„Aus – Klang Jo Achermann Oberkirche Formen“

Noch bis zum 26. November 2023 ist die Ausstellung „Aus – Klang Jo Achermann:  Oberkirche Formen“ in der Cottbuser Oberkirche St. Nikolai zu sehen.

Programm der Finissage am Samstag, 25. November 2023, ab 14 Uhr:

Orgelkomposition zum Werk Orgelkomposition zum Werk „Oberkirche Formen“, Peter Wingrich
Zur Ausstellung, Dr. Ulrich Röthke
Handharmonika, Gregor Kliem
Zusammensein, Stillleben mit Getränken

Über die Ausstellung
eine Beschreibung von Dr. Ulrich Röthke, Dr. Ulrich Röthke, Kustos für Malerei, Grafik und Skulptur aus dem Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst

Die Cottbuser Oberkirche St. Nikolai besticht durch ihre klare spätgotische Formensprache. Nach ihrer starken Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wurde sie in mehreren Etappen wieder aufgebaut. Den Innenraum versah man mit einem mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen weißen Anstrich, durch den die architektonischen Elemente, insbesondere die vielgestaltigen sehr hohen gotischen Gewölbe zu größter Wirkung kommen.

In seiner Rauminstallation OBERKIRCHE FORMEN unterzog Jo Achermann den Kirchenraum einer Befragung nach typischen Formen und dessen Atmosphäre. In einem über einige Monate reichenden Prozess entwickelte der renommierte Schweizer Künstler eine farbkräftige Arbeit, die sensibel auf die räumlichen Gegebenheiten Bezug nimmt und zu einer Entdeckungsreise durch die Kirche einlädt.

Betritt man die Kirche, so fällt zunächst eine lange gelbe diaphane Stoffbahn auf, die vor dem Altar vom Gewölbe herabhängt und ihn auf der rechten Seite teilweise verdeckt. Dieses Element macht auf signifikante Weise das Thema der Installation deutlich: dem Künstler geht es um das Spiel von Licht und Farbe im Raum. Scheint die Sonne durch die Fenster auf der Ost- und Westseite der Kirche, ergeben sich je nach Witterung immer wieder neue Lichteffekte auf der Stoffbahn. In ihr scheinen sich die vergoldeten Partien des Altars zu verdichten und gen Himmel streben zu wollen. Das Gelb wird zu einer Lichtmetapher,

die auf etwas Göttliches verweist. Im Altarhaus hinter dem barocken Auferstehungsaltar entstand eine labyrinthartige Holzinstallation die als Eintritt in das verborgene Allerheiligste eines Tempels imaginiert werden kann; aus dem großen Raum in seiner Weite tritt der Besucher in die konzentrierte Nähe des Heiligen und sich selbst. Wieder zurück im Mittelschiff entdeckt der Besucher unter der Vierung neben der Kanzel einen Altartisch und ein Lesepult, die ein Teil der Installation sind. Der Künstler verwandte roh belassene Latten aus Nadelhölzern und fügte sie in Schichten zusammen. Aufgrund dieser Struktur, die Durchblicke in den dahinter liegenden Altarraum erlaubt, wirken Altar und Lesepult leicht und modern. Die zentralen Elemente im Mittelschiff von farbigen Tafeln umgeben, die zum größten Teil in den zahlreichen Wandnischen der Seitenschiffe und des Chorumgangs angebracht sind.

Hier ließ sich Jo Achermann von Elementen inspirieren, die er im Kirchenraum vorfand. Quadrat, Kreis, Sechs- und Achteck aus Holzplatten fasste der Künstler in unterschiedlichen Farben, so dass monochrome Flächen entstanden, die intensive Farbakzente in der Kirche setzen und deren dominierendes Weiß kontrapunktisch entgegenstehen. Durch die Installation in unterschiedliche Höhen und rhythmisch akzentuierten Abständen entsteht eine belebte Struktur, die in Analogie zur Musik gesehen werden kann. Geht man durch den Kirchenraum entstehen immer wieder neue Durchblicke und die einzelnen Felder, die sich zu Farbakkorden fügen. Ebenso reizvoll ist es, den Korrespondenzen der historischen Ausstattungselemente zu den Objekten der Installation nachzuspüren.

Im Zusammenspiel der vielfältigen Elemente in der Installation OBERKIRCHE FORMEN wird der sakrale Raum neu erfahrbar und in seinen historischen und ästhetischen Dimensionen beeindruckend in den Fokus gerückt.