(Tausche) Hörsaal gegen Kinosaal
Als Kind wohnte Antje Ewald gegenüber von einem Kino. Gerade mal einen Saal bot dieses Lichtspielhaus in Jüterbog, doch für das kleine Mädchen war es magisch und hat den Grundstein für eine tiefe Verbundenheit zum Kino gelegt. Nach dem Abitur kam sie an die BTU, um Kultur und Technik zu studieren. Das Fach klang vielversprechend und offerierte einen Einblick in die unterschiedlichsten Bereiche. Auch Cottbus gefiel ihr – die Stadt hatte eine angenehme Größe und war nicht so weit weg von Zuhause. Außerdem gab es hier gleich mehrere Kinos, ein Nebenjob in einem davon fand sich schnell. Und dann war das FilmFestival Cottbus: »Im Studium war eine der ersten Aufgaben von Professor Christer Petersen vom Lehrstuhl für Angewandte Medienwissenschaften, zur Filmschau in den Weltspiegel zu gehen. Ich weiß noch, wie ich mit meiner ausgedruckten Google Maps-Karte durch den Regen dorthin gestapft bin. Das war so ziemlich das erste Mal, das ich privat etwas mit meinen Kommilitonen unternommen habe. Rückblickend kann ich sagen, dass es eine super Idee war.« Die Faszination für das Festival des osteuropäischen Films hat Antje Ewald nicht mehr losgelassen, so stieg sie 2014 als Assistentin im Festivalmanagement ein und unterstützt seitdem das gesamte Team. Was genau sie da macht? – alles, was die Leute für selbstverständlich halten. »Ich kümmere mich zum Beispiel darum, dass die Plakate hängen, dass die Buchstaben stehen, das Magazin im Umlauf ist, das Licht blau wird, die Linien gesprüht werden können und die Eventaushilfen ihre Einsatzpläne bekommen.«
Zu den über 30 Eventaushilfen gehören in diesem Jahr die BTU-Studierenden Jana Stolle und Damien Laing. Die Jobs sind begehrt, denn man ist live dabei, bekommt die Atmosphäre hautnah mit und kann einen Blick hinter die Kulissen des Festivals werfen. Bereits zum 28. Mal bringt dieses Event mit über 200 Beiträgen die Welt des osteuropäischen Films in die Stadt. Das Publikum erhält die einzigartige Möglichkeit, Produktionen aus Ost- und Mitteleuropa zu sehen, die in Cottbus oftmals ihre Welt-, internationale oder deutsche Premiere erleben. Über 20.000 Zuschauer gehen jedes Jahr zum Festival.
Seit Jana Stolle aus Niedersachsen nach Cottbus gezogen ist, um hier ein Studium aufzunehmen, ist sie auch begeisterte Besucherin des Filmfestivals. Kultur hat in ihrem Leben einen hohen Stellenwert. »Ich komme aus einem kleinen Dorf und bin schon früh immer in die Stadt gefahren, um ins Theater oder zu kulturellen Veranstaltungen zu gehen. Später habe ich dann ein Studium gesucht, das mir die Welt erklärt. Ich wollte das gesamte Zusammenwirken der Gesellschaft und ihrer einzelnen Bereiche verstehen. Mit Kultur und Technik habe ich genau den richtigen Studiengang für mich gefunden.« Ebenso wichtig sind Jana Stolle ehrenamtliche Tätigkeiten. Als Kind hat sie Zettel für ihren Bürgerverein verteilt, war Klassensprecherin und hat als Jugendleiterin Sportkurse gegeben. Heute ist sie Kulturreferentin im Studierendenrat der BTU. Für ihr besonderes Engagement in zahlreichen Gremien der Universität wurde sie 2018 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 5. Uni-Geburtstag geehrt. In dieser Novemberwoche ruhen aber erst einmal die meisten anderen Projekte, da Jana Stolle das ganze Filmfestival über arbeiten wird. Sie erhofft sich viele Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Begegnungen.
Auf den Austausch mit den regionalen und internationalen Besuchern ist auch der Australier Damien Laing gespannt. Seit kurzem wohnt er in Cottbus und macht ein Auslandssemester im Bereich Stadt- und Regionalplanung an der BTU. Aus der Metropole Melbourne ist er mit seiner Freundin, die hier World Heritage Management studiert, in die beschauliche Stadt in der Lausitz gekommen. »Wir lieben Cottbus. Es ist klein, aber fein. Die Stadt bietet so viele Möglichkeiten und man findet immer Leute, die offen für Projektideen sind.« Dass er jetzt beim Filmfestival arbeitet, ist ein reiner Glücksfall: »Ich habe die Organisatoren angeschrieben, weil ich mich in der Cottbuser Kulturszene engagieren wollte. Zurück kam ein Arbeitsvertag und nun habe ich Filmbeschreibungen ins Englische übersetzt und arbeite als Eventhilfe in der Stadthalle.« Zu sehen wie Menschen aus vielen verschiedenen Ländern über gemeinsame Interessen verbunden sind, freut ihn sehr und genau das macht das FilmFestival Cottbus für ihn aus.