirne, die bis 1574 bzw. 1575 erbaut wurde. Sie betitelt Sinan selbst als sein „Meisterwerk“.
1574Tod des Sultan Selim II. Sein Nachfolger wird Sultan Murad III.
1588Tod Sinans. Er wird im Külliye-Komplex Sultan Süleymans I. in Istanbul im selbstentworfenen Grab beigelegt (Süleymaniye).
Volltext – Biografie

Ein nahezu unbekannter Baumeister ist Mimar Sinan in Mitteleuropa, doch in der heutigen Türkei und den ehemaligen Ländern des Osmanischen Reiches hingegen kennt ihn jedes kleine Kind und ist in aller Munde! Mimar Sinan, oder auch Ḳoca Mimār Sinān bin Abdülmennān (Abd al-Mennān) Āġā (= Großer Baumeister/ Architekt Sinan, Sohn eines Ungläubigen, Oberbefehlshaber der Janitscharen), lebte und arbeitete im 16. Jh. in dem erstarkten Osmanischen Weltreich. Er wirkte als Architekt, Ingenieur und Städtebauer unter der Herrschaft verschiedener Sultane und erschuf eine unglaubliche Zahl an Bauten. Sein Werk gilt als Höhepunkt der klassischen Osmanischen Architektur. Dass Sinan als Baumeister so erfolgreich werden würde, ist kaum zu glauben, wenn man sich die ersten 48 Jahre seiner Biographie anschaut. Wer war dieser Sinan wirklich?

Kappadokien - die ersten Lebensjahre

Ein Nebel scheint sich über die ersten Lebensjahre Sinans seit Jahrhunderten gelegt zu haben. Das genaue Geburtsjahr ist nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass Sinan im Jahre 1490 das Licht der Welt erblickte. Obwohl sich die Literatur so übereinstimmend auf die Uneindeutigkeit der ersten biografischen Lebensdaten festlegt, nennen doch vor allem die „Online-Nachschlagewerke“ ein exaktes Geburtsdatum – den 15. April 1489 [WIKIPEDIA deutsch, WIKIPEDIA englisch, BRITANNICA ONLINE ENCYCLOPEDIA]. Ähnlich ist es mit Sinans genauen Geburtsort, der ebenfalls unbekannt ist. Manche Quellen nennen von den Osmanen eroberte christliche Länder als mögliche Geburtstorte, andere sprechen direkt von einem Dorf, von dem man weiß, dass Sinan hier aufwuchs. Dieser kleine Ort liegt in Kappadokien (Zentralanatolien) nordöstlich von der Stadt Kayseri und heißt Ağırnas.

Sinans Eltern waren vermutlich Christen und griechischer Abstammung. Als späterer Moslem sprach er allerdings nicht über seine Familie, wodurch es keine genauen Angaben über seine Herkunft, seinen ursprünglichen Namen (Vielleicht: Johannes, Joseph oder Yusuf.) und den seiner Familie bzw. Familienangehörigen gibt. In Urkunden benannte Sinan seinen Vater immer als Abdülmannan bzw. Abdullah oder Hristo. Diese Bezeichnungen sind keine Namen sondern Verallgemeinerungen für Nichtmoslems. Durch diese Verschleierungen sind verschiedene Historiker auch der Überzeugung, dass die Familie Sinans als Sklaven aus anderen Teilen des Osmanischen Reiches, so Albanien, Kroatien oder Slowenien, nach Istanbul verschleppt und von dort aus in Kayseri angesiedelt wurde. 

Im Hochland Anatoliens muss Sinans Kindheit von Entbehrungen und Härte geprägt gewesen sein. Auch war sie sicherlich wenig aufregend inmitten des einsamen und ruhigen Landstrichs, der von Gebirgsketten und Vulkanen geprägt wird. Vermutlich kannte Sinan allerdings das nahe gelegene Kayseri, die alte Stadt, das Cäsarea des Apostels Paulus. In manch einer Literatur ist davon die Rede, dass Sinan eine Lehre zum Steinmetz absolvierte.

