Die spätklassische Palastanlage in Larisa am Hermos (Türkei). Bauhistorische Untersuchung und Neu-Interpretation
Der sogenannte Neue Palast in Larisa am Hermos (heute: Dorf Buruncuk, Westtürkei) befand sich oberhalb des steil abfallenden Nordwest-Randes des Akropolis-Plateaus und bedeckte ungefähr ein Fünftel der spätarchaischen Akropolis. Gegenüber der Hermos-Ebene und einem antiken Hauptweg, der Zentralanatolien mit der ägäischen Welt verband, nahm der Palast eine beherrschende, weithin sichtbare Position ein.
Als eines von nur wenigen Beispielen in der Aiolis erlaubt die gut erhaltene Anlage von Larisa eine systematische Erforschung spätklassischer Palastarchitektur. Die ausgedehnte Anlage wurde 1902 freigelegt, weitere Grabungen fanden 1932–1934 statt. Die Ergebnisse wurden 1940 in einer bis heute maßgeblichen, jedoch überholten Publikation bekannt gemacht. Ziel des Promotionsvorhabens ist es, die baulichen Reste der Palastanlage vor Ort zu untersuchen und unter Bezugnahme auf seit 2010 von der TU Istanbul durchgeführten neuen Forschungen zur Stadtanlage von Larisa sowie anhand von geeigneten Vergleichsbeispielen städtebaulich und typologisch einzuordnen.
Über die Untersuchung des Bauwerks hinaus ist geplant aufzuzeigen, welche Vorbilder bzw. Parallelen für den spätklassischen Palast sich in den älteren Anlagen in Larisa und in der Region finden. In diesem Zusammenhang sind auch die Ursachen der blühenden Bauaktivität in Larisa in spätklassischer Zeit unter Berücksichtigung der politischen, kulturellen und siedlungsgeschichtlichen Rahmenbedingungen zu erörtern. Die Arbeit leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der Entwicklung der Palastanlagen klassischer Zeit in der Aiolis und in ihren Nachbarregionen.
Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit der İstanbul Teknik Üniversitesi und mit Unterstützung des Architekturreferats des DAI Berlin durchgeführt.
Bearbeiterin: Duygu Göçmen