Exkursionen

Während jedes dreijährigen Zyklus’ des DFG-Graduiertenkollegs „Kulturelle und technische Werte historischer Bauten“ sind gemeinsame Exkursionen zu größeren internationalen Forschungsprojekten der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geplant. Diese werden für interdisziplinäre Projektworkshops genutzt, die von der Dokumentation über die Analyse bis zur differenzierten Bewertung historischer Bauten reichen. Die erste größere Exkursion führte das Kolleg vom 16. bis 24. Mai 2015 nach Sankt Petersburg/Russland. Weitere Exkursionen fanden Anfang Oktober 2016 nach Rom/Italien sowie im Mai 2017 nach Santiago de Compostela/Spanien statt. Im Oktober 2018 wird das Kolleg zu einem 10-tägigen Studienaufenthalt nach Jordanien reisen.

Über diese größeren Exkursionen hinaus unternimmt das Kolleg weitere eintägige Forschungs- und Besichtigungsreisen zu Kooperationspartnern in Deutschland sowie zu Orten und Objekten der historischen Baukultur in der näheren Umgebung von Cottbus. So fand am 4. Juli 2014 eine Besichtigung des Bauhaus-Gebäudes in Dessau und der nahegelegenen Meisterhäuser durch Mitglieder des Kollegs statt. Am 10. Oktober 2014 unternahm das Kolleg seine Exkursion zum Semesterbeginn nach Eisenhüttenstadt und ins Klosterstift Neuzelle. Im Nachgang zur Exkursion nach Sankt Petersburg besichtigte das Kolleg am 26. Juni 2015 die Russische Kolonie Alexandrowka und die Russisch-Orthodoxe Kirche in Potsdam. Am 23. Juni 2017 reiste das Kolleg nach Görlitz und konnte anhand einer Führung durch den Altstadtkern Einblicke in die mittelalterliche Hausforschung und in die in der jüngeren Gegenwart vorgenommenen Erhaltungsmaßnahmen gewinnen. Vom 24. bis 27. Mai 2018 reiste das Kolleg nach Köln und besichtigte dabei neben dem Dom weitere Kirchenbauten der Stadt, die nach dem 2. Weltkrieg Umbauten und Umwidmungen erfahren haben. Höhepunkte der Exkursion waren die Besichtigung der Domumgebung und des Dachstuhls des Kölner Doms mit dem Dombaumeister Peter Füssenich sowie die Untersuchungen am Turmstrebewerk mit Prof. Dr. Norbert Nussbaum. Im April 2019 begab sich das Kolleg auf eine Exkursion nach Frankfurt am Main, die vor allem der neu errichteten Altstadt und den damit verbundenen Wertsetzungen gewidmet ist.

Exkursion in die Türkei vom 25. April bis 3. Mai 2022

Eine lange geplante Reise zu verschieben, fällt nicht leicht. Die Erwartungen und Sehnsüchte, die Neugier und die Unrast, lassen sich schwer immer wieder neu beleben, wenn Unvorhergesehenes das Loskommen und Unterwegssein verhindert. Die pandemiebedingte und kurzfristige Absage der für den Mai 2020 geplanten Exkursion des DFG-Graduiertenkollegs »Kulturelle und technische Werte historischer Bauten« der BTU Cottbus-Senftenberg nach Istanbul und an die äolische Küste Anatoliens fiel allerdings ganz besonders schwer. Als eine gemeinsame Unternehmung der zweiten sowie der neu berufenen dritten Doktorandengruppe gedacht, sollten damit auch Erfahrung und Wissen im interdisziplinären Arbeiten und in der multiperspektivischen Anschauung innerhalb des Kollegs weitergegeben werden. Wo hätte sich diese Kontinuität besser begründen lassen als auf einer gemeinsamen Reise nach Istanbul? Einer Stadt zwischen Europa und Asien gelegen, deren Topografie die menschliche Anschauung und Vorstellungskraft auf eine besondere Art und Weise immer wieder herausfordert. Eine Stadt wie ein Buch, das man nie auszulesen vermag, weil es sich wie von selbst immer wieder mit Geschichten füllt. Eine Stadt, deren Bauten ihren architektonischen Wert aber auch ihre soziale und kulturelle Verortung im Machtgefüge des Spätrömischen, des Byzantinischen und des Osmanischen Imperiums immer wieder neu suchen und finden mussten.

Dass sich das Kolleg fast auf den Tag genau zwei Jahre später zu dieser Exkursion aufmachen konnte, verdankt es nicht nur den allgemeinen Lockerungen im Umgang mit der pandemischen Bedrohung, sondern auch und vor allem dem außerordentlichen Engagement seiner Mitglieder Firuzan Melike Sümertaş, Barış Altan, Turgut Saner und Klaus Rheidt. Dank ihrer Expertise ist es gelungen ein Exkursionsprogramm zusammenzustellen, das zum einen die große Bandbreite an Forschungsthemen innerhalb des Kollegs abzubilden und zum anderen die baugeschichtliche Anschauung jeweils mit dem veränderlichen kulturellen Wertehimmel in Beziehung zu setzen vermochte. Hierfür boten nicht nur die spätrömische, die byzantinische und die osmanische Geschichte Konstantinopels und Istanbuls, sondern auch seine jüngere Geschichte innerhalb der modernen Türkei eine große Fülle an historischen Gelegenheiten und exemplarischen Bauten, die dem Kolleg vor Ort durch Expertinnen und Experten der Denkmalpflege und der Bauforschung sowie durch Präsentationen der Doktorandinnen und Doktoranden nähergebracht wurden.

Aber der Blick der forschend Reisenden ging über die Geschichte Istanbuls hinaus an die äolische Küste Anatoliens und bezog dabei vor allem die griechische und hellenistische Epoche der Stadtgründungen und Herrschaftssicherung in Assos, Pergamon, Aigai und Larisa mit ein. Hierbei konnte das Kolleg vor allem auf die langjährigen Forschungen von Klaus Rheidt und die vielfach bestehenden wissenschaftlichen Kontakte vor Ort zu türkischen Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen sowie in Larisa auf die besondere Expertise Turgut Saners. Zum Abschluss der Exkursion hatte das Kolleg zudem Gelegenheit mit Yeniköy einen exemplarischen Ort für die türkische Binnenkolonisation im 20. Jahrhundert aufzusuchen, zu dessen baulicher und sozialer Transformation in den vergangenen Jahrzehnten Vera Egbers und Özge Sezer als Postdoktorandinnen am Kolleg forschen.