Devşirme. Einberufung Sinans durch die Osmanische Rekrutierungskommission.

Seit der Regierungszeit des zweiten Sultans aus dem Osmanengeschlecht, Urchan bzw. Orhan (R 1326-1359) genannt, ließ man jährlich Jünglinge von den christlichen Minderheiten rekrutieren, um sie im islamisch-osmanischen Sinne zu erziehen und sie als Berufssoldat zu nutzen. Die absurde Idee der Sultane war dabei, dass die „Ungläubigen“ durch ihre eigenen Söhne bekämpft werden sollten. 

Für die so genannte Knabenlese (= Devşirme) kamen nur die fähigsten, klügsten und schönsten Jungen in Frage. Einer dieser war 1521 Sinan; damals war er 21 bzw. 22 Jahre. Als lebender Tribut der Minderheiten wurde er seiner Familie entrissen und nach Istanbul, das 59 Jahre zuvor von den Osmanen eingenommen und zur neuen Reichshauptstadt erkoren wurde, verschleppt. Unter Sultan Selim I. (R 1512-1520) erhielt er seinen neuen Namen (Sinan) und eine Ausbildung in der Rekrutentruppe (acemi ocağı) der Saray-Schule zum Kandidat für die Janitscharen-Korps. Saray bedeutet dabei königlich bzw. herrschaftlich. Neben der militärischen Ausbildung bekam er noch Unterweisungen im Schreiner- bzw. Tischlerhandwerk (oder Zimmermannshandwerk?) sowie Mathematikunterricht.

Sinan im Heer der Janitscharen

Mit dem neuen Sultan, Sultan Süleyman I., wird Sinan 1521 ins Heer der Janitscharen (türkisch: yeniçeri, die "neuen Truppen") aufgenommen und begibt sich auf seine ersten Feldzüge. Im gleichen Jahr rückt er noch als Infanterist im Feldzug gegen Belgrad aus. Anschließend geht es nach Rhodos und Mohács. Immer weiter in die Ferne und in alle Himmelsrichtungen führen die Schlachten Süleymans, an denen Sinan teilnehmen muss – Bagdad, Korfu und 1538 Kara Boghdan/ Tighina (Moldau/ Moldawien).

In den Jahren des Militärdienstes bekleidet er verschiedene Dienstgrade und steigt nach und nach die militärische Karriereleiter auf. Im Jahr 1523 wird er vom Infanterist zum Atlı Sekban (oder Atlı Seğmen = berittener „Hundewächter“ bzw. berittener Jäger), ein Janitscharenoffizier, befördert. Schon drei Jahre später ist er im Range eines Yayabaşı (= Infanteriehauptmann). Später befehligt er das 82. Korps (= Ocak) als Kommandant der Artillerie (= Zemberekçibaşı). 1533 ist er Kavallerieoberst. Nach dem Feldzug gegen Bagdad erhält er 1535 (oder 1538?) sogar den ehrenvollen Titel „Haseki“ (= Oberst der kaiserlichen Leibgarde).

Vom Soldat zum Architekt

Wie wird ein Soldat Architekt am Hofe des Sultans? Was hat ihn dazu befähigt? Sinan kommt in den Jahren des Krieges weit herum. Er ist zwar Soldat, doch ist er offen für die vielen regionalen Eindrücke des wachsenden Osmanischen Reiches. So sieht er das schiitische Bagdad und wird mit verschiedenen christlichen und ehemals seldschukischen Städten und deren Baukulturen bekannt gemacht; er studiert Moscheen, Brücken und Aquädukte vom Balkan.

Auf den militärischen Unternehmungen fallen Sinan verschiedene Bauaufgaben zu, bei denen er seine erworbenen handwerklichen Fähigkeiten anwenden kann und muss. Er errichtet Feldküchen, Unterkünfte und Befestigungsanlagen für das Heer. In den militärisch eingenommenen Gebieten wandelt er Kirchen zu Moscheen um. Hierfür wurden Kanzeln (Mimbers), Sultanslogen (Mahfils) und Gebetsnischen (Mihrabs) notwendig.

