The Role of Local Communities in Safeguarding Archaeological Sites in Northern Ethiopia Die Rolle lokaler Gemeinschaften beim Schutz archäologischer Stätten in Nordäthiopien

Marlene Köster M.A.

Betreuung: Dr. Britta Rudolff zusammen mit Prof. Dr. Johanna Blokker

In Äthiopien sind bereits verschiedene Projekte zum Schutz der zahlreichen Kulturstätten etabliert. Westliche Institutionen wie die UNESCO sind seit den späten 1960er Jahren im Land aktiv. Jedoch oft nicht mit dem erhofften Erfolg. Auch die seit 2009 laufenden Arbeiten des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) insbesondere in Yeha, worauf sich diese Untersuchungen beziehen, widmen sich der Erhaltung und touristische Erschließung von Denkmälern. Da der Natur- und Kulturtourismus eine der wichtigsten wirtschaftlichen Ressourcen darstellt, wird die archäologische Forschung zunehmend mit der Entwicklungszusammenarbeit verknüpft, was eine vielschichtige Herausforderung darstellt. Abgesehen von der vorherrschenden politischen Instabilität im Land sind die Probleme auf unzureichende Managementstrategien, mangelndem Fachwissen und fehlenden finanziellen Ressourcen zurückzuführen, wodurch die Abhängigkeit von ausländischem Wissen und Finanzierungen bestehen bleibt. Hinzu kommt jedoch auch, dass das lokale Verständnis von Kulturerbe häufig von internationalen Konzepten abweicht. Zudem bestehen innerhalb des Landes erhebliche Unterschiede zwischen den Vorstellungen der nationalen Politik und der städtischen, modern gebildeten Bevölkerung sowie der Landbevölkerung. Dabei zeichnet sich gerade letztere durch ein besonders komplexes System von Erinnerungen aus, das das Kulturerbe in Narrative und soziale Ordnungen einbettet und so zu seiner Bewahrung beiträgt. Bislang erfolgt die Erschließung kultureller Ressourcen jedoch meist durch ausländische oder nach westlichen Kriterien aufgebaute Institutionen, wodurch das lokale Wissen den internationalen Standards weicht. Gerade im langfristigen Erhalt von Kulturdenkmälern bleibt somit der gewünschte nachhaltige Erfolg oft aus.

In der nordäthiopischen Region Tigray, wo die Projekte des DAI angesiedelt sind, liegen die archäologischen Stätten oft abseits infrastrukturell, administrativ oder touristisch erschlossener Regionen, und ihre Erhaltung erfordert eine verstärkte Einbindung lokaler Kräfte. Darüber hinaus besitzen dort historisch gewachsene regionale und lokale Strukturen oftmals eine größere Stabilität und Resilienz als die im Rahmen der westlichen Förderungspolitik entstandenen, jüngeren staatlichen Einrichtungen, die häufig in ihrer Wirksamkeit überbewertet werden

Die Dissertation befasst sich mit der Rolle dieser lokalen Gemeinschaften beim Schutz archäologischer Stätten in Nordäthiopien. Ausgehend von der Annahme, dass die dauerhafte Bewahrung des kulturellen Erbes eine verstärkte Partizipation der Gemeinschaften erfordert, konzentriert sich die Untersuchung auf die Beziehungen zwischen archäologischen Stätten und den sie umgebenden Gemeinden in Nordäthiopien, wobei die Stätte Yeha als Fallstudie dient. Mittels qualitativen Forschungsmethoden soll ein differenziertes Verständnis dieser Interaktionen gewonnen werden. Ziel dabei ist es, Herausforderungen, Konflikte sowie Chancen und Synergien zu identifizieren, die sich aus einer verstärkten Beteiligung ergeben, und so zur Entwicklung nachhaltiger Erhaltungsstrategien beizutragen.