Interview mit BTU Alumna Antonia Letitia Callsen (Soziale Arbeit)
Antonia Letitia Callsen hat den Bachelor in Soziale Arbeit an der BTU in Cottbus studiert, 2024 erfolgreich beendet und arbeitet seit diesem Jahr im Studierendenwerk Ost: Brandenburg, das auch für die BTU Cottbus-Senftenberg zuständig ist.
Hallo Frau Callsen, wie kam es, dass Sie Soziale Arbeit an der BTU studiert haben und wie waren Ihre Erfahrungen hier?
Ganz ehrlich, den ersten Teil der Frage habe ich schon im Ersten Semester nicht gemocht. Ich wollte eigentlich nie Soziale Arbeit studieren und das obwohl mir im Grunde mein gesamtes Umfeld gespiegelt hat, dass ein sozialer Beruf das genau richtige für mich ist. Aber wie das so ist, wenn man jung und rebellisch ist, wollte ich es besser wissen und hielt an meinem Wunsch fest die Beamtenlaufbahn in der Justiz einzuschlagen. Mein Abischnitt war allerdings nicht der allerbeste und so wurde ich dort wiederholt abgelehnt. Ich begann dann das Finanzstudium des Landes Berlin, das war damals schon sowas wie Plan B. Dann kam die Corona-Pandemie, die unser aller Leben auf den Kopf gestellt hat. Mein Studium habe ich abgebrochen und nochmal über alles gründlich nachgedacht. Vielleicht bin ich in der Zeit auch ein bisschen erwachsen geworden und so habe ich mich am Ende doch für das Studium der Sozialen Arbeit an der BTU beworben. Auch weil mein Verlobter zu dieser Zeit schon an der BTU studierte. Da Soziale Arbeit zu dieser Zeit aber einer der wenigen Studiengänge an der BTU mit NC war, bekam ich auch hier zunächst eine Ablehnung. Ich konnte mich aber glücklicherweise ins Orientierungsstudium einschreiben und in den zwei Semestern schon Module aus Soziale Arbeit belegen. Im nächsten Jahr hat es dann geklappt und ich bekam den Studienplatz. Und auch wenn ich ursprünglich ganz andere Pläne und Vorstellungen hatte, bereue ich die Entscheidung bis heute nicht. Es muss also nicht immer der geradlinige Weg sein, der einen zu einem tollen Studium führt.
Und nun möchte ich zum zweiten Teil der Frage kommen: Meine Erfahrungen als Studentin an der BTU im Studiengang Soziale Arbeit waren zum Großteil super. Das Lehrangebot im Bachelor ist abwechslungsreich und ich hatte die Möglichkeit meine eigenen Interessen mit Wahlpflichtangeboten zu vertiefen. Wobei ich hier auch erwähnen muss, dass ich das Glück hatte in der „Stundenplanlotterie“ zu gewinnen. Im Studiengang Soziale Arbeit ist es nämlich so, dass die Kurse Teilnahmebeschränkungen haben. Durch die kleine Größe der Uni entstand schnell ein familiäres Gefühl in den einzelnen Modulen. Wir kannten all unsere Dozierenden und vor allem kannten unsere Dozierenden auch uns. Das hat geholfen, da wir so immer genau wussten welche Anforderungen an uns gestellt wurden und wir uns darauf einstellen konnten, wer wie seine Lehrinhalte vermittelt. Dadurch, dass das meiste in Seminaren gelehrt wurde, konnte ich sehr gut lernen. Auch, dass ein gesamtes Semester für die Praxis eingeplant war, war für mich super, da ich hier zeigen konnte, dass ich die Theorie aus dem Studium auch in der Praxis anwenden kann. Ich würde das Studium auf jeden Fall weiterempfehlen, auch wenn es auch an der BTU immer mal wieder etwas Chaos in der Studienorganisation gab. Aber das wird an jeder Hochschule so sein und durch das familiäre Umfeld waren auch immer schnell und unkompliziert Lösungen zu finden.
Welche Studieninhalte haben Sie besonders geprägt?
Es ist schwierig für mich einen bestimmten Studieninhalt auszuwählen, der mich besonders geprägt hat. Es ist eher die Gesamtheit des Studiums, die mich beeinflusst hat. Durch das Studium habe ich gelernt geduldiger zu werden, in hitzigen Diskussionen ruhig zu bleiben und mich in mein Gegenüber einzufühlen, also auch einmal die Perspektive zu wechseln. Das Modul Beratung und Kommunikation hat mich bestärkt mir einen Job zu suchen, in dem ich anderen Menschen beratend zur Seite stehen kann. Aber auch durch meine Vertiefung in der Medienpädagogik konnte ich viele neue Werkzeuge kennenlernen, die ich heute im Arbeitsalltag gut einsetzen kann.
