Gedenkstätte "Geschlossener Jugendwerkhof Torgau"


Am 20.12.2019 unternahm unser Seminar mit 25 Studierenden im ersten Semester des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit eine Exkursion zur „Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau“. Die Einrichtung war der einzige geschlossene Jugendwerkhof der DDR und sollte als Disziplinierungsanstalt den Widerstand besonders „schwer erziehbarer Jugendlicher“ brechen.

Wir wurden von Manuela Rummel begrüßt, der wissenschaftlichen Referentin der Gedenkstätte, und erhielten einen Einführungsvortrag über das System der Jugendwerkhöfe in der DDR mit der Einrichtung in Torgau auf der höchsten Eskalationsstufe. Manuela Rummel stellte anschaulich dar, wie Kinder und Jugendliche oft ohne eigenes Zutun oder das ihrer Eltern in diese Einrichtungen gelangten und welchen Repressalien und Misshandlungen sie dort durch die Betreuer*innen ausgesetzt waren. So wurden beispielsweise Jugendliche aus nichtigen Anlässen tagelang in den „Fuchsbau“ eingesperrt, ein unbeleuchtetes, feuchtkaltes, zweieinhalb Quadratmeter umfassendes Kellerloch von nur 1,30 m Höhe.

Beim Besuch der Dauerausstellung „Ich bin als Mensch geboren und will als Mensch hier raus – Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau im Erziehungssystem der DDR“ ((hyperlink: http://www.jugendwerkhof-torgau.de/Ausstellungen/Dauerausstellung/446/)) konnten wir uns anhand vielfältiger Zeitzeugnisse wie Akten von ehemaligen Kindern und Jugendlichen, Portraits, Unterlagen zu vollzogenen und versuchten Suiziden und heimliche Inschriften in Möbelstücken über den Alltag im Jugendwerkhof informieren. Besonders die persönlichen Akten spiegeln den Zeitgeist und die Haltungen der Betreuer*innen eindrücklich wieder.

Die Erfahrungen im Geschlossenen Jugendwerkhof waren in jedem Fall traumatisierend für die betroffenen Jugendlichen und führten häufig zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen bis ins Erwachsenenalter. Besonders eindrücklich wurde uns die Grausamkeit der in Torgau praktizierten Erziehungsmethoden durch die Begegnung und das moderierte Zeitzeugengespräch mit einem Opfer des Werkhofs zum Abschluss der Exkursion vor Augen geführt.
 

http://www.jugendwerkhof-torgau.de/