Pier Luigi Nervi (1891 – 1979) Erfindungen

Liste der Erfindungen
AnmeldungPatent/ ErfindungPatent-Nr.Ort/ PatentamtAnmeldung durch
07.04.1917Thermoelektrischer Reiniger für Wasserstoff- und Sauerstoffgas und Behandlungsmethode159013RomPier Luigi Nervi & Carlo Andreucci
28.08.19171. Zusatz zu Patent 159013.161681RomPier Luigi Nervi
27.09.1917Sicherheitsvorrichtung für das Füllen von Pressgasflaschen.162263RomPier Luigi Nervi
27.09.1917Beinhaltet Sicherheitsvorrichtungen für Produktionsanlagen mit Gas, die zufällige explosive Eigenschaften aufweisen können. Mit besonderer Anwendung für elektrolytischen Wasserstoff und Sauerstoff.162264RomPier Luigi Nervi
18.12.1917Betonstein, verstärkt durch gleichmäßig in der Masse verteilte Metallelemente, mit spezieller Rücksichtnahme auf die Verwendung von Spänen oder anderen Abfallprodukten der Eisenverarbeitung und dessen Verwendung an Stahlbetonbauten.163733RomPier Luigi Nervi
26.08.19182. Zusatz zu Patent 159013.167453RomPier Luigi Nervi
15.03.1919Vorrichtung zur Speisung von Motoren mit dem Wasserstoff oder einem anderen Gas, das einen Tank füllt, und mit Mischungen dieses Gases mit anderen Flüssigkeiten.173332RomPier Luigi Nervi und Celestino Tagliasacchi
30.06.19193. Zusatz zu Patent 159013.175849RomPier Luigi Nervi
19191. Zusatz zu Patent 162264.177831RomPier Luigi Nervi
17.02.1921Blöcke aus Beton und Ziegelstein für Mauern und Decken.195346FlorenzPier Luigi Nervi
07.02.1924Motorensystem für motorisierte Unterwassergeschosse mit dem Ziel das Kielwasser aufzuheben und die Leistung zu erhöhen.227709RomPier Luigi Nervi
26.03.1924Stahlbetondecke mit Tonhohlplatten.229015RomPier Luigi Nervi & Rodolfo Nebbiosi
14.05.1927Backstein und Verfahren für die Herstellung von Trägern, Decken und Tragwerken aus Stahlbeton ohne Einschalungen und Gerüste.258746RomSoc. Ing. Nervi & Nebbiosi
27.04.1929Verfahren für besonders kompakte und resistente Betonkonstruktionen.278611RomSoc. Ing. Nervi & Nebbiosi
17.11.1930Bewegliche Plattform für die Umwandlung eines Raums von einem Schwimmbad in einen Veranstaltungs- oder Versammlungsraum.293836RomSoc. Ing. Nervi & Nebbiosi
08.01.1932Runder Hangar mit runder Drehplattform für Flugzeuge und andere Fahrzeuge.304282RomPier Luigi Nervi
04.03.1932Vorrichtung für die Stabilisierung von schwimmenden Objekten gegenüber dem durch die Wellen hervorgerufenen Schwanken.305134RomPier Luigi Nervi
16.01.1936Tank für Flüssigkeiten, die leichter sind als Wasser und nicht mit Wasser vermischbar sind, insbesondere Naphta, Öl, Benzin und ähnliche.338800RomPier Luigi Nervi
23.01.1937Bauverfahren für eine zusammengesetzte Betonwand, bestehend abwechselnd aus Schichten aus Beton und dünnen Schichten aus Reinbeton zum dichten Aufbewahren von Flüssigkeiten oder Gasen und entsprechendem Produkt.349384RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
06.02.1937Doppelte Betonwand zum Abdichten und Kontrollieren für grosse unterirdische Tanks.348774RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
08.10.1937Perfektionierung in den unterirdischen Tanks für Flüssigbrennstoffe und Ähnliches, damit sie gegen Bombenangriffe aus der Luft geschützt sind.355466RomBauaktiengesellschaft Soc. Ing. Nervi & Bartoli
05.07.1938Verfahren und Vorrichtung zur Schaffung und Aufrechterhaltung eines nach Wert und Richtung festgesetzten Druckzustands zwischen zwei Körpern, zum Beispiel zwischen einer Gebäudestruktur und dem Auflageboden.363646RomPier Luigi Nervi
01.08.1938Perfektionierung an Betontanks für Flüssigbrennstoffe. Fall „B“.364418RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
05.08.1938Perfektionierung an Betontanks für Flüssigbrennstoffe. Fall „A“.364519RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
28.06.19381. Zusatz zu Patent 355466.364978RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
