Kriterien und Methoden für die Sicherung historischer Mauerwerke zur Erhaltung  „dokumentarischer Werte“ der Baudenkmäler ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Erfahrungen in Spanien und Mitteleuropa

Je nach den jeweiligen Restaurierungskriterien in den unterschiedlichen Geschichtsepochen sind die Bemühungen, das architektonische Erbe zu schützen und zu bewahren, entsprechend ausgerichtet worden; bestimmte Werte wurden gegenüber anderen stärker gefördert. Während eine Strömung in der Denkmalpflege bestimmte Werte beschützte, vernachlässigte oder zerstörte sie andere, die als weniger relevant betrachtet wurden. Als Ergebnis wurde die Integrität der Gebäude reduziert, so dass neue Strömungen auftauchten, die diese Mängel zu beheben suchten und die Denkmalpflege in einen zunehmend komplexen Prozess verwandelten.

Zusätzlich haben die Sicherungsmethoden besondere Eigenschaften, die großen Einfluss auf den Eingriff ins Baudenkmal ausüben können. Diese Methoden können widersprüchlich zu den Kriterien sein, unter welchen sie eingesetzt wurden, und somit den Werten, die man eigentlich beschützen wollte, schaden.

Häufig führt das mangelhafte Verständnis für die Merkmale der Baudenkmalwerte und die zu ihrem Schutz verwendeten Techniken zur Zerstörung dessen, was man zu beschützen beabsichtigte.

Anderseits besteht, nach C. Brandi, das Kunstwerk aus materieller Substanz und Bild, wobei die Erste die Vermittlerin der Zweiten ist. Die Materie entfaltet sich wiederum in Struktur und Aussehen, zwei untrennbare Aspekte wie das „verso und recto einer Medaille“1.

Wenn man dies berücksichtigt, so ist zu beobachten, dass viele Eingriffe ein Bild in Stileinheit zu erzeugen suchen, wobei die ursprüngliche Materie entfernt und durch eine neue ersetzt wird als Trägerin eines idealisierten Bildes, ohne Zeitspuren wie Patina, Verformungen usw. zu hinterlassen. Andere Eingriffe versuchen die Gesamtheit der Materie zu konservieren, verwenden jedoch „nicht sichtbare“ Techniken, die sich auf den Schutz ihres Aussehens beschränken. Die Materie in ihrer Struktur wird zerstört und mit ihr die in ihr enthaltenen dokumentarischen Werte. Der dokumentarische Wert versteht das Bauwerk als das wichtigste Dokument über sich selbst, da es Zeuge von vergangenen Bau- und Produktionssystemen, Wohngewohnheiten usw. ist.

Um die Authentizität des Baudenkmals, verstanden als die Integrität aller seiner Eigenwerte, nicht zu vermindern, muss der dokumentarische Wert auch konserviert und beschützt werden, obwohl es sich in vielen Fällen um einen unsichtbaren Wert handelt, den zum Teil die Materie in ihrer Struktur enthält.
Die vorliegende Forschungsarbeit geht von der Teilung der Materie aus, die durch C. Brandi definiert worden ist. Durch sie wird die Auswirkung verschiedener Kriterien in der Denkmalpflege sowie der Sicherungsmethoden auf dokumentarische Werte historischer Mauerwerke analysiert. Dies wird wichtige Informationen liefern, die das Verständnis der Merkmale dieser Werte erleichtern und zu Auswahl, Entwicklung und Einsatz geeigneter Techniken und Kriterien führen, die zum Erhalt der dokumentarischen Werte beitragen werden.

Die Dissertation wurde 2019 unter dem Titel Criterios y técnicas de consolidación de fábricas históricas en la preservación de los “valores documentales”del patrimonio arquitectónico hasta finales del S.XX : experiencias centroeuropeas veröffentlicht.

Bearbeiterin: Elena Zapatero

1 Brandi, C. 2006 "Theorie der Restaurierung" in "Cesare Brandi. Theorie der Restaurierung", Deutscher Nationalkomitee von ICOMOS in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Baden-Württemberg und dem Instituto Centrale per il Restauro, ICOMOS, München, pp. 47