(interaktive) Lehr-/Lernvideos produzieren Vermitteln

Kontext – Problem – Lösung

Kontext:

College und Grundlagenfächer in Studiengängen, die eine eher hohe Teilnehmerzahl aufweisen.

Problem:

Das Basiswissen der Lernenden variiert sehr stark.

Lösung:

In einer Selbstlernphase mit Tutorials, welche aus Anleitungen und Erklärungen in Form einer Filmsequenz bestehen, lernen Studierende, sich theoretische Inhalte eigenständig zu erarbeiten. Bei den Lehr-/Lernvideos handelt es sich um multimedial aufbereitete, kurze Lektionen.

Tipps für die Praxis

Sie fragen sich, wie Sie Ihre Videos ansprechend und interaktiv gestalten können?

  • Bei längeren Videos: Erstellen Sie unbedingt ein Inhaltsverzeichnis und geben Sie dem Video damit eine – für die Studierenden sofort erkennbare – Struktur. So können sich Ihre Studierenden leichter durch das Video navigieren und für Sie wichtige Sequenzen schneller (wieder-)finden.
  • Aber: Statt einem großen Video, erstellen Sie lieber eine Serie mit kurzen Videos als „Microlearning“-Einheiten. Damit präsentieren Sie Informationshappen und die Studierenden werden nicht überfordert.
  • Halten Sie Ihr Video kurz und knapp.
  • Erstellen Sie sich ein kleines Skript/Storyboard, um Ihre Inhalte zu planen. So bleiben Sie fokussiert und behalten den roten Faden.
  • Bearbeiten Sie in Ihrem Video nur ein Thema mit einem konkreten Ziel.

Mit diesen Tipps gestalten Sie Ihre Videos ansprechend:

  • Fassen Sie mit einem Intro-Clip oder einer einfachen Titelkarte wichtige Informationen für Ihre Studierenden zusammen, sodass diese wissen, was sie im Video erwartet.
  • Ist der/die Dozierende zusätzlich im Bild zu sehen (Talking Head) wirkt dies lebendig und authentisch.
  • Verwenden Sie eine natürliche Sprache. Das wirkt bodenständig und sympathisch.
  • Bearbeiten Sie Ihr Thema gern anhand einer Geschichte (Storytelling). Bauen Sie Charaktere oder eine Handlung in das Lehr-/Lerngeschehen ein.
  • Erklären Sie anhand praxisnaher Beispiele.
  • Arbeiten Sie mit visuellen Elementen, wie Bildern und Symbolen, um Lehr-/Lerninhalte anschaulich darzustellen.
  • Wiederholungen sorgen für Denkpausen und festigen das zu Erlernende.
  • Erklären Sie Fachbegriffe.
  • Stärken Sie das Engagement Ihrer Studierenden durch Quizfragen und interaktive Elemente. [PDF] „Interaktive Lerninhalte mit H5P in Moodle“
  • Fordern Sie Ihre Studierenden aktiv dazu auf, Ihrem Video zu folgen, und stellen Sie Fragen, die zum Nachdenken anregen. Bitten Sie um Kommentare/ Feedback.
  • Arbeiten Sie mit Untertiteln, um möglichst barrierefreie Lehr-/Lerninhalte zur Verfügung zu stellen.
  • Verweisen Sie auf weitere Informationsquellen.
  • Weitere praktische Tipps finden Sie in unserem Video "DESKTOP DOKUMENTARY - DOKUMENTATION VIA WORDL WIDE WEB"! 