Im Laufe der Zeit erweitert sich sein Arbeitsfeld und wird mit mehr und mehr ingenieurischen Planungsaufgaben betraut. Er baut seine ersten Brücken. Hierzu gehört eine Brücke, die er im Feldzug gegen Moldawien 1538 über den Fluss Pruth, ein Nebenfluss der Donau, baute. Diese machte ihn sogar bis nach Istanbul berühmt, denn den Brückenschlag von Jsaakdji schaffte er unter schwierigsten Bedingungen in der schier unmöglichen Bauzeit von 13 Tagen. 

Besonders beeindruckte Sinan den Sultan Süleyman I. vermutlich schon 1533 während des Feldzugs gegen Bagdad. Am Van-See wurde er zum Schiffsbauer und ermöglichte so, den sicheren Transport der Osmanischen Streitkräfte. Darüber hinaus konnten die Schiffe aktiv im Angriff verwendet werden, da sie mit Kanonen bestückt wurden. 

Sinans erster geplanter und aufgezeichneter Moscheenneubau ist die Husrev Pascha Cami in Aleppo. Sie entstand in den Jahren 1536, 1537 und besitzt eine Kuppel und einen kleinen rechteckigen Hof. 

Innerhalb seines Militärdienstes hatte Sinan also zur Aufgabe schnell bauliche Lösungen für die verschiedensten Notwendigkeiten zu finden. Oft unter schwierigsten Bedingungen schuf er Ingenieurbauwerke wie Brücken, rein militärische Bauwerke so Fortifikationen, Feldküchen und Unterkünfte, plante Boote und andere Belagerungskonstruktionen als Kriegsmaschinerien, befasste sich mit Hebewerkzeugen und erfüllte religiöse Notwendigkeiten bei der Umgestaltung von Kirchen und dem Neubau von ganzen Moscheen. All diesen Aufgaben widmete sich Sinan mit vollem Eifer und fiel dadurch des Öfteren auf. Dass er 1538 „Ser-Mimâr-ı Mimârân-ı Hassâ“ (= Oberhaupt der Hofbaumeister) wurde, lag aber sicher neben seinen voran geschilderten allumfassenden Qualitäten auch daran, dass er zwischen den Feldzügen ebenfalls einige zivile Gebäude errichtet hatte. 

Der Hofarchitekt

Die vielen Kriege des Sultans festigen die Stellung des Osmanischen Reiches. Es breitet sich in den wenigen Jahren unglaublich aus und steht in seiner höchsten Blüte. Sinan verlässt im Alter von ungefähr 48 Jahren die Armee; damit beginnt 1538 seine eigentliche Berufung als Hofarchitekt! Seitdem wird er „Mimar (= Architekt, Baumeister) Sinan“ genannt. Zur rechten Zeit am rechten Ort und in der richtigen Position – denn jetzt möchte das erstarkte Land seine Macht auch in der Architektur widerspiegeln! Getrieben davon erschafft Sinan in den folgenden Jahren eine schier unglaubliche Zahl an Bauwerken. Manche Quellen sprechen von 357 [VOGT-GÖKNIL 1993], andere von 362 [EGLI 1954] und wieder andere sogar von 477 [BUSSMANN/ TRÖGER 2004, KURAN 1987] geplanten, gebauten sowie sanierten Bauwerken.

Um diese große Anzahl an Bauwerken zu planen, geht die Literatur davon aus, dass Sinan einen großen Stab von Architekten und Ingenieuren um sich scharte. Diese waren sicherlich in einer Art Werkstatt bzw. Atelier organisiert. Ebenfalls nach Erklärungen suchend wird vermutet, das Sinan selbst nur die Moscheen der Külliye-Anlagen geplant hat und die umgebenen Bauwerke seinen Angestellten überließ. Neben diesen 84 Moscheen stehen trotzdem noch die vielen Palastbauten, Aquädukte sowie Brücken, die Sinan sicher nicht aus den Fingern gab. Tragisch ist, dass zwar Listen seiner Bauwerke erhalten, aber jegliche Zeichnungen und Vorlagen seiner Bauwerke verloren sind.

