Welche Ökologie?

„Ökologie“ ist der Name einer Teildisziplin der Biologie. Ökologische Forschung wird aber nicht allein in diesem Rahmen betrieben, sondern auch in ingenieurswissenschaftlich orientierten Disziplinen, wie der Agrar – und Forstwirtschaft, oder mehr human- und sozialwissenschaftlich orientierten Fächern, wie der Kultur- oder Humanökologie. „Ökologisch“ schließlich ist mittlerweile zu einem umfassenden, vor allem auch politischen Schlagwort geworden, das Diskurse strukturiert und handlungsleitend ist. „Ökologisch“ kann folglich normativ und epistemisch aufgefasst werden.

Wir interessieren uns in diesem Projekt besonders für Bilder der konkreten Natur, also die Darstellungsweisen der Natur „draußen“ im offenen Raum, außerhalb des Labors. Diese Bilder werden wesentlich durch Visualisierungen von Natur beeinflusst, die im Rahmen ökologischer Forschung hervorgebracht werden. Was gesellschaftlich als „ökologisch“ gesehen, beschrieben, bewertet und politisch verhandelt wird, ist durch die Produktion und Transformation, von durch verschiedene Medien und Diskurse nomadisierende Bilder vermittelt. Die konkrete Natur, ersichtlich mit dem bloßen Auge, ist folglich in diesem Sinne genauso konstruierte Natur, wie die abstrakte Natur der Laborwissenschaften.

Abhängig vom historischen, kulturellen oder methodischen Kontext werden je andere Bilder von Natur generiert und verteidigt. Diese Bilder repräsentieren jeweils verschiedene metaphysische Vorstellungen und epistemische Modelle, sie unterscheiden sich in Bildtechnik, -strategie und -inszenierung. Ökologische Forschung kann entsprechend, so meinen wir, als ein Kartierungsprogramm von Naturvorstellungen unterschiedlicher wissenschaftlicher, nationaler, philosophischer und geographischer Kulturen gelesen werden. Ob ein Naturstück als schützenswert gilt, als eine kapitalisierbare Ressource, als unzuverlässig und gefährlich oder kontemplativ erfahrbar, ist wesentlich vom kulturellen Umfeld abhängig und damit auch, in unserer Wissensgesellschaft, von visuellen und begrifflichen Repräsentationen der Wissenschaft.