Senioren­Universität

WEITERBILDUNG 50+ LEBENSLANGES LERNEN

 

Tour durch das Schlaubetal

13.08.2019

Wir engagierten Ranger Mario Marschler von der Naturwacht des Naturparks Schlaubetal wieder einmal zu einer Wanderung. Er kennt die verborgenen Naturschätze, begeistert uns für die heimische Pflanzen- und Tierwelt und sorgt mit seinem Humor auch noch für eine positive Stimmung.

Gemeinsam mit Ranger Nico Brunkow hat er uns eine fachkundige und unterhaltsame zweistündige Natur-Wanderung geboten.

Diesmal besuchten wir ein Kleinod im Herzen des Schlaubetals, den Hammersee. Unser Wanderweg führte ca. 5,5 km am Seeufer entlang um den ca. 16 ha großen Waldsee. Ein naturbelassener Laubmischwald umgibt den kleinen See und seine angenehme Kühle machte den Waldspaziergang zu einem erholsamen Erlebnis.

Ausgang- und Endpunkt unserer Tour war das Ausflugslokal „Siehdichum“, ein Forsthaus auf einer Anhöhe inmitten des Naturparks zwischen dem kleinen Schinkensee und dem Hammersee, mit einer interessanten Geschichte. Bereits im Jahre 1780 wurde die damals noch hölzerne Jagdhütte mit diesem ungewöhnlichen Namen erstmals erwähnt.

Zur Zeit der DDR ist aus dem einsam gelegenen Forsthaus inzwischen ein luxuriöses Stasi-Erholungsobjekt entstanden, ideal für geheime Treffen und kriminelle Machenschaften, von denen Ranger Mario spannende Details zu erzählen wusste. Der Name „Siehdichum“ passte zum Ort des Geschehens. Insider mahnten: „Sieh dich um, ob nicht doch irgendwo ein Spitzel lauert“.

Zu Beginn unserer Wanderung kamen wir an einem alten Waldfriedhof vorbei, den Forstmeister Reuter im Jahre 1891 für seine Familie angelegt hatte. Der Forstmeister reiste viel und brachte von seinen Nordamerikareisen Stecklinge von Roteiche, Douglasie, Hemlocktanne und Lebensbäumen für die hiesige Pflanzung mit. Die exotischen Bäume haben inzwischen eine stattliche Höhe erreicht und bilden mit der Zeit eine Symbiose mit den heimischen Bäumen. Trotz der Hitze, Trockenheit und dem zunehmenden Insektenfraß der letzten beiden Sommer sah dieser Wald grün und gesund aus. Sein Blätterdach hält den Boden kühl und liefert jeden Herbst wertvollen Humus. Der See mit seinen feuchten Uferbereichen gewährt ihm zusätzlich Feuchtigkeit und bietet wertvolle Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere. Kiefernwälder sind dagegen stärker waldbrandgefährdet und anfälliger für Schädlingsbefall. Der Mischwald zeigte uns, dass das vielfältige Nebeneinander die gegenwärtigen extremen Wetterlagen besser verkraften als Monokulturen mit schnell wachsenden Baumarten.

Am Rand unseres Waldweges sorgen viele Pflanzen für eine gesunde Bodenfruchtbarkeit. Ranger Nico zeigte uns den gelb blühenden Waldwachtelweizen, eine Nahrungspflanze für Insekten und den Tüpfelfarn, der als Heilpflanze im Tee verwendet werden kann. Viele Blaubeerpflanzen weisen auf einen torfhaltigen humosen Waldboden hin.

Es gibt in diesem Wald auch Feinde, die den Tieren und Pflanzen zusetzen. So wies Ranger Mario auf den ehemaligen Platz des „roten Waldvögelchens hin, eine typische Waldorchidee, den eine Rotte Wildschweine zerwühlten. Die Waschbären haben nahezu alle Nester der Graureiher am Hammersee geplündert und sie dort ausgerottet. Auch der Biber, unser größter Nager, hatte einer Buche mächtig zugesetzt.

Vom Steg oder vom Boot aus können Angler im Hammersee, der von einem Fischereibetrieb bewirtschaftet wird, Edelfische, wie Aal, Barsch, Hecht, Karpfen, Wels oder Zander fangen. Hohe Wassertemperaturen, verrottete Blätter, aber auch die Angler selbst verunreinigten durch zu viel Futtereintrag den See. Zusätzlich wühlten eingesetzte Karpfen den Grund auf. Die Nährstoffeinträge begünstigten die problematische Algenbildung, weshalb sich der See grün verfärbt hatte.

Teichrosen, auch große Mummel genannt, zeigen noch vereinzelt gelbe Blüten. Am Ufer des ca. 3 m tiefen Sees vermissten wir Schilfpflanzen. Umgestürzte Bäume ragen in den See und bieten Haubentauchen Unterschlupf. Die in den Wirchenwiesen entspringende Schlaube speist mit ihrem klaren Wasser viele Seen und Teiche, so auch den Hammersee. Da die Niederschläge fehlen, gibt es kaum Bewegung im Gewässer, sodass Sauerstoffmangel vielen Fischen und Pflanzen zu schaffen macht.

Ranger Nico machte uns am kleinen Schinkensee auf interessante Markierungspunkte der Tiere aufmerksam, die für das Monitoring hilfreich sind. Z.B markieren die amerikanischen Mings, eine Marderart, durch Hügel ihr Revier. Die Fischotter hinterlassen dort Bodenabdrücke am Ufer, wo sie in das Wasser hinein und wieder hinausgleiten. Der sich inzwischen drastisch vermehrte Waschbär hinterlässt mit seinen langen Pfoten und Krallen Spuren im Sand. Diese Zeichen erleichtern den Naturschutzmitarbeitern die Beobachtung und Erfassung der Arten.

Schließlich meisterten wir noch einen Weg mit vielen Hindernissen nach oben, um wieder in Richtung „Siehdichum“ zu gelangen, wo wir vor und nach der Tour gut versorgt wurden.

Entspannt und mit gut trainierten Lachmuskeln beendeten wir die romantische Wanderung. Wir erlebten einen Wald der Zukunft, der Extremwetterlagen aushält, sich selbst reguliert, fehlendes Wasser speichern kann und nicht zuletzt Menschen und Tieren einen perfekten Rückzugsraum bietet.

Tagfalter-, Wildkräuter- und Orchideentour sind bereits für die nächsten Jahre avisiert. Wir freuen uns auf die weiteren Wanderungen mit unseren Rangern, die uns neben viel Wissen über die Schlaubetal-Natur und Geschichte immer wieder mit amüsanten Episoden wunderbar unterhalten.


Sabine Teutloff

Klicken Sie auf ein Bild, um die Diashow zu starten...