Hilfseinsatz im Katastrophengebiet

Umweltwissenschaftlerin Dr. Annika Badorreck war mit dem Technischen Hilfswerk in Mosambik, um die dortige Bevölkerung nach einem Zyklon mit Trinkwasser zu versorgen

Angefangen hat alles 2014, mit einem guten Vorsatz fürs neue Jahr. Während viele dieser Vorhaben schnell wieder in Vergessenheit geraten, setzte Dr. Annika Badorreck ihr Projekt in die Tat um: »Ich wollte mich ehrenamtlich engagieren. Da ich mich gern mit Technik und Menschen beschäftige, bot das Technische Hilfswerk (THW) die perfekte Mischung«, erinnert sich die Umweltwissenschaftlerin. Neben festen Ausbildungsterminen sowie der Wartung und Instandhaltung von Fahrzeugen und Ausrüstung wird sie auch immer wieder zu Einsätzen gerufen. Gerade die trockenen und heißen Sommermonate bergen große Gefahren in sich: »Als es in der Lieberoser Heide gebrannt hat, waren wir auch vor Ort. Das THW löscht zwar selbst keine Feuer, aber wir haben beispielsweise mit unserem Radlader Wege für die Feuerwehr geschoben und Rohre für die Wasserförderung verlegt. So dicht an der Gefahrenzone, muss man sich absolut aufeinander verlassen können. Das funktioniert auch, und das ist das Schöne daran«, erzählt sie. Diese gemeinsamen Einsätze verbinden, das aufeinander angewiesen sein schweißt zusammen. Gemeinschaft wird hier großgeschrieben.

Von Beginn ihrer freiwilligen Arbeit beim THW an möchte sie auch ins Ausland, um den Menschen in der größten Not zu helfen. Mit ihrem beruflichen Hintergrund, der Laborerfahrung in der Trinkwasser- und Umweltanalytik ist sie prädestiniert dafür. Ein Team aus ganz Deutschland trifft sich viermal im Jahr für Übungen und Ausbildungen.

Mit der Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland (SEEWA) war Annika Badorreck im Frühjahr 2019 zu ihrem ersten Auslandseinsatz in Mosambik. Zyklon Idai hatte schwere Überschwemmungen verursacht. Das Maß der Zerstörung in einigen Regionen des afrikanischen Landes war enorm. Es herrschte Knappheit an sauberem Trinkwasser und eine Choleraepidemie drohte. Die THW-Helfer bauten im Katastrophengebiet eine Trinkwasseraufbereitungsanlage, um die Bevölkerung mit lebensnotwendigem reinem Wasser zu versorgen. »Als Laborantin der Gruppe habe ich mehrmals täglich die Wasserqualität kontrolliert, das heißt ich analysiere es auf mikrobielle und chemische Verschmutzung. Wären die Grenzwerte überschritten worden, hätten wir das Wasser nicht ausgeben dürfen, aber es war immer alles in Ordnung.«

Jeden Morgen stand sie mit den ersten Sonnenstrahlen um 5 Uhr auf und drehte kurze Zeit später ihre erste Analyserunde, bevor um 6 Uhr die Wasserabgabe startete. Ihr Arbeitstag war sehr ausgefüllt, doch das hat sie nicht gestört – im Gegenteil: die Dankbarkeit in den Augen und Gesten der Bevölkerung waren es allemal wert. Parallel zur Trinkwasserabgabe hat das THW-Team auch Brunnen analysiert und gereinigt sowie Dächer instandgesetzt. Stets umringt von vielen Menschen. Untergebracht waren die Helfer in einem kleinen Camp auf dem Gelände einer Schule. »Als der Schulbetrieb wieder aufgenommen wurde, haben die Kinder ab und zu für uns gesungen. Oder sie kamen zur Wasserabgabestelle und haben uns mit ihrem Schulenglisch Löcher in den Bauch gefragt. Das waren wunderbare Momente. Immer wenn wir Zeit hatten, haben wir etwas für die Kinder gemacht, wie zum Beispiel eine Schaukel gebaut«, erinnert sich Annika Badorreck. Und dann waren Mitte Mai alle Arbeiten abgeschlossen. Die SEEWA konnte sicher sein, dass alles wieder richtig läuft und sie mit ihrer Trinkwasseraufbereitungsanlage überflüssig waren. »Das war ein schönes Ende.«

Nach einem arbeitsreichen Monat in Mosambik kehrte die Agrarwissenschaftlerin erfüllt wieder an ihren Schreibtisch an die BTU zurück. Für die Zeit der Freistellung hatten Kollegen Teile ihrer Arbeit übernommen. Als akademische Mitarbeiterin koordiniert sie die wissenschaftlichen Arbeiten im Projekt Hühnerwasser, einem künstlichen Wassereinzugsgebiet im Tagebau Welzow-Süd, und beschäftigt sich mit den Themen Ökosystemanalyse und Hydrologie in Bergbaufolgelandschaften.

Ihren Ausgleich zur Arbeit am Computer und im Labor findet sie stets beim THW. »Ich habe dort viel gelernt, sei es der Umgang mit der Motorkettensäge oder die vielen Einblicke in technische Dinge, wie Baustatik. Es wäre schön, wenn sich noch mehr Menschen für dieses Engagement begeistern könnten – natürlich gern auch Studierende oder Mitarbeitende der BTU.«

Kontakt

Annika Badorreck
Forschungszentrum Landschaftsentwicklung und Bergbaulandschaften (FZLB)
T +49 (0) 355 69-4239
badorreck(at)b-tu.de

Janina Biell
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
T +49 (0) 355 69-2609
janina.biell(at)b-tu.de
Dr. Annika Badorreck bei der Wasserentnahme aus einem einfach gebauten Brunnen. Das Wasser wird daraus beispielsweise mit ausrangierten, oben abgeschnittenen Kanistern geschöpft. Die offene Bauart ist - neben den öffentlichen Brunnen mit Handpumpen - typisch für diese Gegend in Mosambik. (Foto: THW/Savalin Thiemann)
Neben ihrer Auslandstätigkeit ist Dr. Annika Badorreck Helferin in der 1. Bergungsgruppe beim THW Ortsverband Cottbus. (Foto: THW/Annika Badorreck)