04.01.1939Verfahren und Vorrichtung zum graduellen Anheben von Bauelementen oder Bauteilen und für die gleichzeitige Realisierung von Stützen, die diese Elemente oder Teile tragen müssen.370205RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
05.01.1939Bauverfahren für grossformatige Lehrgerüste und durch dieses Verfahren erhaltenes Lehrgerüst.369975RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
19.05.19391. Zusatz zu Patent 363646.375055RomPier Luigi Nervi
28.09.1939Perfektionierung in der Konstruktion von Mauertanks mit Auskleidung aus Metallblech speziell für Flüssigbrennstoffe.377857RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
09.11.1939Bausystem für die Realisierung von tragenden Skeletten für Gewölbe, Kuppeln und allgemeinen statischen Systemen durch im Werk gefertigter Elemente, die durch Stahlbetonfiguren verbunden werde.377969RomPier Luigi Nervi
09.12.1939Hülle für Minen oder Unterwasserdepots aus Beton, Zementasbest oder einer anderen magnetischen Substanz.379019RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
27.03.1940Perfektionierung in der Konstruktion von Tanks für Flüssigkeiten und insbesondere für Kohlenwasserstoffe durch die Verwendung von Böden oder Wänden aus plastischem Ton.384152RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
28.03.1940Stahlbetonschwimmer für Ober- und Unterwassersperren und für Ankerbojen.381805RomPier Luigi Nervi
08.05.19401. Zusatz zu Patent 384152.388212RomPier Luigi Nervi
26.01.1942Bauverfahren für Schiffe mit resistentem Gerippe aus Stahlbeton und Holzbeplankung.395090RomPier Luigi Nervi
15.04.1943Perfektionierung in der Konstruktion von Platten, Scheiben und anderen Stahlbetonstrukturen.406296RomPier Luigi Nervi
25.02.1943Verfahren für den Bau von Schiffsrümpfen mit resistentem Gerippe aus Stahlbeton und Holzbeplankung.
(Event. Zusatz zu Patent 395090 (?) [GRECO/ NEUHAUS [Übers.]/ WIRZ [Hrsg.] 2008, S. 284])
407889RomPier Luigi Nervi
07.09.19431. Zusatz zu Patent 406296.410202RomPier Luigi Nervi
29.09.19442. Zusatz zu Patent 406296.429331RomPier Luigi Nervi
26.08.1948Bauverfahren für die Realisierung von gewellten oder gekrümmten Betonkonstruktionen mit oder ohne Vorspannung.445781RomPier Luigi Nervi
23.07.1949Perfektionierung in der Konstruktion von Decken, Gewölben, Kuppeln, Trägerwänden und allgemeinen tragenden Strukturen mit zwei oder drei Dimensionen, mit Disposition der Trägerrippen längs den isostatischen Linien der Momente oder der nomalen Belastungen.455678RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli, 
Urheber der Erfindung: Aldo Arcangeli
23.07.19493. Zusatz zu Patent 406296.455750RomPier Luigi Nervi
19.05.1950Verfahren zur Realisierung von ebenen oder gekrümmten resistenten Oberflächen, bestehend aus Stahlbeton-Rippennetzen mit oder ohne Verbindungsplatten zwischen den Rippen.465636RomPier Luigi Nervi
23.02.1951Prüfsystem von grossen Rohrleitungen für die Förderung von Flüssigkeiten, mit oder ohne internen Überdruck und entsprechende Vorrichtung.474148RomPier Luigi Nervi
24.03.1951Bauverfahren für die vollflächige Abdichtung von Beton-Druckrohrleitungen im Tunnel, im Vorspannungszustand, Vorrichtung für die Realisierung des Verfahrens und erhaltenes Produkt.474615RomPier Luigi Nervi
21.04.19511. Zusatz zu Patent 474615.484016RomPier Luigi Nervi
27.11.1951Fabrikationsverfahren für Druckrohrleitungen aus vorgespanntem Beton und entsprechende Vorrichtung.483330RomPier Luigi Nervi
07.11.19521. Zusatz zu Patent 483330.495328RomPier Luigi Nervi
10.01.1955Bauverfahren für Brücken, Viadukte, Kanalbrücken mit mehreren Feldern und Vorrichtung für ihre Realisierung.527487RomPier Luigi Nervi
10.01.1955Bauverfahren für Brücken, Viadukte, Kanalbrücken mit mehreren Feldern und Vorrichtung für ihre Realisierung.527487RomSoc. Ing. Nervi & Bartoli
12.01.1957System für die Konstruktion von Treppen aus Stahlbeton mit vorgefertigten Elementen für Stadien oder Zuschauertribünen und entsprechende vorgefertigte Elemente.564484RomPier Luigi Nervi
Ferrozement

