Gute Nachricht für OP-Patienten: Ursache für Übelkeit nach OPs liegt an Kopfbewegungen

Interdisziplinäres Team aus Wissenschaftlern von BTU sowie LMU und TU München weist Grund für postoperative Übelkeit nach

Am 14. März 2017 erschien in der Fachzeitschrift PLoS One ein Aufsatz, in dem  neue Erkenntnisse zu postoperativer Übelkeit veröffentlicht wurden. Übelkeit und Erbrechen tauchen demnach nach Operationen, bei denen Opioide als Schmerzmittel verabreicht werden aus einem besonders einfachen Grund auf. Eine interdisziplinäre Forschergruppe, bestehend aus Medizinern, Ingenieuren und Physikern der BTU Cottbus-Senftenberg, der Universitätskliniken der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität München konnten nachweisen, dass es sich um eine an sich harmlose Bewegungskrankheit handelt.

Erich Schneider, Informatik-Professor am Campus Senftenberg der BTU sagt dazu: »Die erste erfreuliche Botschaft an diese Patienten lautet: Der Grund für die Übelkeit ist harmlos. Sie wird durch Kopfbewegungen ausgelöst. Bei einer Seekrankheit passiert etwas ganz ähnliches: Das Schwanken des Schiffes stört dort unseren Gleichgewichtssinn und löst Übelkeit aus. Die zweite gute Botschaft lautet: Die heftigen Symptome bleiben aus, wenn Kopfbewegungen vermieden werden. In der aktuellen Arbeit konnten wir zeigen, dass Kopfbewegungen Übelkeit auslösen, unabhängig davon, ob mit offenen oder geschlossenen Augen.«

Grundlage der neuen Forschungsergebnisse ist eine neue diagnostische Methode zur gleichzeitigen Messung von Augen- und Kopfbewegungen. Diese hat Prof. Schneider in Zusammenarbeit mit Nadine Lehnen, ebenfalls Professorin an der BTU, seit 2008 entwickelt und in den letzten Jahren zur Produktreife gebracht. Durch dieses objektive Verfahren konnte nachgewiesen werden, dass die bei einer Operation zur Schmerzlinderung eingesetzten Opioide die Funktion des Gleichgewichtssinns beeinträchtigen. Diese Störung ist ursächlich für Übelkeit und Erbrechen.

Bislang war vermutet worden, dass die Wirkung der Opioide auf das Brechzentrum im Hirnstamm ausschlaggebend sei. Auch gab es Vermutungen zu einem Zusammenhang damit, ob die Patienten nach einer OP die Augen offen oder geschlossen halten. Beide Vermutungen sind nun widerlegt. Stattdessen ist es alleine die Kopfbewegung nach der Operation, die die Übelkeit auslöst.

Nun stehen die Wissenschaftler vor der neuen Aufgabe, wie das Aufwachen von OP-Patienten geschehen kann, ohne durch Kopfbewegungen die Übelkeit auszulösen. Prof. Schneider: »Zusammen mit unserer Kollegin aus der Sozialpsychiatrie, Prof. Dr. Annemarie Jost vom Campus Sachsendorf der BTU haben wir einen Förderantrag gestellt, um jetzt zu untersuchen, wie das postoperative Management der Patienten in der Pflege verbessert werden muss, damit die Übelkeit nicht mehr auftritt.«

Am BTU-Institut für Medizintechnologie in Senftenberg arbeiten die Wissenschaftler um Erich Schneider derweil an der Weiterentwickelung der Methode zur Messung von Augen- und Kopfbewegungen, um sie zusammen mit Kooperationspartnern als diagnostisches Instrument in der klinischen Routine auch für andere Patientengruppen, wie zum Beispiel für Patienten mit neurodegenerativen Krankheiten, zu etablieren.

Pressekontakt

Benedikt Stahl
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
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benedikt.stahl(at)b-tu.de
Diese Brille misst gleichzeitig Augen- und Kopfbewegungen. Mit ihr konnte der Grund für postoperative Übelkeit nachgewiesen werden.