Forschen für nachhaltiges Bauen in Russland und Deutschland

Die BTU-Doktorandin Viktoria Arnold erarbeitet ein Nachhaltigkeitsbewertungssystem für Einfamilienhäuser. Am Mittwoch, 29. Januar, nimmt sie interessierte Besucher*innen der Ringvorlesung „Wissenschaft ist (auch) weiblich“ mit auf eine Reise nach Sibirien und in ihren Forschungsalltag.

Als Viktoria Arnold 15 Jahre alt ist, schwärmt ihre Tante derart von Deutschland, dass die Jugendliche nun endgültig weiß, dass sie nach einem Studium auch in dieses ferne Land möchte. Fortan sucht sie nach Möglichkeiten, sich ihren Traum zu erfüllen. Aufgewachsen in der Millionenstadt Krasnojarsk in Sibirien hatte Viktoria Arnold schon seit jeher eine besondere Verbindung zu Deutschland – es ist das Heimatland ihrer Oma. Dank einiger DAAD-Stipendien absolviert sie zunächst einen Deutschkurs in Köln und kann in den darauffolgenden Jahren zu mehreren Forschungsaufenthalten an die BTU Cottbus-Senftenberg kommen.

Mit einem Abschluss als Ingenieurin auf dem Fachgebiet Begutachtung und Verwaltung von Immobilien von der Sibirischen Föderalen Universität (FSU) Krasnojarsk in der Tasche und Berufserfahrung in einer Baufirma sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an ihrer Alma Mater beginnt Viktoria Arnold 2013 schließlich ihre Promotion an der BTU am Arbeitsgebiet Bauliches Recycling von Prof. Dr. Angelika Mettke.
„Anfangs war es sehr schwierig für mich, da ich die ganze deutsche Fachliteratur erst einmal übersetzen musste. Jedoch ist mir das Thema so wichtig, dass ich alles darangesetzt habe, weiterzukommen. In meiner Doktorarbeit beschäftige ich mich mit Nachhaltigkeitsbewertungssystemen für Einfamilienhäuser. Das gibt es in Russland bis auf vier Pilotprojekte noch gar nicht und auch in Deutschland sind bisher nur 0,005 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser zertifiziert worden. Wie vielerorts entwickelt sich auch in Sibirien der Eigenheimbau am Rande der Stadt auf Grund der Verstädterung rasant, weshalb nachhaltiges Bauen immer wichtiger wird“, berichtet die Doktorandin. Die Bewertungssysteme für Gebäude sollen dafür dienen, dass nachhaltig – das heißt ökologisch, wirtschaftlich effizient und den Bedürfnissen der Menschen entsprechend – gebaut wird. Dazu kommt, dass ein Gebäude technisch dauerhaft, umbau- und rückbaufähig sein soll, damit die Ressourcen möglichst effizient genutzt und in den Kreislauf zurückgeführt werden können.

Highlights ihrer Arbeit sind die Forschungsreisen, so war Viktoria Arnold beispielsweise erst im vergangenen Dezember auf einer Konferenz in Russland zu Gast und hat dort sehr erfolgreich über die Verknüpfung von Digitalisierung und Ressourceneffizienz referiert. In guter Erinnerung hat sie außerdem die Summer School, die die Universitäten BTU und FSU jedes Jahr gemeinsam organisieren: „Die Themen sind immer sehr praxisnah. Wir wollen, dass sich die Studierenden mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen und innovative Projekte gemäß der Aufgabenstellung entwickeln. Während im letzten Jahr eine Industriebrache im Mittelpunkt stand, gehen wir 2020 mit den Studierenden in das Sajangebirge, um nachhaltige Gebäude für die Übernachtung von Touristen zu konzipieren.“

Nun sollte man meinen, dass neben der Promotion in einer Fremdsprache nicht viel Zeit und Energie für andere Projekte bleibt. Doch nicht so bei Viktoria Arnold, ihr kam die Idee, ein Analysegerät zu entwickeln, das Schadstoffe in Gebäuden erkennt. „Asbest schlummert noch in vielen Häusern. Erst beim Abriss oder Umbau wird es gefährlich. Wir entwickeln ein Gerät, das schnell auf der Baustelle Asbest erkennt. Mein Mann unterstützt mich dabei“, erläutert sie ihr Projekt.

In Cottbus hat das junge Paar ein neues Zuhause gefunden, hier fühlen sie sich wohl. Auch nach der Promotion sieht Viktoria Arnold ihre Zukunft in Deutschland: „Ich habe gemerkt, dass ich von hier aus auch in Russland mehr bewegen und bewirken kann.“

Ihr ganz besonderer Dank für die Begleitung und Unterstützung auf ihrem bisherigen Weg gilt Prof. Dr. Angelika Mettke, ihre wissenschaftliche Betreuerin, und Birgit Hendrischke, BTU-Gleichstellungsbeauftragte.

Kontakt

Birgit Hendrischke
Gleichstellungsbeauftragte/r
T +49 (0) 355 69-2324
Birgit.Hendrischke(at)b-tu.de

Janina Biell
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
T +49 (0) 355 69-2609
janina.biell(at)b-tu.de
Nachwuchswissenschaftlerin Viktoria Arnold beschäftigt sich in ihrer Doktorarbeit mit Nachhaltigkeitsbewertungssystemen für Einfamilienhäuser. Foto: Viktoria Arnold