Interview mit BTU Alumnus Thomas Rieder zum Studium und zur Promotion (Maschinenbau)

"Man wächst an der Herausforderung."

Thomas Rieder studierte Maschinenbau in Senftenberg und promovierte an der BTU im Fachgebiet Werkzeugmaschinen von Prof. Sylvio Simon zum Thema „Untersuchungen zur Wirkung von Unwucht auf die Schallemission von Tragrollen“. Dabei arbeitete er auch im Team des weltweit einmaligen Tragrollenprüfstandes am Campus Senftenberg. Damit Gurtförderanlagen möglichst leise und zuverlässig funktionieren, sind entsprechend konstruierte Tragrollen entscheidend. An dem Prüfstand können diese auf ihre mechanischen und akustischen Eigenschaften mit wissenschaftlicher Präzision untersucht werden. Durch seine Forschung konnte er nachweisen, dass Unwuchten nicht ursächlich für eine erhöhte Schallemission bei Tragrollen sind.

Hallo Thomas, erstmal herzlichen Glückwunsch zu deiner bestandenen Promotion. Wie bist Du dazu gekommen und was hat Dich an dem Thema vor allem begeistert?
Vielen Dank. Seit 2009 war ich beim „Projekt Tragrollenprüfstand“ beschäftigt. Wir konnten viele Erkenntnisse zum Thema Tragrolle und Schallemission mit Hilfe des Prüfstandes gewinnen und diese veröffentlichen. In der Dissertation von Herrn Dr.-Ing. Täschner wurde die Aufgabe gestellt, den Zusammenhang zwischen Unwucht und Schallemission bei Tragrollen von Gurtförderanlagen noch einmal kritisch zu hinterfragen. Ich hatte einen Startpunkt und musste nun Experimente ersinnen und durchführen. Die Freude entstand automatisch, als die Ergebnisse zeigten, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Unwucht und der Schallemission bei Tragrollen gibt.

Du hast zuvor auch in Senftenberg Maschinenbau studiert. Es ist leider immer noch selten, dass Alumni mit fachhochschulischem Abschluss promovieren. Wie hast Du die Herausforderung wahrgenommen und hast Du Tipps für andere Alumni, die Deinem Vorbild folgen wollen?
Der Aufbau der akustischen Tragrollenprüfung durch mich, das Absolvieren des Masterabschlusses und die erste Promotion zu diesem Themengebiet durch Dr.-Ing. Täschner, rückte die Perspektive einer Promotion erst in meinen Blick. Im Zusammenhang mit meiner Promotion war es sicherlich von großem Vorteil an der Universität bzw. beim IURS e.V. angestellt gewesen zu sein um direkt am Tragrollenprüfstand arbeiten zu können. Auch die langjährige Zusammenarbeit mit der LEAG und den verschiedenen Tragrollenherstellern hat dazu beigetragen das Ziel zu erreichen. Der Wille, die Problematik tiefer untersuchen zu wollen, war gegeben. Die Herausforderung bestand dann darin, sich selbst davon zu überzeugen, dass es zu schaffen ist. Meine Empfehlung dazu ist, wenn die Voraussetzungen gegeben sind und man ein gutes Gefühl hat, macht es.

Bei einer Promotion lernt man neben dem wissenschaftlichen Arbeiten noch viele andere Kompetenzen und Herausforderungen zu meistern. Kannst Du bitte etwas dazu sagen, wie Dich die Promotion verändert hat und welche Kompetenzen Du im Besonderen stärken konntest.
Ich musste mein Zeitmanagement zwischen Arbeit, Privatleben und der angestrebten Promotion anpassen lernen. Gerade die letzten drei Monate vor Abgabe waren sehr intensiv und zeitaufwendig. Es war viel zu meistern wie das kritische Hinterfragen von Literatur und Quellen, als auch der eigenen Arbeit, die Bewertung der Ergebnisse aus den Experimenten, die Formulierungen von Beschreibungen und das Halten von Vorträgen. Meine Vorträge zum Thema führten im Auditorium zu kontroversen Diskussionen. Dem muss man erstmal standhalten. Da ich mich auf meine Messergebnisse berufen konnte, ist es mir von Mal zu Mal leichter gefallen meinen Standpunkt zu vertreten. Man wächst an der Herausforderung.

Der Campus Senftenberg ist durch seine Größe besonders familiär mit engen Kontakten zu Professoren und Dozenten. Wie hast Du das wahrgenommen und wie konnte es Dir eventuell sogar beim Studium und bei der Promotion helfen?
Ja, das stimmt. Bei Sorgen, Nöten und Problemen hatte man immer einen kurzen Dienstweg. Wie selbstverständlich konnte man auch emeritierte Professoren regelmäßig um Rat fragen. Innerhalb der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter, die promovieren wollten, gab es auch einen regen Austausch in Form eines Doktoranten Colleges. So konnte man sich stetig gegenseitig helfen um voran zu kommen.

Wie geht es jetzt nach der Promotion für Dich weiter?
Ich habe eine Stelle bei der DEKRA gefunden und geh zurück nach Frankfurt/Oder.

Kontakt

Daniel Ebert
VP S 3 ALUMNI
T +49 (0) 355 69-2420
daniel.ebert(at)b-tu.de
BTU Alumnus Thomas Rieder bei seiner Disputation. Foto: Michael Weist
BTU Alumnus Thomas Rieder nach der erfolgreichen Disputation. Foto: Michael Weist