Gleich nach seiner Ernennung zum Hofarchitekten beginnt er 1538/ 1539 mit dem Bau seiner ersten großen Külliye-Anlage (Moscheekomplex mit gemeinnützigen Einrichtungen) in Istanbul. Die Auftraggeberin ist keine geringere als die erste Frau von Sultan Süleyman I., Haseki Hürrem. Als erstes Gebäude der Anlage wird das Frauenkrankenhaus fertig.

Sinans erste große Arbeit ist die Şehzade Cami in Istanbul. Sie wird in den Jahren von 1543 bis 1548 zum Gedenken an Süleymans verstorbenen Sohn erbaut. Eine zentrale Hauptkuppel wird hier durch vier Halbkuppeln und vier großen Pfeilern gestützt. Sinan bezeichnet dieses Bauwerk als sein „Lehrlingsstück“.

Das nächste große Bauvorhaben folgte in den Jahren 1543/1544-1547/1548, ungefähr zeitgleich mit der Şehzade Cami in Istanbul, für die Tochter Süleymans, Mihrimah. Die Prinzessin und ihr Ehemann, Großvezir Vezir Rüstem Pascha, wurden zu wichtigen Bauherren Sinans. Die Iskele Cami wurde in Uesküdar (= Üsküdar, heute Teil der Stadt Istanbul), auf der asiatischen Seite des Bosporus erbaut. Zum Schutz vor Hochwasser legte Sinan eine höher gelegene Plattform an, die allerdings nicht so viel Platz bot und Sinan statt eines Vorhofs einen Doppelportikus vor dem Haupteingang der Moschee plante. Diese architektonische Idee wurde später zum Programm bei nicht so bemittelten Moscheeplanungen. 

Das größte Bauprojekt dieser Zeit war die Süleymaniye; erbaut für den Sultan Süleyman I. Sie mitbestimmt noch heut das Bild der Stadt Istanbul, da sie sehr hoch gelegen ist. „Mimar Sinan bezeichnete sie als sein Gesellenstück“ und wurde in den Jahren von 1550 bis 1557 fertig gestellt.

Sinans großer Förderer Sultan Süleyman I., „der Prächtige“ stirbt 1566. Dessen Sohn Selim wird sein Nachfolger (Sultan Selim II.) und lässt für sich in den Jahren 1569-1576 eine Freitagsmoschee in Edirne, einer ehemaligen Hauptstadt des Osmanischen Reiches, bauen. Diese Selimiye wird Sinans „Meisterstück“ und ist vermutlich sein wichtigstes Bauwerk. Mimar Sinan ist bei Baubeginn bereits 78 Jahre alt.

Neben diesen Hauptwerken entstanden fast unzählige weltliche und sakrale Gebäude von besonderer Qualität und Originalität. Dabei war er getrieben von der Idee, die Hagia Sophia, erbaut im 6. Jh. n. Chr., in ihren Dimensionen und ihrer Pracht zu übertreffen. Er versuchte neue Tragschemen. Im Moscheenbau testete er die zentrale Überkupplung auf vier, sechs oder acht Stützen. Von der Vielzahl seiner Bauwerke entstanden in den fünfzig Jahren ungefähr 319 Bauwerke allein in Istanbul [KURAN 1987]. Die Stadt muss in dieser Zeit einer riesigen Baustelle geglichen haben.