Ferrozement (engl.: Ferrocement, ital.: Ferrocemento) ist eine aus dem Englischen übernommene Bezeichnung für einen Verbundstoff aus feinkörnigem Zementmörtel mit einer mehrlagigen Bewehrung aus feingliedrigen Stahlmatten für dünnwandige Flächentragwerke, welche beispielsweise im Bootsbau verwendet werden. Das Drahtgerüst nimmt dabei die Zugkräfte auf. Aufgrund der engen Maschenweite kann nur eine Gesteinskörnung von maximal vier Millimetern verarbeitet werden. Mit diesem Materialverbund konnten Grenzen der herkömmlichen Bauweise überwunden werden. Dünnwandige und gebogene Bauteile konnten nun realisiert werden.

Nervi reichte sein Patent zum Ferrozement 1946 ein.

Geschichte des Stahlbetons

Die erste Bekanntschaft mit Stahlbeton machte Pier Luigi Nervi durch seinen zweiten Professor an der Universität von Bologna: "... neues Material aus Schmelzzement oder Zementgebundenem Konglomerat, in das ein Metallskelett oder Metallamierung eingeschlossen ist. ..."

Nervis Entwicklung des Ferrozements gingen andere Erfindungen und Patente voraus. Hierzu gehören unter anderem die Patente von Jean-Louise Lambot und Joseph Monier aus den Jahren 1855 und 1867. Ihre Erfindungen drehen sich um die Herstellung von "Behältern" und "Schalen" unter Verwendung von Eisengittern und Beton. 1892 war Francois Hennebique der erste, der den Materialverbund in tragende Pfeiler und Stützen verwendete, was andere Ingenieure animierte eigene Entwicklungen voranzutreiben. Daraus folgend wurden die ersten Patente zu dünnen Schalen und Scheiben für Bauwerke noch Ende des 19. Jahrhunderts angemeldet.

Nervis erste aktive Teilnahme an der Entwicklung des Stahlbetons mündete 1917 in der Idee eines "Stahlbetongemisches mit Eisenspänen" und einem damit verbundenem Patent; Patent-Nr.163733. Hier rückte zum ersten Mal die Betrachtung zur Verteilung der Armierung und des daraus resultierenden unterschiedlich statischen Verhaltens von Bauteilen ins Zentrum.

Nervis erste realisierte Arbeiten waren Entwürfe für Unterwasserminen und Torpedos aus Zementmörtel und Metallgittern, die ihre Anwendung im ersten Weltkrieg fanden. Der Zementmörtel wurde mit ausgelesenem Sand und meerwasserresistentem Zement hergestellt.

Schon zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Italien Stahlbeton auch beim Schiffsbau verwendet. Doch durch Nervis Entwicklungen wurde der Schiffsbau mit Stahlbeton entscheidend voran gebracht. Die Vorteile von Stahlbeton waren konstruktive Anpassungsfähigkeit, Wasserundurchlässigkeit, Leichtigkeit und Materialeinsparung. Nervi nutzte den Stahlbeton zur Herstellung eines Skelett-Tragwerks für Schiffe. Das entstandene Gitterträgersystem konnte dann mit Holz beplankt werden. Diese Bauform fand während des zweiten Weltkriegs Verwendung.

1943 meldete Nervi das Patent "Perfektionierung bei der Herstellung von Platten, Tafeln und anderen Stahlbetonkonstruktionen" an. Dabei wurde die Metallbewehrung so hergerichtet, dass eine Schalung nicht notwendig war. Die Bewehrung konnte den Zementmörtel aufnehmen und zurückhalten, sodass ein Modellieren und Auftragen des Mörtels möglich wurde. Durch die Erweiterung dieses Verfahrens konnte 1945 ein 145 Tonnen schweres Motorenschiff realisiert werden, welches ausschließlich mit "einfachen Arbeitern und Eisenlegern" gebaut wurde. Die Eisenstäbe wurden bei diesem Projekt in Form der Leitkurven der Oberflächen gebogen. Auf den Eisenstäben folgten dann Metallgitter. Auf dieses Gitter konnte dann der Mörtel aufgetragen werden.