Gelingensbedingungen für eine gerechte und inklusive „Energiewende von unten“

Im Mittelpunkt des Diskussionspapiers steht die Frage, wie eine gerechte, inklusive und demokratische Energiewende gelingen kann, wenn Diversität als zentrale Ressource verstanden wird. Dabei wird zentral auf feministischen und intersektionalen Perspektiven der Bürger*innenenergie geschaut.

Die Energiewende bewegt sich in einem Spannungsfeld: zwischen der ökologischen Modernisierung mit Fokus auf Technik und Marktwirtschaft auf der einen und der sozial-ökologischen Transformation, die Machtverhältnisse, Ressourcenverteilung und Lebensweisen hinterfragt, auf der anderen Seite. Bürger*innen-Energie ist eine potenziell transformative Praxis, die durch demokratische Mitgestaltung und Gemeinwohlorientierung strukturellen Wandel fördern, jedoch auch bestehende Ungleichheiten reproduzieren kann. Der Fokus der Autor*innen liegt auf Formaten der Aktivierung von Bürger*innen, die bisher eher exkludiert wurden – insbesondere FLINTA (Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans- und agender Personen)

Das Papier entwickelt einen intersektionalen Analyserahmen, der sowohl verschiedene Gerechtigkeitskonzepte (Verteilungs-, Verfahrens-, Anerkennungs- und kompensatorische Gerechtigkeit) als auch feministische, antirassistische und postkoloniale Perspektiven einbezieht. Ziel ist es, die Wechselwirkungen von Machtverhältnissen, patriarchalen Strukturen und androzentrischen Normen sichtbar zu machen.

Die Analyse zeigt, dass bestehende Beteiligungsstrategien genderspezifische Ausschlüsse, etwa in Führungsrollen oder bei Investitionen, bisher nicht ausreichend abbauen. FLINTA sind in vielen Bereichen der Bürger*innen-Energie unterrepräsentiert – von privaten Prosumer-Aktivitäten bis hin zu professionellen Führungspositionen. Strukturelle Barrieren wie ungleiche Sorgearbeit, stereotype Rollenmuster und fehlende Ressourcen spielen dabei ebenso eine Rolle wie mangelnde Förderung und Problembewusstsein.

Ein integrierter Ansatz, der gesellschaftspolitische und organisationsinterne Maßnahmen verbindet, ist notwendig, um diese Ungleichheiten wirksam zu adressieren. Das vorgeschlagene Analyseschema bewertet Projekte nach reflexiven (z. B. Verständnis von Wandel und Gerechtigkeit) und performativen (z. B. konkrete Strategien und Praktiken) Kriterien. So lassen sich Transformationspotenziale sichtbar machen und politische Stellschrauben identifizieren.

Kontakt

Paul Strikker
Management regionaler Energieversorgungsstrukturen
T +49 (0) 355 69-4408
paul.strikker(at)b-tu.de

Prof. Dr. phil. Bernd Hirschl
Management regionaler Energieversorgungsstrukturen
T +49 (0) 355 69-4409
bernd.hirschl(at)b-tu.de