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Von oben in die Erde schauen

08.07.2015

„Von oben in die Erde schauen –
Die Entwicklung eines „airborne“ Rohstoff- und Erderkundungssystems an der BTU

Thema des Vortrages
Unter dem obigen Thema stand der letzte Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe des UNIKollegs für das Sommersemester 2015 am 08.07.2015.

Frau Galow eröffnet

Nach der Einführung durch Frau Galow erläuterte Herr Prof. Rainer Herd die Vorgehensweise zur Schaffung von Grundlagen für Erderkundungssysteme.
„Airborne“ Erkundungssystem bedeutet so viel wie ein aus der Luft gestütztes Erkundungssytem.

Herr Prof. Herd
Welche Motivation liegt dem Vorhaben zu Grunde?

Neben dem wirtschaftlichen Aspekt (steigender Rohstoffmangel in der Welt, zunehmendes Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage u.ä.) spielen sowohl der geowissenschaftliche Aspekt (Möglichkeit flächenhafter minimal invasiver Erkundung, zunehmende Erschwernis für den Erhalt von Grundstücksbetretungserlaubnissen) als auch der hochschulpolitische Aspekt (u.a. zunehmender Bedarf an Geowissenschaftlern, steigende Anforderungen an Absolventen, "Renaissance" des Berufsbildes „Erkundungsgeologe“) eine wichtige Rolle.


Welche Bedarfgrößen mussten ermittelt werden?

Für die geplanten Erkundungssysteme mussten die Anforderungen optimiert werden: Der Flugkörper muss u.a. kompakt, kostengünstig, zerlegbar (Möglichkeit des Transports in Containern), robust sein, evtl. Modifikationen (Ein- und Umbauten) müssen möglich sein.


Welche Messsysteme und welcher Flugzeugtyp sind geeignet?

Um Lagerstätten u.a. von Wasser und Metallen zu erkunden, sowie ein Umweltmonitoring zu betreiben, hat sich die BTU entschieden z.B. folgende Messgeräte zu beschaffen, die in den Flugkörper zu integrieren bzw. am Flugkörper anzubringen waren: z. B. Datenaquisitionssystem (GeoDuster) , Magnetometer (GEM), γ-Spektrometer (MEDUSA), GPS-Navigationssystem (Septentrio).

Bei der Wahl eines geeigneten Flugzeugtyps wurde auf das in Slowenien gebaute Vollkunststoffflugzeug PIPISTREL („Fledermaus“) VIRUS SW zurückgegriffen, u.a. wegen seines geringen Gewichts, der hohen Steifigkeit, den guten Langsamflugeigenschaften (bis 65 km/h), der kurzen benötigten Start- und Landebahnen (ab 95 Meter), des günstigen Verbrauchs von Normalbenzin. Flugzeug
Equipment
Zudem ist der Flugzeugtyp sehr gut geeignet für erforderliche Modifikationen, wie z.B. das Anbringen zusätzlicher Rippen an den Flügelenden zur Aufnahme von Sensoren, Verstärkung der Tragflächen einschließlich der notwendigen Flatteruntersuchungen, Ersatz allen magnetischen Eisens (Nieten, Schrauben), Vergrößerung des Tanks zur Erhöhung der Reichweite. Mit dem modifizierten Leichtflugzeug wurden die ersten Testflüge absolviert und die gewonnenen Daten wurden von einem unabhängigen Gutachterbüro mit gutem Ergebnis bewertet.

Durch Herrn Prof. Herd wurden denkbare Anwendungsmöglichkeiten, wie z.B. Erkundung der Abgrenzung von Salz- und Süßwasserarealen, Restmunitionsfindung, Auflösung bzw. Unterscheidung geologischer Formationen, aufgezeigt. Der Referent betonte, dass es sich bei dem Vorhaben zunächst um ein Forschungsvorhaben handelt, das zur Zeit noch nicht wirtschaftlich genutzt wird. Hauptziel der zukünftigen Entwicklung ist die weitere Miniaturisierung des Equipments.

Eine rege Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte das große Interesse der Zuhörerinnen und Zuhörer an dieser Thematik. Somit ist es dem Team des Weiterbildungszentrums im Sommersemester 2015 wiederum gelungen, interessante Themen in der Vortragsreihe des UNIKollegs vorzustellen.



Peter Schulze