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Zur Kulturgeschichte von Stadt und Land in Mitteleuropa

11.01.2017

Herr Hasenauer, WBZ der BTU eröffnete die letzte Vorlesung des UniKollegs im Wintersemester 2016/2017 mit der Vorstellung Herrn Prof. Dr. Hans Friesen. Herr Prof. Friesen ist seit 2009 an der BTU tätig und ist seit 2013 Leiter des Fachgebietes „Kulturphilosophie“.

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Herr Prof. Dr. Hans Friesen begann seinen Vortrag mit einem Exkurs in die Entwicklungsgeschichte von Natur- und Kulturlandschaft. Während der Naturraum die Flachlandlandschaft ohne den Menschen und das höhere Bergland umfasst, ist der Kulturraum, der aus Stadt- und Kulturlandschaft besteht, durch den Menschen entstanden. In Deutschland ist mehr als 90 % der Fläche als Kulturlandschaft zu bezeichnen. Bisher wurden das Wattenmeer (ohne Windräder) und verschiedene Alpenregionen zur Naturlandschaft gerechnet.

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Mit dem Beginn der Entwicklung der Menschheit vor ca. 200.000 Jahren wurden zunehmend aus großen Teilen der Erde die Natur- zu Kulturlandschaften. Man unter scheidet nicht beeinflusste Naturlandschaften (Südamerika: Ammazonasgebiet, Teile Nordamerikas, Äquatorialafrika) und wenig beeinflusste Naturlandschaften (Nordamerika, Westen der USA), wobei es ständig zu Wechselwirkungen zwischen Mensch und Raum kommen kann. Eine typische Naturlandschaft ist in Europa noch in Nord-Norwegen zu finden. Seit dem Nachweis des Ursprungs der Menschheit (etwa 5000 Menschen in Ostafrika) vor 200.000 Jahren ist die Evolution bis zur Gegenwart zum Stillstand gekommen. Trotzdem haben sich die Kulturen weiterentwickelt.

Setzt man das Alter der Erde (ca. 4,6 Milliarden Jahre) und das Alter des „heutigen“ Menschen (10.000 Jahre) in ein Längenverhältnis (Alter der Erde = 13,7 km), entspricht der Abschnitt „heutiger Mensch“ etwa 3 mm.

Über die Theorien zur Entwicklung der Menschheitsgeschichte wurden von Prof. Friesen die verschiedenen philosophischen Ansätze (naturalistische Auffassung, Idealistische Auffassung, Kulturistische Auffassung) vorgestellt.

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In Mitteleuropa ist die Naturlandschaft ein Produkt der Transformation der letzten Eiszeit (vor ca. 120.000 Jahren bis vor ca. 10.000 Jahren). Vor 8.000 bis 10.000 Jahren war in Europa eine totale Waldlandschaft mit einer artenärmeren Vegetation als vor der Eiszeit vorzufinden. Der Übergang von der Natur- zur Kulturlandschaft durch den Menschen ist (leider) gekennzeichnet von Grausamkeit, Gewalt, rationaler Gewalt, wobei Affekt und Verstand keine Einheit bilden.

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Nach dem Übergang der Gesellschaftsform „Jäger und Sammler“ vor etwa 8.000 bis 10.000 Jahren begannen die Menschen in Mesopotamien mit dem Ackerbau, etwa 4.000 Jahre später in Europa, verbunden damit war ein Bevölkerungsanstieg, der zu Stadtgründungen führte. Den Kern bildeten Wehranlagen, die von landwirtschaftlich genutzten Flächen umgeben waren.

Prof. Friesen zeigte an Hand von Beispielen die Entwicklung des Städtebaus von der Antike bis zur Gegenwart. Für die Gegenwart zeichnet sich z.B. in Deutschland das Problem „Wohnraumlandschaft“ ab, d.h. das Streben nach einem „eigenem Haus“ führt trotz stagnierender Bevölkerungszahl, zu einem zunehmenden Landschaftsverbrauch.

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In Deutschland wird dadurch jährlich eine Fläche in der Größe des Bodensees versiegelt.

Damit ergeben sich für den Städtebau folgende in der Zukunft zu lösende Probleme: Auslaugung der Böden, Flächenverbrauch, zu wenig Wasserflächen.

Prof Friesen beendete seinen Vortrag mit der Formulierung der Zielstellung für den Städtebau: Schaffung von lebenswerten Städten aus einer Symbiose von Stadt und Natur, entsprechend der „Charta von Aachen“, die eine funktionale Stadt durch die Entflechtung städtischer Funktionsbereiche und die Schaffung von lebenswerten Wohn- und Arbeitsumfelder anstrebt.

In der sich dem Vortrag anschließenden Diskussion zeigte sich, dass die gewählte Thematik viele Interessierende angesprochen hat.

Die Themen des UniKollegs sollten auch in den kommenden Semestern, so wie bisher vielfältig sein und gleichzeitig die Arbeit der verschiedensten Forschungsgebiete der BTU widerspiegeln.







Peter Schulze

P.S. Die Veröffentlichung der im Bericht enthaltenen Abbildungen erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Herrn Prof. Dr. Friesen.

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