Mittelalterliche Stadthygiene. Eine Untersuchung am Beispiel Leipzigs
Gängige Ansichten vom „dunklen“ Mittelalter schließen gemeinhin Vorstellungen unhaltbarer hygienischer Zustände in den Städten ein. Stadtbäche führten Produktionsabwässer ab und dienten gleichzeitig zur Gebrauchswasserentnahme, Müll und Exkremente seien einfach auf die Straßen entsorgt worden. Doch im Zuge archäologischer Untersuchungen in mittelalterlichen Stadtkernen zeichnet sich ein anderes Bild ab. Neben historische Quellen verdeutlichen insbesondere auch materielle Reste von Anlagen wie Latrinen, Brunnen, Abwassergräben, Kanäle und Holzrohrleitungen, dass durchaus ein Verständnis für städtische Hygiene bestanden hat.
Die Untersuchung der hoch- und spätmittelalterlichen archäologischen und historischen Quellen der Stadt Leipzig soll einen Einblick in die umfangreichen Maßnahmen verschaffen, die zur Verbesserung der städtischen Hygiene ergriffen wurden. Leipzig wurde im Zuge der deutschen Ostsiedlung zu einer reichen Messestadt. Die sozioökonomische Entwicklung der Stadt muss als entscheidender Faktor in der Genese der Hygienetopografie gewertet werden.
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Darstellung des technologischen Wissensstandes, der sich im Zuge der mittelalterlichen Stadtgenese entwickelte, unter Berücksichtigung sozioökonomischer Aspekte und kultureller Normvorstellungen städtischer Hygiene.
Bearbeiterin: Jill Rehfeldt