Sinan erlebt im Verlauf seines Lebens die Regentschaftszeiten von fünf verschiedenen Sultanen. Von Sultan Bayezid II. (R 1481-1512) bekommt er in seiner Kindheit vermutlich nicht viel mit. Unter Sultan Selim I. (R 1512-1520) fällt seine Ausbildung in der Armee. Der folgende Sultan, Sultan Süleyman I. (R 1521-1566), auch „der Prächtige“ genannt, könnte als der große Förderer Sinans gelten. In seinen Feldzügen fällt Sinan positiv auf, erfährt Anerkennung und wird befördert. Nicht zuletzt wird er sogar durch ihn zum Hofarchitekten ernannt! Neben Süleyman fallen zwei weitere Sultane, Selim II. (R 1566-1574) und Murad III. (1574-1595), allein in die Zeit seiner Karriere als Hofarchitekt. Die Blüte unter Süleyman im Reich und der Wechsel verschiedener Sultane, prägten sein großes architektonisches und ingenieurisches Schaffen.

1588

Mimar Sinan stirbt im Jahr 1588, möglicherweise am 17. Juli. Er wird ungefähr 98 Jahre alt. Begraben wurde er in der Külliye der Süleymaniye in Istanbul in einem schlichten, selbstentworfenen Grab. Die Grabinschrift entwirft sein langjähriger Freund Mustafa Sa’i.

Bis zu seinem Tod bleibt er Hofbaumeister bzw. Direktor der Sultansbauten (= „binayi sultanî emini“) wie er seinen Beruf in Stiftungsurkunden angibt. Sein langes Leben hatte mit Sicherheit auch einen Einfluss auf sein großartiges und umfangreiches Schaffen!

Religion und Familie

Sinan wurde als Christ geboren. 1512 kam er als Devşirme nach Istanbul. Damit konvertierte er zum Islam und erhielt einen neuen Namen. Von Sinan weiß man, dass er ein tiefreligiöser Mensch war; so pilgerte er selbst im Alter von achtzig Jahren noch nach Mekka. Im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit soll er gesagt haben: "Nur wer erfüllt ist vom Glauben an Allah, kann ihn (= den Beruf des Architekten) wirklich ausüben."

An Sinan wird deutlich, wie die osmanische Regierungsidee wirkte. Es gab keinen Zwang zur Konvertierung der Bewohner in den eroberten Gebieten. Doch für den Lebendtribut dieser Volksschaften galt das nicht. Der Staat lebte von den neuen Moslems und funktionierte durch sie. Viele wurden wie Sinan führende Leute, die sich mit dem Osmanischen Reich identifizierten. Darunter waren neben Offizieren und Baumeistern auch Paschas, Großvezire, Dichter und Künstler. 

Als Janitschar war es Sinan nicht gestattet eine eigene Familie zu gründen. Nachdem er Hofarchitekt wurde, heißt es in verschiedenen Quellen, war er zu alt oder hatte keine Zeit dafür neben der Planung dieser vielen Bauwerke. Bei Egli [EGLI 1954] erfährt der Leser allerdings anderes. Kurz nach dem Ausscheiden aus dem Janitscharenheer heiratete er eine Frau namens Gülruh (Rosenseele) und bekam drei Töchter - Ummi, Hüma, Hatide. Mit ihr zeugte er noch zwei weitere Söhne - Mustafa und Mehmet. Durch eine Stiftungsurkunde wird deutlich, dass Sinan eine zweite Frau ehelichte. Sie hieß Mihri-hatun und mit ihr erhielt er zwei weitere Töchter - Ummihan, Neslihan. Einen genauen Stammbaum der Familie Sinans findet sich in der oben genannten Quelle.

Obwohl er nicht über seine eigene Familie sprach, zeigen Sinans Stiftungen für seinen Heimatort Agyrnas und den Gemeinden drum herum bei Kaisarije, dass er seine Familie nicht vergaß. In einer dieser Stiftungsurkunden wird von einer Spende und Förderung von einer Moschee, zwei Schulen, drei Brunnen, einer Wasserleitung, einen Friedhof, Häuser, Geschäftsläden, Gärten, Wasserrechten gesprochen. Daneben spendete er ein wertvolles Buch und ansehnliche Summen Geldes. Nicht zuletzt hierdurch wird die Beziehung zu diesen Ortschaften klar.