Allgemein gilt folgender Prozess zur Interaktivierung Ihrer Lehr-/Lernvideos:

  1. Planung der Lehrveranstaltung bzw. des Drehbuchs bei asynchroner Produktion
  2. Produktion synchron (Live-Session) oder asynchron
  3. Umwandlung Ihres Videos in eine MP4-Datei und Hochladen in das Medienportal der BTU ([Video-Tutorial] und [Text-Tutorial])
  4. Video aus Medienportal über Inhaltsspeicher (Tutorial „Interaktive Lerninhalte mit H5P in Moodle“) einbinden und anreichern
  5. Video über Aktivität „H5P“ oder Material „Textfeld“ (Editor: H5P) im Kurs einbinden

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Beispiele aus der Praxis

  • Video: "Übungsvideos in der Mathematik"
  • Interview mit Prof. S. Schröder zu Screencast
Der Screencast (mit Prof. S. Schröder)

T. Falke: Warum setzen sie Screencasts ein? Was ist das überhaupt?

Prof. Schröder: Wikipedia versteht darunter Folgendes: „Ein Screencast (engl.) ist ein digitaler Film, der die Abläufe bei der Verwendung von Software am Computer-Bildschirm wiedergibt und gegebenenfalls beschreibt.“ In der Vorlesung Bioinformatik geht es exakt um diese Anwendung. Für die Molekularbiologie hingegen ist mein Screencast eine mit Video und Audio unterstütze Dokumentation komplexer Vorlesungsinhalte anhand einer Prezi-Präsentation oder Powerpoint-Folie.

T. Falke: Welches didaktische Konzept steckt hinter dem Einsatz der Lernaktivität?

Prof. Schröder: Der Screencast als Element des eLearnings unterstützt die didaktische „Wirksamkeit“ der Vorlesung. Die uneingeschränkte Verfügbarkeit des Lehrstoffs als digitaler Film erlaubt es den Studierenden, den Zeitpunkt der „Stoffverarbeitung“ eigenständig zu bestimmen. Die Intensität der Nutzung wird dabei, abhängig vom Wissensstand, individuell variieren. Zudem stellt ein Screencast sicher, dass der Inhalt fehlerfrei und eindeutig präsentiert wird. Gerade bei anspruchsvollen Themen ist das durchaus ein Vorteil. Aus meiner Sicht ergänzt der Screencast die Präsenzlehre in einer medialen Form, die von Studierenden positiv aufgenommen wird.

T. Falke: Können sie ein Beispiele beschreiben, wo sie das Screencast eingesetzt haben?

Prof. Schröder: Bioinformatische Fragestellungen werden mit webbasierten Programmen bearbeitet. Im Zentrum meiner Vorlesung steht die gezielte Anwendung dieser Software im „molekularbiologischen Laboralltag“. Über den Screencast kann ich an einem konkreten Beispiel die Nutzung eines Programmes für jeden Studierenden nachvollziehbar darstellen. Der Audiokommentar ergänzt die visuellen Schritte, „Mausbewegung“ und „Klick-Aktivität“ auf dem Bildschirm durch entsprechende Hinweise. In den Übungen ist er dann Grundlage für die Bearbeitung der gestellten Aufgaben. In der Molekularbiologie werden komplexe Sachverhalte anhand einer Folie über Betonung mit dem Mauszeiger und ergänzt durch den Audiokommentar aufbereitet. Mittelfristig möchte ich dazu übergehen, Themengebiete über einen Screencast einzuführen, den Studierenden also bereits vor dem eigentlichen Präsenztag zur Verfügung zu stellen. Davon verspreche ich mir eine gezieltere Vorbereitung auf Seiten der Studierenden und eine Grundlage für Verständnisfragen während der Vorlesung.

T. Falke: Welche Probleme lassen sich beim Umgang mit dem Screencast beschreiben? Worauf sollten Lehrende achten? Was sind Stolpersteine?

Prof. Schröder: Der Screencast hat eine zentrale Einschränkung: den zeitlichen Aufwand. Das bedeutet, dass eine Screencast-Sammlung erst im Laufe der Zeit für die Studierenden zur Verfügung stehen wird. Dieses Element des eLearnings ist also nur gezielt einsetzbar. Software-seitig sollte eine professionelle Lösung gesucht werden, um eine Nachbearbeitung zu ermöglichen, denn nicht jeder Erstentwurf ist „perfekt“. Oft wünschen Studierende Ergänzungen oder nachträgliche Änderungen, die manchmal einen „Neustart“ nötig machen. Bisher nutze ich „Snagit“, möchte aber demnächst auf „Camtasia“ umsteigen, das zusätzliche Editiermöglichkeiten anbietet. Meine Empfehlung an interessierte Lehrende: Von anfänglichen Schwierigkeiten nicht abschrecken lassen, denn mit der Zeit wächst die Sammlung und wird zu einem effizienten didaktischen Werkzeug!

