„Dieser Preis ist sehr wichtig und ermutigt Studierende, sich ehrenamtlich zu engagieren“
In diesem Jahr geht der DAAD-Preis an den Informatik-Studenten Nabil Abo Nasser. Zurzeit fertigt der 35-jährige Syrer seine Masterarbeit am Fachgebiet Rechnernetze und Kommunikationssysteme an. „Nabil Abo Nasser ist mir sowohl durch seine hohe fachliche Qualifikation als auch durch sein beeindruckendes soziales Engagement besonders positiv aufgefallen. So ist er seit Februar 2015 als Dolmetscher und Sprachvermittler in der Stadt Cottbus ehrenamtlich aktiv, vermittelt dort zwischen verschiedenen Kulturen und begleitet beispielsweise Geflüchtete bei Behördengängen und Arztbesuchen aller Art,“ erzählt der Betreuer seiner Masterarbeit, Professor Oliver Hohlfeld, begeistert. Diese Auszeichnung zeigt Nabil Abo Nasser, dass seine Arbeit wertgeschätzt wird und sich ehrenamtliches Engagement lohnt: „Die Existenz dieses Preises ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Er ermutigt Studierende, sich auch während des Studiums zu engagieren.“
Im Dezember 2014 kam Nabil Abo Nasser aus Syrien in die Lausitz und hat 2017 mit einigen anderen das Geflüchteten Netzwerk Cottbus e.V. gegründet. Hier helfen Geflüchtete sich gegenseitig. Zudem gibt es einen Pool an Übersetzer*innen sowie ein Meldesystem für rassistische Übergriffe. Auch für die Stadtverwaltung Cottbus ist das Netzwerk im Hinblick auf Aufklärung und Miteinander ein wichtiger Ansprechpartner in die Community hinein. Für seine Arbeit hat das Netzwerk im Februar 2020 den Integrationspreis Brandenburg erhalten. „Die Projekte werden von den Geflüchteten gut angenommen und über Fördergelder finanziert. Derzeit ist unsere Arbeit durch die Corona-Krise zwar etwas eingeschränkt, aber unser Büro im Großenhainer Bahnhof in Cottbus ist geöffnet“, sagt Nabil Abo Nasser.
Als im Frühjahr die Maskenpflicht eingeführt wurde, diese jedoch zunächst schwierig zu bekommen waren, hat er mit seinem Verein maßgeblich dazu beigetragen, Cottbus auszustatten: „Wir haben drei Nähgruppen gebildet, die mehr als 2.500 Masken für die Krankenhäuser, Praxen sowie verschiedene Behörden und Flüchtlingsheime gefertigt haben. Dann haben wir gemerkt, dass die BTU ebenfalls Bedarf an Masken hat. Also haben wir auch mehrere Hundert Stück für die Uni genäht.“
Daneben wurde der sympathische Master-Student bereits 2018 in den ersten Migrationsbeirat der Stadt Cottbus gewählt – und in diesem Jahr für den 2. Migrationsbeirat benannt. „Die Hauptaufgabe des Migrationsbeirats ist die Unterstützung der Stadt, indem er sie über die Bedürfnisse, Probleme und die Interessen der Migranten und Geflüchteten berät. Damit trägt dieses Gremium zu einem besseren Integrationsprozess bei.“
Wenn Nabil Abo Nasser neben diesen ehrenamtlichen Aktivitäten noch Zeit hat, spielt er gern Fußball und ist als Mitglied bei den Grünen politisch aktiv. Nicht zu vergessen sein Studium! Wie eingangs erwähnt befindet er sich in den Entzügen seiner Masterarbeit. Nach dem erfolgreichen Abschluss strebt er eine Promotion im Bereich Cyber Security an. „Die freundliche und attraktive Atmosphäre hier an der Universität – insbesondere an meinem Lehrstuhl – hat mich in dem Wunsch bestärkt, an der BTU zu promovieren. Generell bin ich dankbar für die Hilfsbereitschaft und Unterstützung aller Mitarbeiterinnen und Mittarbeiter der Uni! Ich hatte und habe hier eine ausgezeichnete Zeit und empfehle jedem in meinem Umfeld, ein Studium an der BTU aufzunehmen. Was mir allerdings in Cottbus nicht gefällt, ist das Problem des Rechtextremismus und die rassistischen Vorfälle gegenüber Ausländern. Deswegen sollte jeder Studierende meines Erachtens nach einen Beitrag leisten, um diese Tendenz zu bekämpfen.“