Vom Tatort zum Rechtsort

Fortsetzung der öffentlichen Ringvorlesung „Forensic Sciences – Der Tat auf der Spur“ am Freitag, 10. Februar 2017, 17:30 Uhr

Unter der Überschrift "Vom Tatort zum Rechtsort" gibt Bernhard Brocher, Leitender Oberstaatsanwalt in Cottbus, Einblicke in eine spannende Thematik. Interessierte sind dazu in den großen Hörsaal auf dem Zentralcampus der BTU Cottbus-Senftenberg eingeladen.

Die forensische Tatortarbeit und die naturwissenschaftlich - technische Auswertung von Spuren haben in den vergangenen 100 Jahren sehr große Fortschritte gemacht und in vielen Fällen zur Objektivierung der Beweisführung im Strafverfahren beigetragen. Harte Sachbeweise auf wissenschaftlicher Basis ersetzen so häufig subjektiv geprägte Einschätzungen und von der menschlichen Erinnerung abhängende Aussagen von Zeugen und Beteiligten. Gleichwohl gilt, was am Tatort oder bei der Auswertung im Büro oder Labor an Erkenntnissen gesammelt wird, bedarf in der strafrechtlichen Hauptverhandlung vor Gericht der Umsetzung.

Hier findet dann häufig ein Ringen um die Aussagekraft naturwissenschaftlicher oder technischer Beweise statt. Hierbei gilt, nur was in der Hauptverhandlung vermittelt werden kann, dient der Aufklärung der Straftat. Der Sachverständige muss neben seiner Auswertung also vor allem in einem komplexen Kommunikationsprozess mit Partnern auf unterschiedlichem intellektuellem Niveau, gegensätzlichen Interessen und ganz unterschiedlichem Vorverständnis überzeugen und vermitteln. Hierbei muss die Anklage den vollen Tatnachweis erbringen, die Verteidigung allerdings nur berechtigte Zweifel säen. Zudem muss das Gericht in seinem schriftlichen Urteil fehlerfrei, transparent und vor allem nachvollziehbar die Beweisführung seiner Überzeugung darlegen.

Hierbei entsprechen nur im besten Fall die gesicherten Erkenntnisse der Forensik auch eins zu eins den Grundlagen des Urteils. Das Ringen um die rechtliche Bewertung prägt mindestens so stark wie der wissenschaftliche Erkenntnisprozess ein Strafverfahren. Die objektiven Untersuchungsmethoden am Tatort, die so gewonnenen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse sind deshalb nur ein Teil des Prozesses zur Rechtsfindung. Das Ringen um die rechtliche Bewertung des zu beurteilenden Geschehens, der Rechtsort, ist die andere nicht minder spannende Phase des Erkenntnisprozesses.

Datum: Freitag, 10. Februar 2017, 17.30 bis 19 Uhr

Ort: Großer Hörsaal, Zentralcampus, Konrad-Zuse­­-Straße 4, 03046 Cottbus

Bernhard Brocher, der Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin studierte und im März 1990 zum Staatsanwalt in Berlin ernannt wurde, ist seit dem 15. Februar 2010 als Leitender Oberstaatsanwalt in Cottbus tätig.

Zuvor erwarb sich Bernhard Brocher in seinen 20 Berufsjahren in der Berliner Justiz einen hervorragenden Ruf in unterschiedlichsten Spezialgebieten: Er war erster Berliner Sonderdezernent für Computerstrafsachen und gehörte von 1990 bis 1994 der Arbeitsgruppe Regierungskriminalität an. Im März 1994 erfolge die Ernennung zum Oberstaatsanwalt.

Im Zeitraum von Oktober 1994 bis November 2002 fungierte er als Abteilungsleiter in verschieden Bereichen, zunächst in der Abteilung für Wirtschaftsstrafsachen, später leitete er die Abteilung für Steuer- und Zollstrafsachen der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin. Anschließend wurde Berhard Brocher zum Hauptabteilungsleiter befördert und zugleich mit der Leitung der Wirtschaftshauptabteilung der Staatsanwaltschaft Berlin betraut. In den Folgejahren gehörte Bernhard Brocher als Dezernent und stellvertretender Leiter der Ermittlungsgruppe zur Bankgesellschaft Berlin an.

Die öffentliche Ringvorlesung im Wintersemester 2016/17 des Weiterbildungszentrums der BTU Cottbus-Senftenberg in Kooperation mit dem Studiengang Forensic Sciences & Engineering steht unter dem Titel: "Forensic Sciences: Der Tat auf der Spur". Experten geben Einblicke in die Welt der Spurensuche, -analyse und -bewertung. Das Themenspektrum erstreckt sich von der Suche nach Leichen über die Staatsanwaltschaft bis hin zum Aufdecken von Kunstfälschungen. Im Anschluss an jeden Vortrag können alle Interessierten mit den Experten im Hörsaal oder in der Unbelehr-Bar ins Gespräch kommen.

Kontakt

Thomas Hasenauer
Weiterbildungszentrum
T 3680
thomas.hasenauer(at)b-tu.de