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Wanderung durch das romantische Neissetal

19.06.2019

Bei ca. 30 °C sind 28 Teilnehmer zum Geopark-Informationszentrum Jerischke gekommen, das 2004 eröffnet wurde. Seit 2015 ist der Muskauer Faltenbogen ein transnationaler, deutsch-polnischer Unesco Global Geopark. Der Muskauer Faltenbogen gilt als eine der am schönsten ausgeprägten Stauchendmoränen Mitteleuropas. Die markante Hufeisenform entstand vor ca. 340 000 Jahren, als aus dem damals halb Europa bedeckenden mächtigen Inlandeisschild der Muskauer Gletscher herausfloss. Die Eislast deformierte den Untergrund bis in eine Tiefe von 300 Meter und faltete die horizontale Schichtenfolge aus Sand, Kies, Ton und Braunkohle. Die frühzeitige Entdeckung der oberflächennah gelegenen Rohstoffe zog eine schnelle Industrialisierung nach sich.

Frau Kuhlee, unsere Geoparkführerin, erläuterte einleitend anhand von Anschauungsmaterial die Besonderheiten des Muskauer Faltenbogens. Von seinen natürlichen Voraussetzungen her ist er in besonderer Weise geeignet, um eiszeitliche Landschaftsformen und geologische Aufschlüsse (Geotope) einer Glaziallandschaft kennen, verstehen und erhalten zu lernen. Den Prozess der „Zerstörung“ der Gesteinsschichten durch den Gletscher nennt man Glazialtektonik. Der Muskauer Faltenbogen wird von scharf eingeschnittenen, langen abflusslosen Tälern durchzogen. Sie werden als Gieser bezeichnet und sind sein charakteristisches Landschaftselement. Die Gieser sind keine Überreste seiner Aufstauchung durch den Gletscher sondern das Ergebnis eines vollkommen eigenständigen, jüngeren Entstehungsprozesses. Der Gletscher schuf den Faltenbogen nicht, indem er die festen Schichten vor sich herschob, sondern überwiegend war es sein Eigengewicht, durch das er die Schichten „nach vorn und oben“ herauspresste. Vergleichbar sehen unsere Fußabdrücke im Sand aus. Die Neiße hat den Muskauer Faltenbogen im Süden an der schmalsten Stelle seines Bogens vor ca. 140 000 Jahren durchbrochen.

Heute ist der Muskauer Faltenbogen eine beeindruckende Kultur- und Altbergbaulandschaft voller mannigfaltiger Gewässer und ein waldreicher Naturraum mit bedeutender ökologischer Vielfalt. Trockene sandige Hochflächen wechseln mit feuchten vermoorten Senken ab.

Unsere Wanderung verläuft abseits von Verkehrslärm ab Zelz an der Neißebrücke; rund 6 km zum Runterkommen und Besinnen. Ursprüngliche, geheimnisvolle Wälder lassen Kindheitserinnerungen an Grimms Märchen wach werden. Der Wanderweg „Märchenwald“ führt in südliche Richtung entlang der Neißewiesen und zum Neißewehr mit Neißeterrassen auf dem asphaltierten Oder-Neiße-Radweg durch das landschaftlich schöne Naturschutzgebiet. Der Blick öffnet sich auf eine naturbelassene Aue, in der man zahlreiche Spuren des einstigen Neißeverlaufes finden kann. Markante geologische Strukturen sind Hangaustrittsquellen, zahlreiche Seitentäler, Mulden ehemaliger Tagebaugruben sowie Schluchten.

Am Ende lädt eine Schutzhütte zur Rast ein. Ein großes Lob an unsere Projektleiterin, Frau Barthel, und Dank für die Versorgung mit Getränken und einem liebevoll zubereiteten Überraschungsimbiss. Wir biegen rechts in einen schmalen Pfad ab und folgen dem Verlauf der Wolfsschlucht. Hier verändert die Vegetation ihren Charakter und ein dichtes Blätterdach umschließt den Weg. In heißen Sommertagen sind kühle Wälder ein willkommener und erholsamer Rückzugsort – für uns Menschen und vor allem für unsere Tierwelt. Bäume sind wahre Wunderwerke der Natur. Sie binden große Mengen Kohlendioxyd, filtern Staub und verdunsten bei Hitze mehrere Hundert Liter Wasser am Tag. Mit dieser Verdunstung bewirken sie eine spürbare Abkühlung ihrer Umgebung. Strukturreiche Laubmischwälder können diese Aufgabe am besten übernehmen.

Nach einer Pause mit Wissensquiz folgen wir weiter dem romantischen Pfad und kehren zum Ausgangspunkt zurück.

Karin Seifert

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