Walter Gropius’ Architekturbüro 1910–1933. Mitarbeiter, Prozesse, Öffentlichkeit

Walter Gropius zählt neben Le Corbusier und Mies van der Rohe zu den bekannten Architekturpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Seine Laufbahn begann in Berlin, wo er 1910 – trotz zeichnerischer Unfähigkeit und abgebrochenem Architekturstudium – ein eigenes Architekturbüro eröffnete. Dank bereits bestehender Kontakte zu Fachkreisen erhielt Gropius schnell Aufträge, sodass das Büro von Anfang an mit großen Projekten betraut wurde. Für sein Vorhaben engagierte Gropius sowohl Hochschulabsolventen als auch erfahrene, zum Teil namhafte Architekten. So besetzten Adolf Meyer, Ernst Neufert, Otto Meyer-Ottens und Hans Dustmann nacheinander die Position des Chefarchitekten und gehörten damit zu Gropius’ engsten Mitarbeitern. Zwischen 1910 und 1933 beteiligten sich über 30 Büromitarbeiter an mehr als 90 (zum Teil nicht realisierten) Entwürfen und Projekten.

In der Öffentlichkeit wurde Walter Gropius vor allem über sein Werk als Autor wahrgenommen; auch er selbst beförderte eine solche Wahrnehmung. Angesichts der großen Zahl an Mitarbeitern und Entwurfspartnern wird Gropius’ Werk kritisch untersucht, die Büroorganisation und der Arbeitsprozess rekonstruiert und eine Zuordnung der Mitarbeiter zu einzelnen Projekten vorgenommen. Für sein heterogenes Mitarbeiterteam entwickelte Gropius eine „kollektive Arbeitsform“ anstelle einer „autokratischen Arbeit des einzelnen Individuums“, wie er diese später selbst bezeichnete. Die Bedeutung der Mitarbeiter und ihr Einwirken auf den kreativen Entwurfsprozess ist daher ein wesentlicher Teil der Untersuchung. Unter Berücksichtigung zahlreicher Primärquellen (Originalzeichnungen, Akten, Briefwechsel und Fotos) soll vor allem aber das Phänomen der Autorschaft als Konstrukt im medialen Raum diskutiert werden.

Bearbeiterin: Marina Budnitskaya

Bildnachweis
Abb. 1: Magdalena Droste: Bauhaus 1919-1933 (Köln: Taschen 2006) S. 245 (Fotograf unbekannt; Ausschnitt).
Abb. 2: Boris Friedewald: Bauhaus (München u.a.: Prestel 2009) S. 62 (Fotograf: Edmund Collein).