Wie kam es, dass Sie jetzt im Studierendenwerk Ost: Brandenburg arbeiten und was sind Ihre Aufgaben hier?
Bereits während ich noch an meiner Bachelorarbeit schrieb, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob ich danach weiterstudieren möchte oder ich in den Beruf einsteige. Zunächst bin ich zweigleisig gefahren. Ich habe mich auf viele Stellenanzeigen beworben, aber mich parallel auch für das Masterstudium an der BTU eingeschrieben. Ich habe dann auch erst einmal im Master angefangen zu studieren. Allerdings gibt es an der BTU nicht die Vertiefung, die ich gerne eingeschlagen hätte. Dadurch fiel mir die Entscheidung nicht ganz so schwer mein Studium zu beenden, nachdem ich die Zusage vom Studierendenwerk Ost: Brandenburg hatte. Seit Januar 2025 arbeite ich nun dort.
Ich wurde hauptsächlich für die Betreuung der Wohnanlagen des Studierendenwerks Ost: Brandenburg eingestellt. Neben den Wohnheimen in Cottbus und Senftenberg bin ich auch für die Wohnheime in Frankfurt/ Oder und Eberswalde zuständig. Hier bin ich für rund 3700 Studierende die Mieter*innen bei uns sind die Ansprechpartnerin. Ich vermittle zum Beispiel bei Konflikten und erarbeite gemeinsam mit den Studierenden Lösungen. Ich bin aber auch Ansprechpartnerin, wenn Studierende Anregungen für Verbesserungen haben oder auch sonst einen Rat brauchen. Damit ich nicht alleine bin gibt es das Tutor*innenprogramm. In jedem unserer Wohnheime gibt es ein bis drei Studierende, die als Tutor*innen arbeiten und erste Ansprechpartner*innen für die alltäglichen Probleme vor Ort sind. Dieses Programm koordiniere ich. Außerdem ist es meine Aufgabe die Communities in den einzelnen Wohnanlagen zu stärken. Hierfür plane ich zum Beispiel die Einrichtung von Gemeinschaftsräumen und führe nächstes Jahr den Code of Conduct ein und bin dann auch dafür die Ansprechpartnerin. Aber auch über meine Haupttätigkeit für die Wohnanlagen hinaus habe ich immer ein offenes Ohr für die Studierenden, die mit ihren Sorgen zu mir kommen. Und ab dem kommenden Jahr übernehme ich zusätzlich das Kulturreferat hier in Cottbus.
Was bieten Sie vom Kulturreferat des Studierendenwerks in Cottbus alles an?
In Cottbus haben wir zwei Musikproberäume. Diese sind unter anderem mit einem Schlagzeug, einem Klavier und einem Mischpult ausgestattet, was die Studierenden kostenfrei nutzen können. Außerdem haben wir einen großen Tanzraum, den Studierende über uns buchen können. Darüber hinaus stellen wir die Räumlichkeiten der Bühne Acht und vom Quasimono, in denen sich unterschiedliche studentische Initiativen treffen. Wir verleihen Bühnenteile für Veranstaltungen und fördern studentische Projekte.
Wie waren Ihre Erfahrungen bei der Jobsuche?
Die meisten, die sich direkt nach dem Studium auf eine Stelle beworben haben werden wissen, dass es meistens nicht mit der ersten Bewerbung klappt. So war es auch bei mir. Bis ich die Zusage vom Studierendenwerk hatte, hat es einige Monate gedauert. Währenddessen habe ich angefangen den Master zu studieren. Leider habe ich während meiner Jobsuche die Erfahrung gemacht, dass die meisten zwar gerne junge Leute suchen, die dann aber bitte auch gleich 20 Jahre Berufserfahrung mitbringen sollen. Das ist natürlich total paradox. Beim Studierendenwerk hatte ich dann ein gutes Argument: Ich war frisch von der Uni und so natürlich ganz nah dran am studentischen Alltag und den Problemen.
Was vermissen Sie aus Ihrer Studienzeit an der BTU am meisten?
Ich vermisse die Flexibilität. Heute muss ich acht Stunden am Tag arbeiten und bin dabei recht unflexibel. Während des Studiums konnte ich frei entscheiden, ob ich einmal mehr für eine Hausarbeit mache oder weniger. Ich konnte öfter ausschlafen als heute. Im Studium war ich außerdem die meiste Zeit mit meinen Freund*innen zusammen. Auch das ist im Berufsalltag ganz anders. In meinem Cottbuser Büro arbeite ich die meiste Zeit allein, das wird schnell einsam und so vergeht die Zeit auch langsamer. Dafür kann ich zu Hause abschalten, dass fiel während des Studiums schwerer.