  • Interview mit Prof.in A. Jost zu Vorlesungsaufzeichnungen
Vorlesungsaufzeichnungen (mit Prof. A. Jost)

T. Falke: Warum setzen Sie Vorlesungsaufzeichnungenein?

Prof. Jost: Die Vorlesungsmitschnitte verwende ich einerseits für Studierende, die eine Vorlesung verpasst haben, aber auch in der Prüfungsvorbereitung finden Sie Einsatz. Wir haben schon vor über 10 Jahren mit Vorlesungsaufzeichnungen angefangen. Die technischen Voraussetzungen und Geräte dazuhaben sich inzwischen jedoch enorm weiterentwickelt. Man kann mit passender Aufzeichnungstechnik relativ unkompliziert, mit Unterstützung einer Hilfskraft, Lehrveranstaltungsaufzeichnungen anfertigen. Das Besondere dieser Vorlesungsaufzeichnungen ist es, dass die Folien der Präsentationen bzw. der Inhalt des Monitors zeitsynchron zu dem Videobild des Dozierenden dargestellt werden. Die Lehrveranstaltungsaufzeichnungen dienen aber nicht dazu die Vorlesung zu ersetzen.

T. Falke: Welches didaktische Konzept steckt hinter dem Einsatz der Vorlesungsaufzeichnungen?

Prof. Jost: Mein didaktisches Konzept beim Einsatz der Vorlesungsaufzeichnung ist, dass grundlegende Zusammenhänge wiederholt werden können. Auch bei der Bearbeitung von praktischen Fragestellungen können die Studierenden offene Fragen mittels der Vorlesungsaufzeichnungen bearbeiten. Ich arbeite aber auch viel mit Texten, sodass die Studierenden auswählen können, ob sie sich das Grundlagenwissen aus der Vorlesungsaufzeichnung wiederholen oder lieber in den von mir angegeben Quellen nachlesen. Zusätzlich zu den Vorlesungsaufzeichnungen habe ich auf die Lernplattform Interviews mit realen Patienten und mit Angehörigen als Videomitschnitte gestellt. Diese Videos mit realen Patienten halte ich für besser als psychisch Kranke im Auditorium vorzuführen.

T. Falke: Welchen Mehrwert der Vorlesungsaufzeichnungen sehen Sie für Studierenden?

Prof. Jost: Die technischen Möglichkeiten Videos einzusetzen haben sich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt. So haben viele Studierende Laptops oder andere mobile Endgeräte, so dass sie sich die Vorlesungsaufzeichnungen an unterschiedlichen Orten anschauen können. Orts- und zeitunabhängiges Lernen wird unterstützt.

T. Falke: Was sind Fallstricke beim Einsatz von Vorlesungsaufzeichnungen? Welche Probleme können Sie identizieren?

Prof. Jost: Die größte Hürde bei diesen Videoaufzeichnungen sind die technischen Probleme, die mit dem Abspielen von Videoaufzeichnungen zusammenhängen. Hin und wieder laufen dann die Videos doch bei einigen Studierenden nicht oder die Abspielqualität ist nicht optimal. Die technische Anfälligkeit und die technischen Anforderungen sind auf jeden Fall höher als beim Abrufen von PDF Dokumenten. Der zweite Fallstrick ist, wenn man gesundheitlich etwas angeschlagen gefilmt wird, stellt sich die Frage, ob man sich so präsentieren möchte. Aber die Studierenden kennen mich ja ohnehin live. Die Videos dienen ja nicht dazu, Unbekannten diese Videos isoliert zur Verfügung zu stellen. Die Videos werden im Kontext der Studierenden-Dozierenden-Beziehung verwendet.

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